Motorradreise von Patagonien nach Alaska, Chile, Nationalpark Conguillio, Vulkan Llaima, Honda CRF 300L

Zentralchile

Ganz froh darüber, endlich von der Fähre runterzukommen, lotse ich die Honda durch das wie verlassen wirkende Puerto Montt. Morgens um 06.00 Uhr ist in Chile kaum jemand unterwegs.

 

In der Hoffnung, dass wenigstens ein Tankstellenlokal geöffnet hat, steuere ich eine grosse Tanke an. Im Shop hat es zwar Licht, die Türen sind aber verschlossen und der einzige anwesende Tankwart meint, dass es erst um 08.00 Uhr frischen Kaffee gibt. Nun gut, dann düse ich eben weiter und verschiebe mein Frühstück auf später.

 

In Zentralchile liegen einige der imposantesten Vulkane des Landes, die ich natürlich gerne sehen möchte. Dazu braucht es aber schönes Wetter, wovon ich weiterhin träumen kann. Es rieselt nämlich weiter vom grauen Himmel und Besserung ist keine in Sicht.

 

Trotzdem geben ich die Hoffnung nicht auf und fahre am Lago Llanquihue entlang, von wo der Ausblick auf den Vulkan Osorno unvergesslich sein soll.

 

Ausser dem skurrilen Museum Pablo Fierro in Puerto Varras und dem einsam daliegenden Steg Frutillar’s Dock in Frutillar Bajo sehe ich jedoch nur grau.

 

Wenigstens hat in Frutillar Bajo ein kleiner Kiosk geöffnet, wo ich einen heissen Kaffee bekomme. Dabei entscheide ich mir kurzfristig, heute bis nach Pucon hochzufahren.

Die Ortschaft liegt am Fusse den Vulkan Villarica und vor allem liegt es bereits in der Klimaregion von Zentralchile, was sonnigeres und wärmeres Wetter verspricht.

Für die Fahrt wähle ich für einmal ein längeres Stück Autobahn, weil Pucon recht weit im Norden liegt.

 

Autobahn fahren in Chile ist ausserhalb der grossen Metropolen relaxed. Es gibt wenig Verkehr und die Autobahngebühren für Motorräder belasten mein Reisebudget kaum. Man löst hier keine Tickets, sondern bezahlt bei den auftauchenden Zahlstellen einen fixen Betrag. Der liegt jeweils zwischen CHF 0.30 und CHF 1.00.

 

In der Ortschaft Osorno tanke ich auf und esse im ein kleines Frühstück. Dabei fahren drei Enduro Fahrer an die Zapfsäule, von denen zwei ein Honda CRF 300 L besitzen.

 

Natürlich kommen wir schnell ins Gespräch und das nicht nur auf Spanisch. Alle drei haben Deutsche Wurzeln und einer spricht sogar etwas Deutsch, weil der die Deutsche Schule in Orsono besucht hat.

 

Die weitere Fahrt bis zum Lago Villarica, an dessen Ufern Pucon liegt, ist nichts Besonderes.

 

Das Gebiet ist stark durch den Tourismus geprägt, wodurch die Unterkunftspreise hoch sind. Ich quartiere mich deshalb im günstigeren Örtchen Villarica ein, dass gegenüber Pucon am selben See liegt.

 

Meine Gastgeber sind aus Spanien ausgewandert und betreiben ihr Gasthaus seit 30 Jahren. Und in der Garage steht eine Royal Enfield Himalaya, die ihr Sohn für Ausflüge in die Umgebung nutzt. So dauert es wieder einmal eine ganze Weile, bis ich mein Zimmer beziehe, weil es einfach zu viel zu Plaudern gibt.


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Mit etwas Glück zeigt sich morgen Mittag die Sonne, weshalb ich eine Route nach Pucon und weiter bis zur argentinischen Grenze beim Paso Tromen plane. Auf dieser Strecke sieht man den Vulkan Villarica gut und noch weitere kleine Lava Öfen.

 

Beim Frühstück bekommt mein Tagesausflug den ersten Dämpfer. Es schüttet was es geht vom Himmel.

 

Ich trödle deshalb ein wenig herum und belade die Honda erst, als die Regenwolken eine Pause einlegen.

 

Meine Barreserven neigen sich dem Ende zu, weshalb ich im Dorfzentrum eine ATM-Maschine plündern muss. Es gibt sogar eine Scotia Bank, die keine Spesen für Bezüge verlangt.

 

Ich schiebe die Karte in den Bancomaten und warte, bis dieser sie lesen kann. Daraus wird leider nichts und auch nach einer Minute passiert gar nichts. Schöner Mist.

 

Ein Schalter neben der Maschine ist frei und ich erkläre der Frau mein Problem. Sie nickt und sagt, dass ich bis nach Bankenschluss warten muss, um die Karte zurückzubekommen. Das ist in Chile um 14.00 Uhr und somit vier Stunden Wartezeit.

 

Der zweite Dämpfer für meinen Tagesausflug, wobei der vermutlich sowieso ins Wasser gefallen wäre, weil es nämlich erneut heftig regnet.

Ich parke die Honda vor einem Restaurant, wo ich sie von innen gut sehen kann, und sitze die vier Stunden ab.

 

Bis anhin fand ich es lästig, dass die Banken und deren Bancomaten lediglich bis 14.00 Uhr geöffnet haben. Jetzt bin ich froh darum.

 

Dazwischen erlöse ich eine andere ATM-Maschine um einige Tausend Pesos mit meiner Visa-Kreditkarte. Das kostet zwar viel Spesen, aber ohne Geld geht nun mal nichts.

 

Kurz vor 14:00 Uhr stehe ich erneut in der Scotia Bank und bekomme meine Karte bald darauf zurück.

 

Mittlerweile drückt sogar die Sonne für einmal durch die Wolken. Für meinen Tagesausflug ist es jedoch zu spät.

 

Deshalb verschiebe ich mich ins 100 km entfernte Melipeuco, dass am Eingang des Nationalparks Conguillio liegt, in welchem der Vulkan Llaima der Chef ist.

 

Einmal mehr finde ich über Google Maps eine nette Unterkunft, die einige Kilometer ausserhalb der Ortschaft auf einem kleinen Bauernhof liegt. Sowohl die Gastfamilie als auch die acht Hunde und Katzen freuen sich über meinen Besuch.


Endlich – keine Wolke versperrt der Sonne die Sicht auf die Erde und der Himmel leuchtet blau.

 

Ich verabschiede mich von allen, was eine Weile dauert, und bestaune bereits einige Kilometer später das erste grosse Lava Feld mit dem Vulkan im Hintergrund.

 

Das Ticket für den Nationalpark habe ich gestern Online gekauft. Etliche Nationalparks haben auf Onlineverkauf umgeschaltet, wodurch es vor Ort keinen Ticketverkauf mehr gibt.

 

Trotzdem entsteht beim Eintrittstor ein kleiner Stau. Es ist Sonntag und das schöne Wetter nach den vielen Regentagen zieht etliche Besucher an.

 

Auf den ersten paar Kilometern im Park stockt der Verkehr weiter bis er sich danach verflüchtigt.

 

Anfangs ist die Piste eine gut befahrbare Schotterstrasse, die dann in ein Waldgebiet hineinführt, wo der Belag auf Vulkanerde / Sand wechselt. Dieser ist wegen dem vielen Regen nass und etwas rutschig.

 

Hinzu kommt, dass die Strasse lediglich autobreit ist, was bei Gegenverkehr sogar für mich mit der schmalen Honda eine Durchzirkeln bedeutet.

Nebst dem Vulkan Llaima ist der Nationalpark wegen seinem dichten Wald aus Araukarien, Bambus und Südbuchen bekannt. Darunter befindet sich die 50 Meter hohe und über 2'000 alte Araukarie Madre.

 

Für einen Teil der Strecke benötigen die Autos einen 4x4 Antrieb. Trotz der nassen Piste wage ich mich auf diesen Abschnitt.

Die Honda kämpft sich wacker die feuchten steilen Abschnitte hoch und runter, wobei der schwierigste Abschnitt am Schluss folgt.

 

Der ist steil und hat einen schlammigen Abschnitt dazwischen. Da bin ich froh, dass es für mich runter geht und nicht hoch.

 

Bevor ich runterfahre, warte ich, bis der von unten kommende kleine SUV, der im Schlammabschnitt stecken bleibt, rückwärts zurück nach unten rollt.

 

Unten an der Laguna Captron verschnaufe ich und die Honda ein wenig.

 

Von weitem höre ich Motorräder anrollen und es dauert nicht lange, bis zwei Chilenen auf Adventure Bikes neben meiner Enduro halten.

 

Sie fragen, ob ich durch den Park gefahren bin und wie die Piste sei. Ich erzähle ihnen, dass wenn sie die nächsten 800 Meter schaffen, alles andere kein Problem ist. Danach brausen sie los.

 

Ob sie es geschafft habe oder nicht, werde ich nie erfahren, da ich ebenfalls weiterfahre.

 

Beim letzten Aussichtspunkt auf den Vulkan und Lava Feld lege ich nochmals eine Pause ein und düse dann weiter bis nach Los Angeles.


Zwischen mir und Valparaiso liegen weiter 700 km, die ich in zwei Tagesetappen zurücklege.

 

Mehrheitlich folge ich dabei der Küste oder fahre Achterbahn durch die Hügelketten dahinter.

 

In Zentralchile ist die Bevölkerungsdichte am höchsten, was sich durch viel Verkehr, Dörfer und Städtchen bemerkbar macht.

 

In Constitucion verbringe ich eine weitere Nacht in einem kleinen Gasthaus, wo an die zehn Hunde ihr zu Hause haben. Ich kann kaum vom Motorrad steigen, weil mich alle begrüssen wollen und links und rechts an mir hochspringen.

 

Hunde sind sowohl in Chile als auch Argentinien allgegenwärtig. Leider leben viele von ihnen auf der Strasse und vegetieren dahin. Oft kein schönes Bild.

 

Hinzu besitzt gefühlt jeder Haushalt einen oder mehrere Hunde. Tollwut ist gemäss meinen Gastgeber trotzdem kein Problem, weil auch alle Strassenhunde geimpft sind. Wie das funktionieren soll, bleibt mir hingegen ein Rätsel. Zum Glück sind die Hunde aber nicht aggressiv gegenüber den Menschen.

 

Auf der Fahrt nach Valparaiso durchquere ich das Naturreservat Laguna Torca, an dessen Rande die Salzfelder von Los Valdivia liegen.

Die Piste durch den Park ist wegen den Lichtverhältnissen im Wald und den steilen Abschnitten, die mit Sand verfeinert sind, nochmals eine kleine Herausforderung.

 

Gegend Abend erreiche ich Valparaiso und das Gasthaus, von wo ich anfangs Oktober meine Reise begonnen habe.

 

Meine Honda, und auch die BMW von Ulrik, finden in der Garage des Schweizer Besitzers einen sicheren Parkplatz für die nächsten vier Wochen.

 

Doch bevor ich mich von der Honda verabschiede, checke ich sie einmal durch und reinige den Luftfilter. Daneben wasche ich meine Motorradklamotten und lasse sie auf der Sonnenterrasse bei knapp 30 Grad trocknen.

 

Ja, ja, endlich bin ich der nassen und kalten Wetterfront entwichen und komme vor meinen Abflug in die Schweiz in den Genuss des chilenischen Sommerwetters.

 

Am 13. Januar 2023 kehre ich nach Valparaiso zurück und setze meine Abenteuerreise in den Norden von Chile, Argentinien und Süden von Bolivien fort.

 

Dazwischen geniesse ich die Zeit mit meiner Familie, verarbeite all die Erlebnisse der letzten drei Monate und tanke Energie für den nächsten Reiseabschnitt meiner Motorradreise von Patagonien bis nach Alaska.

 

Der nächste Blogartikel erscheint ab dem 20 Januar 2023.



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