Motorradreise von Patagonien nach Alaska, Argentinien, Sandpiste, Yamaha T700, Honds CRF300L

Pisten mit Hindernissen

Mein Ruhetag in San Rafael ist mit waschen, bloggen, essen und einkaufen voll ausgebucht. Dafür ist der Benzin- und Reiseproviant wieder gut gefüllt. Wie es sich zeigt, werden wir es brauchen.

 

Unweit von San Rafael liegt der Canyon Atuel, durch den eine Panoramastrasse führt, die zur Hälfte geschottert ist.

 

Anschliessend möchten wir weitere 120km auf verschiedenen Pisten bis zur Routa 40 fahren.

 

Wir brechen Frühzeitig auf, weil wir nicht wissen, was uns auf den Naturstrassen alles erwartet.

 

Der kühle Wind der letzten zwei Tage hat sich verzogen und die Sonne strahlt wolkenlos vom Himmel.

 

Bis zum Stausee Valle Grande ist die Strasse geteert und von unzähligen touristischen Einrichtungen gesäumt. Zwischen Dezember und Februar scheint ganz schön was los sein.

 

Wir haben es zum Glück ruhiger und holpern allein ab dem See stetig den Berg hinauf und werden fortlaufend von den schönen Ausblicken gestoppt.

 

Auf einer grösseren Schlaufe führt uns die Piste um den See, um danach auf einer spannenden Talfahrt in die Schlucht einzutauchen.

 

Bei einem der Aussichtspunkte treffen wir auf ein argentinisches Paar, dass mit ihren Motorrädern ebenfalls die Schlucht erkundet. Sie lassen gerade ihre Drohne aufsteigen. Doch der plötzlich aufkommend Wind bringt die Drohne in Schwierigkeiten und sie holen sie so rasch wie möglich wieder runter.

 

Wir plaudern ein wenig und werden dabei von einem ersten Touristenbus, der sich auf der Schotterstrasse den Berg hochkämpft, unterbrochen.

 

Hat sich der Busfahrer verirrt, frage ich mich?

 

Nein, denn beim Vorbeifahren erkennen wir wegen den unzähligen filmenden Handys, die an den Scheiben wie festgkleben, kauf die dahinter sitzenden Leute.

 

Dass der Canyon kein Geheimtipp ist, wusste ich, dass er aber bereits mit Touristenbusse erschlossen wird, nicht.

 

Wir lassen uns nicht weiter stören und setzten unsere Fahrt in die eigentliche Schlucht fort.

 

Nun folgt die Strasse dem Fluss, der links und rechts von imposanten Felsen eingerahmt ist, die laufend ihre Farbe ändern.

 

Je näher wir uns dem Schluchtenende nähern, je höher wird das Verkehrsaufkommen. Hängt vermutlich damit zusammen, dass der eigentliche Canyon von dieser Seite schneller erreichbar ist als von San Rafael.

 

Kurvenreich bringt uns die Schotterstrasse aus dem Canyon und nach einem letzten Blick zurück gelangen wir in die kleine Ortschaft El Nihuil mit ihrem gleichnamigen See.

 

Zeit für unsere Mittagspause, für die wir uns einen Schattenplatz am kleinen Ortsstrand suchen.

 

Wir beraten, ob wir eine Nacht hierbleiben oder ob die 120km Pistenfahrt bis nach Malargüe in Angriff nehmen.

 

Es ist jetzt 12.45 Uhr und für einen Schotterdistanz von 120km benötigen wir unter normalen Bedingungen vier bis fünf Stunden. Wir entscheiden uns deshalb für die Weiterfahrt.

 

Wir verlassen den kleinen Ort in südliche Richtung und gelangen in eine riesige Ebene hinaus.

 

Der viele Kies auf der Piste erfordert unsere Konzentration, weshalb wir die Umgebung kaum wahrnehmen.

 

Wir stoppen deshalb vermehrt und lassen die unendlich erscheinende Weite mit dem in der Ferne erscheinenden, imposanten Vulkan Payun Matru (3'715m) auf uns wirken.

 

Etliche Kilometer später biegt unsere Route zur Lagune Llancanelo rechts ab.

 

Anfangs fährt sich die Piste angenehmen, bis das erste grössere Sandfeld auftaucht.

 

Ab jetzt verringert sich unser Tempo drastisch, weil ein Sandabschnitt dem anderen folgt. Wobei diejenigen mit Steigung einiges mehr von uns fordern als die geraden Stücke.

 

Es dauert nicht lange, bis uns der erste Umfaller stoppt.

 

Als wir die Lagune erreichen, wird der Untergrund durch die ausgetrocknete Erde der Lagune härter und wir können für mehrere Kilometer entspannter und schneller fahren.

 

Unsere Freude verfliegt jedoch schnell, als der Boden feuchter wird und dadurch sehr rutschig wird.

 

Unser Fahrtempo richgtet sich nach der Beschaffenheit des Bodens aus, was bedeutet, dass wir manchmal lediglich kriechend vorwärts kommen oder etwas Fahrt aufnehmen.

Damit es uns nicht langweilig wird, taucht plötzlich eine Sandpassage auf, die einen weiteren Sturz produziert.

 

Wieder auf den Rädern stehen wir vor einer kleinen Kuhherde, die den feuchten Lagunenboden durch ihre Hufe in eine Schlammpassage verwandelt hat.

 

Es ist offensichtlich, dass wir da nicht durchkommen. Glücklicherweise verläuft auf der rechten Seite etwas erhöht eine Spur, die ein paar Autos vor uns gelegt haben.

 

Wir passieren auf dieser die Schlammpassage und biegen danach erneut auf die Piste ein.

 

Ich wechsle dabei auf die linke Seite der Piste, weil es da wenige rutschig aussieht. Eine schlechte Idee, rutscht dabei mein Hinterrad wegen etwas zuviel Gas und der Richtungsänderung voll weg, was mich zu Fall bringt.

 

Und so liegt auch die Honda das erste Mal auf der Seite.

 

Das Aufheben gestaltet sich wegen des Seifenbodens ziemlich tricky, weil wir mit unseren Enduro Boots kaum einen richtigen Halt bekommen.

 

Wir schaffen aber auch das und rutschen mal mehr und mal weniger weiter auf unserem Weg.

 

Das alles hat viel Zeit gekostet, weshalb es mittlerweile bereits 18.00 Uhr ist und wir noch mehr als 50km vor uns haben.

 

Wegen dem starken Wind ist Campen keine Option, weil unsere Zelte dem Gebläse ungeschützt ausgeliefert wären und vermutlich nicht standhalten würden.

 

Wir hoffen deshalb auf bessere Bedingungen. Unser Wunsch wird auch bald erfüllt und der Untergrund ändert auf normale Erde und wird robuster.

 

Die Kilometer purzeln deshalb etwas schneller dahin bis -

ja bis wir das nächste Hindernis erreichen.

 

Die Strasse ist in einer kleinen Senke überflutet und wegen der Biegung der Streckenführung, sehen wir nicht, wie weit die Wasserpassage geht. Hinzu kommt, dass linkerhand in etwa der gleichen Breite wie die Strasse ein weitere Wasserverlauf liegt und in der Mitte dadurch Insel entstand.

 

Wir steigen von den Motorrädern und merken dabei gleich, dass der Boden immer noch rutschig ist. Die Option durchs Wasser zu fahren, ist deshalb gleich gestrichen.

 

Wegen der Unübersichtlichkeit der Strecke erkunden wir das Terrain zu Fuss. Dabei stellt sich heraus, Dass die Passage mindestens 200 Meter lang ist, Die Insel in der Mitte der beiden Wasserverläufe wegen des feuchten Bodens unpassierbar ist.

 

Es bleibt deshalb nur die Option links oder rechts querfeldein zu fahren.

 

Rechts fällt wegen eines hohen Erdwalls in der Mitte der Strecke aus. Somit ist links unser Weg.

 

Wir steigen auf und fahren etwas zurück, bis wir eine geeignete Stelle finden, wo wir den linken Wasserverlauf und das anschliessende kleinen Hügel überwinden können.

 

Zwar etwas rutschig, aber es klappt für uns beide beim ersten Versuch.

 

Danach off roaden wir im wahrsten Sinne des Wortes querfeldein, umrunden einen im Weg stehenden Hügel und folgend anschliessend der ursprünglichen Piste, bis wir an einer geeigneten Stelle wieder auf die jetzt trockene Schotterpiste wechseln. Geschafft.

 

Dafür ist eine weitere Stunde vergangen und die Sonne hängt schon tief über den Anden, wodurch sie uns jetzt voll ins Visier scheint und trotz guter Piste unser Tempo bremst.

 

Bald verliere ich Christian aus meinem Blickfeld, weil er ein höheres Tempo einschlägt als ich.

 

Leider dauert es nicht lange, bis ich in der Ferne die liegende Yamaha erkenne. Daneben steht Christian, was ein gutes Zeichen ist.

 

Er fuhr auf der auf beide Seiten abfallenden Strasse zu sehr rechts und kam dann auf eine der feuchten Stellen am Strassenrand, wodurch sein Hinterrad das Vorderrad rechts überholen wollte.

 

Und dann erreichen wir im Dunkeln, nach acht Stunden Pistenfahrt Malargüe. Wir steuern ein Hostel an und bekommen gleich ein Zimmer.

 

Müde essen wir eine Kleinigkeit und tauchen danach ins Land der Träume ein.

 

Wie auf den Bildern erkennbar ist, haben wir die Stürze alle heil überstanden und trotz den Anstrengungen ging unser Humor nicht verloren.


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Etwas müde sitzen wir am Frühstückstisch und lassen uns von einer Tasse Kaffee richtig wecken.

 

Wir beraten, ob wir einen Ruhetag einlegen oder weiterfahren. Fahren bekommt den Vorzug und bald darauf bepacken wir unsere Motorräder.

 

Die ersten Kilometer rollen wir auf dem Teerbelag der Routa 40. Auch mal wieder ein schönes Gefühl.

 

Unterbrochen wird die ruhige Fahrt durch einige Baustellen, wo der Belag auf Grobschotter wechselt.

 

Bei unserer geplanten Abzweigung verlassen wir die die 40 und wechseln für die nächsten 80km erneut auf eine Naturstrasse.

 

Die Strecke verläuft durch kaum besiedelte Landschaften, die von Sandbergen dominiert wird. Entsprechend ist unsere Piste mal mehr und mal weniger sandig. Tiefsand wie gestern beglückt uns dieses Mal nicht.

Als die Piste langsam ansteigt, scheuchen zwei Nadus auf. Sie ähneln dem afrikanischen Strauss, weshalb wir zuerst dachten, dass wir Halluzinationen haben.

 

Sie sausen geschwind die Sandfläche hinunter und verschwinden im Nu hinter ein paar Büschen.

 

Beim Anstieg zeigt sich auf unserer linken Seite mehr und mehr der Vulkan Payun Liso bis er sich in seiner vollen Pracht präsentiert und uns zu mehreren Fotostopps animiert.

 

Auf der Passhöhe vermiest uns der heftige und kühle Wind eine längere Pause, weshalb wir bald die Talfahrt in Angriff nehmen.

 

Irgendwann erreichen wir erneut die Route 40, die uns einige Kilometer später nach Barrancas bringt, wo wir in einem ruhigen Gasthaus eine Bleibe finden und was zu essen bekommen.


Auf unserem letzten gemeinsamen Fahrtag erkunden wir den Parque Provincial Cerro Tromen zusammen.

 

Gleich nach dem Ortsende von Barrancas biegt die Piste ab und bringt hinauf zum Höchsten Punkt unserer Strecken.

 

Als Abwechslung besteht der Fahruntergrund aus Lavagestein, was die Fahrt teilweise ruppig macht, wir dafür einen sandfreien Tag haben.

 

Vor uns türmt sich der Vulkan Tromen immer grösser und grösser auf und erreicht seinen Höhepunkt, als wir zu seinen Lavafeldern gelangen.

 

Schon sehr eindrücklich, wenn ein über viert tausend Meter hoher Vulkan so nah vor einem steht.

 

Wir passieren die gleichnamige Lagune, wo uns einmal mehr der kalte Wind unter die Kleider fegt.

Unsere Pause verlegen wir deshalb auf die nächste kleine Lagune, die tiefblau vor uns auftaucht.

 

Und wie es sich zu einer Lagune in den Anden gehört, stolzieren weisse und pinke Flamingos auf ihrer Futtersuche herum.

 

Eine gemischte Herde Pferde und Maultiere tummelt sich hier ebenfalls. Aus unserer Sicht ein Paradies für die Tiere.

 

Auf der anschliessenden Talfahrt zur Routa 40 öffnet sich vor uns ein riesiges Panorama. Unglaublich, diese Weitsicht.

 

In der grösseren Ortschaft Chos Malal quartieren wir uns in einer gediegenen Unterkunft ein und legen einen Pausentag ein.

 

Nach so viel Rüttelstrecken benötigen wir und unsere Maschinen eine Pause.



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