Patagonische Wahrzeichen

Obwohl das Wetter wechselhaft ist, besuchen wir heute den Perito Moreno Gletscher. Gemäss unserem Gastgeber sind die Wetterverhältnisse beim Gletscher oft anders als in El Calafate.

 

Zudem hat mir ein argentischer Biker vor ein paar Tagen gesagt, dass der Gletscher in jedem Wetter sehenswert ist.

 

Damit wir die Motorräder bedenkenlos auf dem Besucherparkplatz abstellen können, entfernen wir alles unnötige Gepäck. Lediglich ein Paar bequeme Schuhen und das Bremsschloss und Sicherungskabel für meinen Helm kommen mit.

 

Und so brausen wir in die patagonische Pampa hinaus, wobei uns der Lago Argentino die ganze Zeit auf der rechten Seite begleitet.

 

Der Gletscher liegt Parque National Los Glaciares und dessen Eintrittsportal empfängt uns 30km vor dem Besucherparkplatz.

 

Die Gebühren für uns ausländische Touristen sind wie üblich in Argentinien, um ein Vielfaches höher als für die Einheimischen.

 

Das Besucheraufkommen ist gering, weshalb wir die Tickets innert Minuten gekauft haben.

 

Die Strasse ist ab jetzt kurvenreich und wegen des leicht einsetzenden Regens feucht.

Wir drosseln deshalb unser Tempo, weil der Betonbelag einen rutschigen Eindruck macht und wir gerne oben bleiben anstatt am Boden entlang schlittern.

 

Und dann taucht der Gletscher das erste Mal hinter einer Kurve auf. Meine Konzentration auf die Strasse schwindet sofort, weshalb ich am Strassenrand anhalte. Gigantisch.

 

Etwas später parken wir die Motorräder, ziehen unsere bequemen Schuhe an und verschliessen alles so gut wie möglich.

 

Über gut ausgebaute Holzstege marschieren wir hoch und runter und bestaunen auf verschiedenen Aussichtsplattformen diese eisige Schönheit.

 

Mal ist es so warm, dass wir im T-Shirt rumlaufen und mal benötigen wir Kappe und Daunenjacke, weil der Wind die eisige Kälte zu uns rüber bläst.

 

Dazwischen kracht es immer wieder, weil ein Stück von der Gletscherwand ins Wasser fällt.

 

Laut Besuchertafel ist der Gletscher 29km lang, 5km breit und am höchsten Punkt ragt er 70Meter aus dem Wasser.

 

Tief beeindruckt starten wir drei Stunden später wieder unsere Motorräder und erreichen unsere Unterkunft gerade rechtszeitig für das Nachtessen.

 


Wir beide brauchen Geld und haben uns via Western Union den Betrag überwiesen, welcher das Postoffice als Filiale der Western Union höchstens auszahlt.

 

Nachmittags haben wir uns mit Fränzi und Beni verabredet, die gestern angekommen sind. Sie hatte ihre Motorräder ebenfalls im gleichen Container und sind bereits in Ushuaia gewesen und jetzt auf dem Weg zur Carretera Austral.

 

Mittels einem Taxi fahren wir ins Zentrum und halten zuerst bei einer anderen Western Union Filiale. Leider stellt sich heraus, dass diese bis auf weiteres nicht mehr arbeitet.

Wir gehen deshalb weiter zum Postoffice, wo die Warteschlange bereits lang ist.

 

Geduldig stellen wir uns an, nichtwissend, dass wir geschlagene drei Stunden benötigen, bis wir uns Geld bekommen.

 

Anscheinend sind alle anderen Western Union Filialen ausser Betrieb plus besuchen viele ausländische Touristen El Calafate, die ebenfalls ihr Geld transferiert haben.

 

Eigentlich ging ich davon aus, dass wir in einem touristisch geprägten Ort leichter an Geld kommen als andernorts. Jedoch ist es genau das Gegenteil.

 

Etwas verspätet gelangen wir anschliessend zu unserem Treffpunkt und verbringen den Nachmittag mit Fränzi und Beni.

 

Ulrik fährt weiter zum Nationalpark Torre de Paine in Chile. Ich bin hin und her gerissen, ob ich ebenfalls dahinfahre oder nach El Chalten mit einem weiteren Wahrzeichen von Patagonien, dem markanten Berg Fitz Roy.

 

Der Wetterbericht meldet für diese gegen einen wolkenlosen Himmel, was Voraussetzung ist, damit man den Berg sieht. Nur wechselt das Wetter oft innert kuzer Zeit.

 

Nach dem Frühstück fällt meine Entscheidung und ich bewege die Honda nach El Chalten.

 

Bereits nach 30km bereue ich den Entscheid nicht, weil ich den Fitz Roy bereits von einer Erhöhung aus sehen kann. Unglaublich.

 

Die Strecke führt im ersten Teil auf der Routa 40 zurück von wo ich vor drei Tagen gekommen bin.

 

Beim Lago Viedma verlasse ich diesen Abschnitt und biege auf die Stichstrasse nach El Chalten ab.

 

Es dauert nicht lange und der Fitz Roy taucht vor mir auf. Das bleibt über die nächsten 80km so.

 

Eine Panoramastrasse der Extraklasse, bietet sie hinzu einen uneingeschränkten Weitblick auf den See und die Anden dahinter.

Mit der Richtungsänderung bewege ich mich jetzt gegen den Wind. Das ist recht anstrengend, was die Honda mit einem erhöhten Benzinverbrauch quittiert.

 

Meine Reichweite schrumpft deshalb um über 40km, weshalb ich kurz vor der Tankstelle in El Chalten einen meiner Kanister plündere.

 

Die Zapfsäule kann ich nicht verfehlen, weil wieder einmal eine längere Kolonne davorsteht.

Es vergehen keine 10 Minuten, da tauchen zwei weitere Motorräder auf. Es sind Fränzi und Beni. Bereits gestern haben sie erwähnt, dass sie eventuell auch heute hierher kommen. 

 

Das Tanken eines Motorrades mit starkem Wind fordert den Tankwart heraus, weil er die Zapfpistole bei der Honda nicht in den Tank reinstecken kann, weil kurz nach dem Einfüllstutzen ein Metallteil dies verhindert. Ohne diesen Schutz würde die Zapfpistole die Benzinpumpe im Inneren des Tanks beschädigen.

 

Das Benzin wird deshalb vom Wind in alle Richtung gespritzt bis der Tankwart mit seiner Hand, er trägt Gummihandschuhe, eine Windblockade bildet.

 

Als unsere Tanks voll sind, verschieben wir uns zusammen in die Ortschaft und essen im erst besten Lokal eine Kleinigkeit.

 

Danach suchen wir uns eine Unterkunft und sind beim zweiten Hotel fündig.

 

Als das Besitzerpaar hört, dass wir aus der Schweiz sind, erzählen sie, dass sie italienische sprechen. Leider können wir drei nicht mithalten.

 

Vor dem Hotel steht ein Camper Lastwagen. Es stellt sich heraus, dass er dem Besitzpaar gehört und sie während dem Winter, El Chalten ist dann komplett geschlossen, im Norden von Argentinien herumreisen. Sie lassen es sich gut gehen.

 

Nach dem Zimmerbezug machen sich Fränzi und Beni gleich auf eine längere Wanderung hinauf zu einem der Lagunen auf. Für mein Fussgelenk ist das noch zu viel und ich erklimme deshalb einen der näher liegenden Aussichtpunkte.

 

Abends treffen wir uns beim Nachtessen wieder.

 

Nach dem Frühstück mache ich mich wieder auf den Weg zurück nach El Calafate. Direkt weiter in den Süden liegt wegen den langen Distanzen nicht drin.

 

Der Wind hat über Nacht zwei weitere Zacken zugelegt und schiebt mich im ersten Teil der Strecken vor sich hin. Ich glaube, ich hätte den Motor abschalten können und wäre trotzdem flott vorangekommen.

 

Bei der Abbiegung auf die Routa 40 ist dann fertig lustig. Zuerst drückt er mich zurück und ich muss in den dritten Gang schalten, um dagegen anzukommen.

 

Als die Strasse etwas nach Süden dreht, schiebt mich der Wind von der Seite über die ganze Strassenbreite. Das ist heftig und zeitweise kann ich lediglich mit 20km/h fahren, weil die Böen unberechenbar mit mir und der Honda spielen.

 

Der harte Kampf gegen den Wind kostet mich eine zusätzliche Fahrstunde und einiges an Energie.

 

Ziemlich müde gelange ich an die Tankstelle am Ortseingang von El Calafate und verziehe mich zuerst einmal ins wind lose Restaurant und schlürfe einen Kaffee.

 

Danach tanke ich und beziehe wieder ein Zimmer im selben Hotel wie die letzten Tage in El Calafate.



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