Routa del Che

Mein Abflugtag beginnt mit einer langen Warteschlange am Security Check am Flughafen Zürich. Aufgrund des Auffahrtfeiertags sind viele Reisende unterwegs, und dementsprechend ist der Andrang groß. Ich habe jedoch noch Glück, weil die Schlange hinter mir mehr und mehr anschwillt und die ersten Leute schon nicht mehr durch das Drehkreuz zum Security Check kommen.

 

Das Check-In meines Rucksacks, der randvoll mit Ersatzteilen und anderen Gegenständen ist, die mir oder Christian aus Deutschland während der letzten Reisemonate kaputt gegangen sind, verlief kurz davor noch ohne lange Wartezeit.

 

Nachdem ich endlich den Security Check passiert habe, genehmige ich mir einen Kaffee und schlendere anschliessend zum Gate meines Fluges nach Madrid.

 

In Madrid angekommen, mache ich mich auf den Wanderweg durch die Flughallen zu meinem Anschlussflug nach Santa Cruz de la Sierra. Dazu benötige ich sagenhafte 25 Minuten ohne Passkontrolle oder Security Check.

 

Am Gate angekommen, geht das Boarding kurz darauf los. Ich stelle mich in die angewiesene Warteschlange, die sich als die Letzte herausstellt, die ins Flugzeug darf. Und so bedarf es einiges an Geduld bis man unsere Reihe ins Flugzeug lässt.

 

Mein Sitz befindet sich im hinteren Teil der Maschine, der zu meinem Erstaunen halb leer bleibt.

 

Da neben mir die beiden Sitze besetzt sind, fragt mich eine Flugbegleiterin, ob ich einen anderen Sitz mit mehr Platz möchte, was ich natürlich sofort bejahe.

 

Und so schlafe ich nach dem späten Nachtessen zügig ein und erwache erst wieder eine Stunde vor der Landung in Santa Cruz.

 

Es ist fünf Uhr morgens und gemäss dem Flugkapitän liegt die Temperatur bei 22 Grad. Wie angenehm.

 

Die Passkontrolle verläuft ohne Verzögerung und bald darauf trägt das Gepäcklaufband meinen Rucksack daher.

 

Danach stelle ich mich an der Zollkontrolle an, die ich ebenfalls ohne Probleme passieren kann.

Den Inhalt meines Rucksackes interessiert die Beamten nicht. Sie haben zu viel zu tun mit der Kontrolle der einheimischen Reisenden, die fast alle mehrere Koffer dabeihaben.

 

Ich der Ankunftshalle verlinke ich mich mit dem Flughafen WIFI und schaue, ob so früh ein Uber-Taxi in der Nähe ist, Und siehe da, die Uber-Karte zeigt mir mindestens fünf Fahrzeuge an, die zur Verfügung stehen.

 

Kurz darauf lade ich mein Gepäck bei Juan in sein Fahrzeug und er fährt mich zur Airbnb Unterkunft, die Christian aus Deutschland für uns gebucht hat, da er bereits seit einer Woche in Santa Cruz de la Sierra ist.

 

Beim anschliessenden Frühstück plaudern wir ausgiebig über die vergangenen Wochen und natürlich wartet er schon gespannt auf die Teile, die ich für ihn mitgebracht habe. Ist wie Weihnachten im Mai

 

Nachdem ich ein zwei-stündiges Nickerchen genossen habe, mache ich mich auf den Weg zu Bolivian Motorcycle Tour, wo meine treue Honda auf mich wartet.

 

Ich freue mich, dass sie bereits startklar ist und auf mich zu warten scheint. Doch bevor es losgeht, muss ich zuerst einiges erledigen.

 

Das Wichtigste, die Batterie anschließen und den Motor starten. Das brauch leider einige Versuche, aber springt der Einzylinder an und brummt vor sich hin. Ich vermute, dass die schlechte Benzinqualität nicht förderlich für eine längere Standzeit ist.

 

Danach prüfe ich mein Material, tausche mich eine wenig mit dem Besitzer der Motorradtourenfirma über seine erste diesjährige Tour aus, schlüpfe anschliessend in meine Motorradklamotten und düse zufrieden zurück zu meiner Unterkunft.

 

Den Abend verbringen wir im Moto Club Santa Cruz. Christian hat durch seine Suche nach einer neuen Kette den Kontakt zum Club gesucht, worauf sie im spontan einen Zeltplatz auf ihrem Gelände angeboten haben, wo er die letzten Tage nächtigte.


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Nachdem Frühstück packe ich meine sieben Sachen wieder so ein, dass sie ins Gepäcksystem passen. Danach verschraube ich mein mitgebrachtes neues Heckteil. 

 

Das sieht recht solide aus und hält hoffentlich einiges länger als das Letzte.

 

Nachmittags planen wir unsere viertägige Strecke über Samaipata und der Routa del Che bis nach Sucre, der Hauptstadt von Bolivien.

Die Route del Che folgt dem Weg, den Che Guevara mit seiner Gruppe ELN während der letzten beiden Jahren 1966 und 1967 in Bolivien gegangen ist, bevor er in La Higuera gefasst und erschossen wurde.

 

Morgen hätte es eigentlich losgehen sollen, jedoch verschieben wir aufgrund der schlechten Wettervorhersagen unsere Abreise um einen Tag.


Mit wenig Verkehr, es ist Sonntagmorgen, verlassen wir Santa Cruz und machen uns auf den Weg nach Samaipata.

 

Hierzu benötigen unsere Motorräder noch Flüssiges, weshalb wir an einer Tankstelle in einem der Aussenbezirke anhalten.

 

Doch hier werden wir das erste Mal in Bolivien abgewiesen, weil wir keine Kopie unserer Ausweise haben. Mühsam, da je nach Tankstellenpersonal die Anforderungen für den Benzinbezug für uns Ausländer anders ist.

 

Glücklicherweise erweist sich der zweite Tankstopp als viel unkomplizierter. Ohne Diskussion füllt uns die Tankwartin unsere Tanks und Reserveblasen auf.

Zwei Stunden später gelangen wir bereits nach Samaipata, da die Strasse dorthin super ausgebaut ist.

 

Das Dorf ist bekannt durch seinen schönen Dorfkern und den milden Temperaturen, die sich angenehm von der Hitze in Santa Cruz unterscheiden.

 

Unsere einfache Unterkunft finden wir auf Anhieb und einmal mehr dürfen wir unsere Motorräder im Wohnzimmer parkieren.

 

Den Rest des Nachmittags erkunden wir die Siedlung, essen einen Happen in einem der Restaurants und schlürfen anschliessend einen feinen Kaffee auf dem schattigen Dorfplatz.


Unser heutiges Ziel ist das kleine Bergdorf La Higuera, wo das Leben von Che Guevara endete.

 

Doch zuerst genehmigen wir uns ein Frühstück im nahen Restaurant und zwängen danach unsere Motorräder durch die Wohnungstüre auf die Strasse.

 

Die ersten 100 km rollen wir auf einer angenehmen Teerstrasse durch die Berglandschaft bis wir kurz nach Vallegrande auf die eigentliche Routa del Che abbiegen.

 

Ab hier geht es geschottert weiter hinauf bis auf 3'000 Meter. Dadurch werden die Aus- und Weitblicke besser und besser und wir halten oft an und bestaunen die grüne Landschaft.

 

Erstaunlich, wie unterschiedlich die Vegetation in dieser Region im Vergleich zum Altiplano ist.

 

Natürlich sind wir nicht die Ersten, die auf der Routa del Che unterwegs sind und so stehen an jeder noch so kleinen Kreuzung richtungsweisende Strassenschilder und hin und wieder ein Schild mit dem Abbild von Che Guevara.

 

Bis zur Abzweigung nach La Higuera ist die Piste in einem guten Zustand. Danach wird es die letzten 10 km ruppiger und steiler.

 

In La Higuera dreht sich alles um Che Guevara und es erstaunt uns deshalb nicht, dass der kleine Dorfkern hauptsächlich aus zwei Skulpturen von ihm besteht.

 

Nach dem obligaten Foto rollen wir einige Meter weiter und halten vor einer der wenigen Unterkünfte im Ort.

 

Das Tor ist geschlossen, weshalb wir wie angeschrieben an der Leine ziehen, welche eine kleine Kuhglocke zum Läuten bringt.

 

Weil nach etlichen Minuten niemand auftaucht, ziehe ich nochmals kräftig an der Leine. Jedoch hört dies weiterhin niemand.

 

Wir schauen uns um und sehen eine Frau die Strasse in unsere Richtung hinunterlaufen

Als sie bei uns ist, erklärt sie uns, dass der Inhaber irgendwo im Dorf sei und wir ihn suchen sollen.

 

Das bringt uns jedoch nicht weiter, weil die Häuser weit voneinander verstreut liegen und ausser der Frau niemand zu sehen ist.

 

Wir beschliessen daher zu warten und setzen uns in den Schatten.

 

Kurz darauf hören wir die Frau, sie ist zwischenzeitlich wieder den Weg zurückgegangen, laut nach Juan rufen. Das macht sie ein paar Mal, bis eine männliche Stimme aus den Nirgendwo Antwort gibt.

 

Das digitale Zeitalter hat die Siedlung noch nicht voll in Besitz genommen.

 

Dann taucht hinter einer Hausecke der Mann auf und begrüsst uns von weitem.

 

Er öffnet das Tor und bitte uns hinein. Mitten in einem grossen Garten befindet sich die Unterkunft, die auf mehrere kleinen Gebäude verteilt ist.

 

Die Anlage wirkt auf Anhieb sympathisch, was auch mit dem freundlichen Besitzer zu tun hat, der uns alles erklärt und zeigt.

 

Nebst uns lebt ein Hund, einige Katzen und ein Pferd auf dem kleinen Anwesen, weshalb das Tor immer geschlossen ist.

 

Unser Gastgeber ist vor 20 Jahren aus Frankreich hierher ausgewandert und liebt gemäss seinen Schilderungen das abgeschiedene Leben hier daussen. Nebst ihm wohnen lediglich 21 weitere Personen in La Higuera.

 

Nach einem wohlschmeckenden Nachtessen aus lokalen Produkten bestaunen wir noch ein wenig den gut sichtbaren Sternenhimmel, bevor es dann früh ins Bett geht.


Geweckt werden wir von einem laut schreienden Gockel, der irgendwo in einem der Häuser sein frühmorgentliches Unwesen treibt.

 

Jedoch hält uns die nächtliche Kälte davon ab aus dem Bett zu hüpfen. Lieber noch einmal umdrehen und die Wärme unter der Decke geniessen.

 

Als es richtig hell wird, wechseln wir im Schnelltempo vom warmen Bett in die bald wärmenden Kleider. Das kurz darauffolgende leckere Frühstück wärmt uns zusätzlich und als die ersten Sonnenstrahlen das Anwesen erreichen, können wir die erste Schicht Kleider schon wieder ausziehen.

 

Bevor wir uns von Juan verabschieden, gibt er uns den Tipp für eine andere Strecke zurück auf die Piste, wo wir gestern hierher abgebogen sind.

 

Diese Schotterstrasse führt uns in einem grossen Bogen weiter den Berg hinauf, von wo wir eine geniale Fernsicht erhalten.

 

Wieder auf der Hauptpiste folgen wir diese weit ins Tal hinunter, wo wir den Rio Mizque überqueren.

Bereits bei der Talfahrt fällt uns auf, dass das Klima ändert und es heiss und trocken wird. Entsprechend verändert sich die Landschaft und die Bäume werden mehr und mehr von Kaktussen abgelöst und die Erde wirkt ausgetrocknet.

 

Nach der Brücke über den Fluss folgen wir diesem mehr oder weniger und erhalten dadurch immer wieder großartige Ausblicke auf den naturbelassenen Flussverlauf.

 

Dabei wird es uns und unseren Motorrädern immer wärmer und ein Blick auf das Thermometer zeigt uns 34 Grad an. Pua, was für ein Temperaturanstieg.

 

In einer kleinen Siedlung halten wir beim Dorfladen an und füllen unsere Wasservorräte auf. Dabei kommen wir mit einem Dorfbewohnern ins Gespräch, der uns freundlich begrüsst.

 

Ziemlich durchgeschwitzt gelangen wir zwei Stunden später in die Ortschaft Valle Serrano, wo wir gleich beim Dorfplatz ein Bett in einem Hostal bekommen. Die Motorräder dürfen wir erneut im Haus abstellen.

 

Anschliessend spazieren wir ein wenig durch das Dorf und relaxen im schattigen Dorfplatz. Dabei werden wir von allen Leuten freundlich gegrüsst. Sehr sympathisch.


Die letzte Strecke bis nach Sucre startet erneut mit einem Schotterabschnitt über einige Bergkämme. Dazwischen trumpft die Landschaft weiter mit ihrer Schönheit auf.

 

Bei der Siedlung Tomina erreichen wir die gut ausgebaute Teerstrasse Nr. 6, die uns bis nach Sucre bringt.

 

Bis wir jedoch die Hauptstadt erreichen, müssen wir über ein Hochplateau, welches auf 3'500 Metern lieg, kurven.

 

Erneut wechselt die Vegetation, die uns an Andalusien in Spanien erinnert, was uns doch sehr erstaunt, liegen doch zwischen diesen beiden Regionen ungefähr 3'000 Höhenmeter.

 

In diesem Gebiet fällt uns zudem auf, dass etliche Ortschaften die Besucher mit einem Begrüssungstor willkommen heissen.

Dabei zieht uns dasjenige von Tarabuco in seinen Bann. Was für ein Bauwerk, wie das Foto zeigt.

 

Wären da die nicht unzähligen. staubigen Strassenbaustellen, welche etwa 50 km vor Sucre beginnen, würden wir vermutlich wegen den vielen Fotostopps noch jetzt auf dieser Strecke durch das Hochplateau unterwegs sein.

 

Mit seinen knapp 250'000 Einwohnern ist Sucre gegenüber von La Paz und Santa Cruz eine Kleinstadt, was sich positiv auf den Verkehr auswirkt. Ohne grosses Chaos gelangen wir nämlich zu unserer Unterkunft, die in Fussnähe des historischen Stadtkerns liegt. 


Sucre ist die Hauptstadt von Bolivien, in welcher der höchste Gerichtshof des Landes seinen Sitz hat. Die bolivianische Regierung jedoch hat ihren Sitz in La Paz.

 

Für uns Besucher ist Sucre sehenswert wegen seiner gut erhaltenen historischen Altstadt, die zum UNESCO Weltkultur gehört. Keine andere Stadt in Bolivien kann in diesem Bereich mithalten.

 

Und so spazieren wir bereits am ankommenden Abend durch die Altstadt und bestaunen von einem Glockenturm herab die alten Bauten.

 

Rund um den Plaza de Arma 25 de Mayo befinden sich einige der schönsten Gebäude. Eines davon ist die Casa de la Libertad, die wegen den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten, die Sucre jeweils am 25. Mai feiert, abgesperrt ist. Somit wird morgen am 25. Mai viel los sein in der Stadt.

 

Nach dem Frühstück gehen wir erneut auf Erkundungstour, wobei für Christian das weniger stimmt, da er bereits vor ein paar Wochen für fünf Tage hier war.

Wir statten dem Mercado Municipal einen Besuch ab und lassen uns von den Früchten, Gemüse und Hühnerauswahl beeindrucken.

 

Danach versuchen wir zum Hauptplatz vorzudringen, was jedoch schwierig ist, weil auf einer der Hauptstrassen durch die Altstadt den ganzen Tag hindurch ununterbrochen Umzüge zu den Feierlichkeiten zum Unabhängigkeitstag stattfinden.

 

Wir laufen deshalb etliche Strassen weiter bis wir eine Möglichkeit finden über diese Umzugsachse hinüberzugelangen.

 

Jedoch müssen wir danach feststellen, dass das Museum, welches mir Christian unbedingt wegen der tollen Ausblicke auf die Altstadt zeigen wollte, heute wegen den Feierlichkeiten geschlossen hat.

 

Macht nichts und so gehen wir zum Plaza de 25 May und schauen uns ein wenig die Umzüge an. Den Nachmittag verbringen wir anschliessend mit Relaxen und ich mit Blogschreiben.



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