Motorradreise Patagonien nach Alaska, Argentinien, Quebrada Cafayate, Honda CRF 300 L

Spektakuläre Landschaften, irre Strassen

Das Wetter entwickelt sich, wie die hohe Luftfeuchtigkeit vermuten lässt, es regnet mindestens einmal pro Tag.

 

Grosse Wassermengen werfen die Wolken zum Glück nicht runter, weshalb ich mich heute auf die Bergschotterpiste wage.

 

Am Ortsende noch auftanken und dann biegt bald darauf die Piste nach links in die grüne Bergwelt ab.

 

Es dauert nicht lange, bis die ersten Wasserfurten auftauchen, die jedoch wasserlos sind. Gut für mich.

 

Und dann schlängelt sich die Schotterpiste die hier genannte Cuesta la Chilca hinauf. Bereits auf der Landkarte präsentiert sich die Strecke vielversprechend. Real ist sie der Hammer.

 

Als schmales Band verläuft sie kurvenreich dem Bergkamm entlang, um danach über eine Kehre eine Stufe höher zu steigen. Jede Stufe offenbart eine neue Weitsichtperspektive.

 

Was für eine Freude.

 

Oben angekommen, geht es nicht wie ich vermutet habe gleich wieder runter, sondern ich bleibe auf einem Plateau und gelange zum Dorf Buena Vista.

 

Bei der Tankstelle genehmige ich mir einen Kaffee und komme mit ein paar Einheimische ins Gespräch. 

 

Einer von ihnen kommt ursprünglich aus Marokko und testet gleich meine Französischkenntnisse. Drei Sätze schaffe ich gerade noch, danach ist Schluss.

Ab der Tankstelle ist die Strasse geteert und bringt mich durch weitere kleine Siedlungen mit Restaurants und Ferienhäuser. Die Nähe der Grossstadt San Miguel de Tucuman kurbelt den Tourismus an, weil das Klima während den Sommermonaten hier oben einiges angenehmer ist als 1'200 Meter tiefer. Da sind in Argentinien die schwierigen Anfahrtsstrassen kein Hinderungsgrund.

 

Für die Fahrt ins Tal durch den Nationalpark Aconquija übernimmt der Schotter wieder das Kommando. Bevor es jedoch runter geht, führt mich die Piste durch einen dichten Wald / Dschungel hinauf auf 2'000 Meter.

 

Wie bereits bei der Auffahrt zum Plateau schlängelt sich auf dieser Seite die Piste ebenfalls den Bergkamm entlang. Jedoch in viel engeren Schlaufen und Kehren. Der dichte Dschungel gibt dazwischen Ausblicke auf den Nationalpark und später auf die weite Ebene hinunter frei.

 

Je weiter ich sinke, je höher steigt die Luftfeuchtigkeit und treibt mir den Schweiss aus meinen Poren, weshalb ich meine Unterkunft im Tal klitschnass erreiche.

 

Die Unterkunft habe ich über Google Maps gefunden und via WhatsApp nachgefragt, ob sie ein Zimmer für mich haben.

 

Dieses bekomme ich jetzt in einem rustikalen, argentinischen Landhaus zum Preis von CHF 8.00 inklusive Frühstück. 

 

Kurz darauf stehe ich unter der Dusche und danach relaxe ich im Schatten des schönen Gartens. Musikalische Unterhaltung erhalte ich dabei durch die Band, die bei der stattfindenden Geburtstagsfeier spielt.   


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Mein Tagesziel ist die Ortschaft Cafayate, die bekannt ist für die Weingüter in der umliegenden Gegend und die Quebrada de las Conchas, eine Schlucht mit spektakulärer Landschaft.

 

Hierzu muss ich zurück auf die Routa 40. Meine gewählte Strecke dahin folgt dem Rio Agostura auf einer gut ausgebauten Teerstrasse durch die teils enge Schlucht.

 

Obwohl es unter der Woche ist, hat es für argentinische Verhältnisse viel Verkehr.

 

Den Grund dafür erfahre ich eine Fahrstunde später als ich den gleichnamigen See Agostura erreiche, an welchem die touristisch geprägten Ortschaften El Mollar und Tafi de Valle liegen.

 

In dieser grünen Berglandschaft, mit ihrem angenehmen Klima auf 1'900 Meter, verbringen viele argentinische Familien ihre Sommerferien.

 

Nach Tafi de Valle bringt mich die Strasse auf den 3'100 Meter hohen Abra del Infiernillo Pass, wo mir die erste Lama Herde auf meiner Motorradreise begegnet.

 

Einmal mehr staune ich, wie schnell ich auf über 3'000 Meter bin und die Umgebung aussieht, wie auf unter 1'000 Meter.

 

Auf der Talfahrt folgt die Route dem Rio de Amaicha, der einiges weniger Wasser führt als der Rio Agostura.

 

Die Landschaft wir kahler und Kaktusse ersetzen die Bäume. Zudem spüre ich, wie das Klima trockener und für mich angenehmer wird.

 

Nach einem Tank- und Pausenstopp in Amaicha de Valle sind es weitere 25km bis zur Routa 40, wäre da nicht die gesperrte Brücke einen Steinwurf von der 40 entfernt.

 

Einer der anwesenden Bauarbeiter winkt mir zu und gibt mir die Information, dass ich wieder zurück nach Amaicha de Valle fahren muss und danach weiter nach Santa Maria del Yocavil, wo es die nächste Brücke über den Fluss gibt.

 

Klingt soweit gut, nur liegt diese Ortschaft in meiner entgegengesetzten Richtung, was einen Umweg von 50 km bedeutet.

 

Klar wäre es großartig gewesen, wenn bei der Ortschaft, wo ich getankt habe, eine Hinweistafel gestanden hätte mit dem Hinweis, dass die Brücke gesperrt ist. Jedoch bin ich hier in Südamerika und da laufen die Dinge eben anders als bei uns.

 

Ein Stunde später düse ich auf der 40 an der gesperrten Brücke vorbei in Richtung Cafayate.

 

Einige Kilometer später habe ich das Gefühl eine Fata Morgana zu sehen, weil die Strasse vor mir im Wasser versinkt.

 

Schnell stelle ich jedoch fest, dass dies real ist.

 

Der an die Strasse angrenzende Rio Santa Maria ist durch starke Regenfälle der letzten Tage über die Ufer getreten und hat die Routa 40 über mehrere hundert Meter überspült.

 

Die Fahrt durch das trübe Wasser ist eine Lotterie. Einerseits weiss ich nicht, wie tief das Wasser ist und andererseits ist unklar, wieviel Sand und Geröll das Wasser angeschwemmt hat.

Mit ein paar wenigen Rutscher meistere ich den ersten Abschnitt und gelange auf einen trockenen Strassenabschnitt, der jedoch einige hundert Meter später erneut unter Wasser steht. Dieses Mal kreuzt der Fluss über die Strasse.

 

Einige Jugendliche stehen im Wasser, einer davon bis zum Anschlag seiner Badehose, was mir zeigt, dass das Wasser ziemlich tief ist.

 

Freundlicherweise zeigen mir die Jungs, wo die beste Durchfahrt ist und ich probiere mein Glück. Das Wasser steigt bis zu meinem Enduro Stiefelansatz, wodurch ich am Gashahn drehen muss, damit die Honda genug Kraft hat, sich durch das Wasser zu pflügen.

 

Glücklicherweise ist der Untergrund nicht versandet oder mit Geröll angereichert und ich erreiche die andere Seite unbeschadet.

 

Lange Zeit für ein Aufatmen bleibt mir nicht, weil bereits der nächste Wasserabschnitt über hunderte von Metern folgt.

 

Langsam steuere ich die Enduro durch das Wasser hindurch und werden kurz vor dem Ende von einer Wasserfurt gestoppt, durch die das Wasser mit einem ziemlichen Tempo fliesst. Zudem ist nicht ersichtlich, wie tief es ist.

 

Obwohl ich im Wasser fahre, halte ich an. Auf der anderen Seite wartet ebenfalls ein Auto und zwei Motorradfahrende brausen daher und hinter mit nähert sich ein 4x4 Pickup.

 

Das ist gut und ich winke ihm zu, dass er an mir vorbeifahren kann. So kann ich schauen, wie tief das Wasser ist und wie stark die Strömung ist.

 

Der Fahrer zögert jedoch. Er will sich vermutlich wie ich zuerst ein Bild von der Situation machen.

 

Es dauert jedoch nicht lange, bis er den Motor startet und durch die Furt fährt. Anhand der Räder kann ich erkennen, dass es nicht tief ist, jedoch die Strömung einigen Zug hat, weil das Wasser an den Räder aufspritzt. Ansonsten verläuft seine Fahrt relativ ruhig, was auf wenig Sand und Geröll hindeutet.

 

Ich nutze die Gunst der positiven Eindrücke, bevor mein Gehirn mir lauter Botschaften schickt, was alles schief laufen kann, starte die Honda und bewege sie langsam vorwärts bis das Vorderrad im fliessenden Wasser ist und gebe dann Gas.

 

Die Strömung drückt zwar auf mein Vorderrad aber durch den Schub kämpft sich die Enduro problemlos durch.

 

Die zwei gegenüber stehenden Motorradfahrenden haben meine Durchfahrt natürlich genau beobachtet und gratulieren mir mit einem aufrechten Daumen.

 

Im Rückspiegel kann ich danach erkennen, dass sie sich ebenfalls für die Durchfahrt entschliessen.

 

Ab dieser Furt verläuft die Strasse nicht mehr dem Flussverlauf, weshalb ich Cafayate ohne weitere abenteuerliche Wasserfahrten erreiche.

 

Den Abschluss des Tages bildet die Durchfahrt durch einen engen Gang in den Garten meines Gasthauses, wo ich die Honda sicher parkieren kann. Danach heisst es sowohl für mich wie auch für die Enduro ausruhen und uns von den Tagesstrapazen erholen.


Von Cafayate verläuft eine geteerte Strecke nach Salta, der grössten Stadt im Norden Argentiniens, wogegen die Routa 40 entlang der Anden geschottert bis an die bolivianische Grenze verläuft.

 

Die Route nach Salta verläuft kurz nach Cafayate durch die Quebrada de las Conchas (Conchas Schlucht) die bekannt ist, für ihre spektakulären farbigen Felsformationen.

 

Gespannt starte ich die Enduro und freue mich auf die nächsten 50 km Fahrt durch die Schlucht, die ich hin und zurück fahren werde, weil ich eine weitere Nacht in Cafayate bleibe.

 

Eines vorweg, die Landschaft ist spektakulär und ich kann meine Stopps auf den gesamten Strecke nicht ansatzweise zählen, weil es so viele waren.

 

Die Bilder sprechen ihre eigene Sprache.

Beim sogenannten Amphitheater treffe ich auf zwei Motorradfahrende aus Brasilien.

 

Wir finden sofort den Draht zueinander, sie sprechen Spanisch, und wir plaudern ein volle Stunde im Schatten.

 

Dabei erzählen sie mir viel über Südbrasilien, wo sie herkommen, und was für schöne Motorradstrecken es dort durch die Bergwelt gibt. Mal schauen, ob ich auf dieser Reise bis dahin komme.

 

Den Nachmittag verbringe ich im Garten meiner Unterkunft und werde dabei von den Angestellte des Hauses gefragt, ob ich mit ihnen und weiteren Gästen heute Abend grillieren möchte. Sie würden für alle Einkaufen und dann zusammen abrechnen.

 

Natürlich bin ich mit dabei und erfahre beim Essen wieder einiges über Argentinien und andere Länder dieser Welt.


Ich möchte der Routa 40 bis nach Cachi folgen und dann sehen, wo es mich hinzieht.

 

Ab Cafayate ist die Routa 40 geschottert und führt den Anden entlang. Deshalb ist sie während der Regenzeit oft heftigen Gewittern und Regengüssen ausgesetzt.

 

Gemäss meiner Gastfamilie sollte die Strecke jedoch offen sein. Mit den Erfahrungen der letzten Tage rechne ich jedoch mit allem.

 

Die Distanz nach Cachi beläuft sich auf 150 km. Dazwischen liegen zwei kleine Ortschaften, in denen es einige Unterkünfte gibt. Gut zu wissen.

 

Nach dem Frühstück bepacke ich die Honda und suche zuerst die örtliche Tankstelle auf. Vollgetankt und mit etwas Zusatzbenzin in der Benzinblase mache ich mich auf den Weg.

 

Die Schotterpiste entpuppt sich als anstrengend. Sand, Kies oder beides zusammen, übles Waschbrett oder gröbere Steineinlagen wechseln sich ab und fordern meine volle Konzentration.

 

Dadurch habe ich keine Sekunde Zeit, die Landschaft zu bestaunen, ausser ich halte an.

 

Kurz vor dem Dorf Angastaco durchquert die Piste eine bizarre Felsenlandschaft, die mit Auf- und Abfahrten bespickt ist. Spektakulär.

 

Bei einer längeren Pause beim Aussichtspunkt Monumento Natural Angastaco komme ich mit einem Deutschen Paar ins Gespräch, die mit einem Mietauto unterwegs sind.

 

Danach überlege ich mir, ob ich weiterfahre oder in Angastaco bleibe.

Da es erst zwölf Uhr ist und keine Gewitterwolken am Himmel erkennbar sind, entschliesse ich mich fürs Weiterfahren.

 

Die Piste bleibt weiterhin übel und als ich 1 ½ Stunde später beim Dörfchen Molinos bin, entschliesse ich mich hierzubleiben.

 

Im Voraus habe ich bereits auf Google Maps geschaut, was es für Unterkünfte gibt und steure nun die Erste an.

 

Es ist Nachmittag und Siesta, weswegen der Ort komplett ausgestorben ist. Auch in der Unterkunft muss ich zuerst einige Türen öffnen und Hola hineinrufen, bis ich den Besitzer finde.

 

Ich bekomme das letzte freie Zimmer und mache zehn Minuten später das Gleiche wie alle im Dorf, Siesta.

 

Abends durchstreife ich etwas die Ortschaft und kaufe im einzigen Laden eine Flasche Wasser. Danach bekomme ich in meiner Unterkunft eine Pizza.

 

Am nächsten Morgen sitze ich im kleinen Innenhof und schlemmere meine zwei Brötchen und Kaffee. Ich kann mir Zeit lassen, weil es bis nach Cachi lediglich weitere 50 km sind.

 

Zudem ist es besser später loszufahren, damit die Sonne die Piste austrocknet, weil es die halbe Nacht hindurch leicht geregnet hat.

 

Um die Mittagsstunde gelange ich ohne Vorkommnisse nach Cachi, wo ich ein Zimmer in der Unterkunft bekomme, die mir Ulrik, der dänische Motorradfahrer, empfohlen hat.

 

Obwohl die Ortschaft auf 2'500 Meter liegt, heizt die Sonne die Temperaturen auf 30 Grad an. Da bleibt mir nur eines übrig. Siesta.



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