Zum Salar de Uyuni

Mein Plan war von La Paz in die Yungas zu fahren, zwei Täler, die den Übergang vom Hochland der Anden zum Amazonas-Regenwald bilden.

 

In eines dieser Täler führt der bekannt El Camino de la muerte (Todesstrasse).

 

Einst war diese schmale, an vielen Steilhängen entlangführenden Schotterpiste die einzige Verbindung in die Yungas.

 

Bedingt durch die engen Verhältnisse und der nicht angepassten Fahrweise, stürzten jedes Jahr einige Fahrzeuge in Tiefe, was etliche Todesopfer zur Folge hatte.

 

Vor einigen Jahren wurde eine neue breitere und geteerte Strasse eröffnet und der El Camino de la muerte in eine Touristenstrasse umgewandelt über die Mountainbike Touren angeboten werden. Für Autos und Motorräder ist sie ebenfalls weiterhin befahrbar.

 

Die Regenzeit ist jedoch weiterhin voll im Gange und die Wettervorhersagen für die Yungas Region ist leider für die nächsten fünf bis sieben Tagen einfach nur schlecht.

 

Ich ändere deshalb meinen Plan und fahre mehr oder weniger auf direktem Weg nach Uyuni, wo mit dem Salar de Uyuni die grösste Salzpfanne der Welt auf mich wartet.

 

Nach dem Frühstück packe ich alles zusammen und sitze eine halbe Stunde später auf der Honda und starte den Motor.

 

Der stottert jedoch nur halbwegs los und stellt nach ein paar Sekunden wieder ab. Das gleiche Problem hatte ich schon einmal in Argentinien in San Antonio de los Cobres, wo ich sie am Morgen ebenfalls nur mit Mühe zum Laufen brachte.

Das muss etwas mit der Höhe und der dünnen Luft zu tun haben.

Leider fruchten meine weiteren Startversuche nicht, weshalb ich die Honda die Strasse runterrollen lasse und im zweiten Gang einen Rollstart mache. Das funktioniert und der Motor nimmt jetzt auch Gas an.

 

Jedoch darf ich den Motor nicht ins Standgas fallen lassen, weil er dann ausgehen will. So lasse ich den Grasgriff nie ganz los, bis der Motor warm hat. Danach läuft die Honda wie üblich. 

 

Mein heutiges Ziel ist die Ortschaft Oruro, wohin mich eine gut ausgebaute Strasse durch eine eher uninteressante Landschaft führt. Die Hälfte der Strecke bin ich zudem bereits bei der Anfahrt nach La Paz gefahren.

 

Ich halte wieder an der gleichen Tankstelle, wie vor ein paar Tagen, und bekomme wie letztes Mal ohne Papierkram Benzin. Jetzt sogar zum lokalen Preis.

 

Einige hundert Meter später ist die Strasse durch einen Umzug blockiert. Ich stelle den Motor ab und schaue mir das bunte Treiben eine Weile an.

 

Eine Viertelstunde später ist der Umzug immer noch an der gleichen Stelle, weshalb ich umdrehe und über einige Seitenstrassen die Festivitäten umfahre.

 

Nachmittags erreiche in Oruro und bekomme ein Bett in einem in der iOverlander App empfohlenen Hostal.

 

Die Honda darf ebenfalls mit rein und bekommt einen Platz im Eingangsbereich.

 

Den Rest des Tages stöbere ich etwas durch die Ortschaft, trinke einen leckeren Cappuccino in einer neue eröffneten Kaffeebar und essen einen Happen in einem der vielen kleine Restaurants.


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Die Honda startet heute Morgen wieder normal und ich düse aus der Ortschaft in Richtung der Minenstadt Potosí.

 

Die Stadt liegt am Fusse des Cerro Rico (Reicher Berg) in dem grosse Silbervorkommen liegen.

 

Lange Zeit wurde durch den Abbau des Silbers, unter brutalsten Bedingungen für die Minenarbeiter, das spanische Reich und auch Europa finanziert.

 

Mit dem Zerfall des Silberpreises verlor der Cerro Rico und Potosi an Bedeutung. 

 

Heute sind die Mineure in Kooperativen organisiert und schürfen weiter nach Silber. Die Arbeitsbedingungen sind jedoch weiterhin schlecht.

 

Eine zusätzliche Einnahmequelle für die Minenarbeiter sind Touristenführungen. Rein darf jedoch nur, wer vorher eine Verzichtserklärung unterzeichnet, die die Minenbetreiber vor jeglicher Haftung für gesundheitliche Schäden befreit.

 

Vom einstigen Reichtum von Potosi ist heute lediglich der Begriff Valer un Potosi (Reich wie Potosi) übrig geblieben.

 

Heute ist Potosí vor allem bekannt als höchste Stadt der Welt (4'027 Meter) und als UNESCO Weltkulturerbe.

Meine Strecke dahin verläuft durch Bergtäler und über Pässe und zaubert regelmässig eine beeindruckende Landschaft hervor.

 

Die von mir gewählte Unterkunft liegt in der Nähe der Altstadt. Nachdem ich für die Honda in der übelriechenden, verwahrlosten Tiefgarage einen Platz gefunden habe und ich in stadttaugliche Kleider daher komme, gehe ich auf Erkundungstour.

 

Drei Strassen weiter höre ich laute Umzugsmusik und laufe in diese Richtung weiter.

 

Bald darauf stehe ich mit vielen anderen einheimischen Besuchern am Strassenrand und bestaune die bunten Kostüme der Umzugsteilnehmenden, die von Musikgruppen begleitet werden.

 

Am Schluss folgen Autos, die mit Tellern, Besteck und allerlei anderen Utensilien verziert sind.

 

Leider finde ich nicht heraus, was der Umzug zu bedeuten hat. Jedoch ist klar, dass er einen religiösen Hintergrund hat.

 

Anschliessend spaziere ich durch die alten Gassen der Altstadt und freue mich, dass ich nach über fünf Monaten Reisezeit wieder einmal in einer Stadt bin, die einen gut erhaltenen historischen Stadtkern hat.


Der Honda Motor springt heute Morgen wieder nur kurz an und stirbt nach ein paar Sekunden ab. Alle meine nachfolgenden Startversuche sind danach ergebnislos.

 

Die Auffahrt hinaus aus der modrigen Tiefgarage ist zudem viel zu steil, als dass ich die Maschine allein hinausschieben kann. Schöner Mist.

 

Glück im Unglück kommen zwei andere Gäste des Hotels in die Tiefgarage. Ich spreche sie an und erkläre ihnen mein Problem.

 

Fünf Minuten später steht die Honda oben auf der Strasse und ich bedanke mich bei den beiden, die aus La Paz kommen.

 

Wie bereits vor zwei Tagen versuche ich einen Rollstart, was klappt.

 

Glücklich bin ich natürlich gar nicht über die Situation, weil ich nicht jeden Tag einen Rollstart hinlegen kann.

 

In Uyuni, wo ich heute hinfahre, werde ich ein paar Tage bleiben und Zeit haben, um eine Lösung zu suchen.

 

Beim Planen der heutigen Route habe ich am Stadtrand auf meiner Strecke eine Tankstelle gefunden. Diese steure ich nun an.

 

Da wäre sie, aber leider versperrt eine über die Einfahrt hängende Kette mit der Aufschrift no servicio die Zufahrt.

 

Das löst einen kurzen Fluch bei mir aus, weil ich weiss, dass ich jetzt einiges an Zeit benötige, um eine andere Tankstelle zu finden.

Maps.me zeigt mir eine weitere in Zentrum an, weshalb ich jetzt zurück ins Verkehrschaos muss.

 

Dort angekommen, präsentiert sich mir eine lange Autokolonne und viele Leute mit Kanistern vor der einzigen funktionierenden Tanksäule.

 

Und so benötige ich einmal mehr viel Geduld, bis ich sechs Liter Benzin bekommen und dieses Mal erst noch für den Touristenpreis.

 

Erst knapp vor der Mittagszeit verlasse ich deshalb Potosí.

 

Bis kurz vor Uyuni verläuft die Strecke wie gestern durch Täler und über Bergpässe, die zwischen 3'400 und 4'200 Meter liegen.

 

Die Landschaft trumpft ebenfalls erneut mit großartigen Weit- und Ausblicken auf und bald habe ich die morgendliche Abfahrtsschwierigkeiten vergessen.

 

Die letzte kurze Talfahrt bringt mich zu meinem heutigen Ziel und bietet mir den ersten Blick auf den Salar de Uyuni, der grössten Salzpfanne der Welt.

 

Ich checke in der Unterkunft eine, wo auch Christian aus Deutschland zwei Stunden später aus Argentinien eintrifft.

 

Beim anschliessenden Nachtessen plaudern wir über unsere Erlebnisse der letzten Wochen und besprechen bereits ein wenig unsere gemeinsame Tour über die Lagunen Route.


Wir planen vier Nächte in Uyuni zu bleiben und geniessen deshalb als Erstes einen Ruhetag.

 

Wir streifen etwas durch die Ortschaft, die keine Sehenswürdigkeit ist, und finden ein cooles Lokal mit leckerem Kaffee.

 

Dabei besprechen wir, wie wir den Salar de Uyuni besuchen wollen. Auch hier gibt es eine Regenzeit, die zwar viel weniger Nasses vom Himmel bringt, als in anderen Teilen von Bolivien, aber immer noch genug, um Teile das riesigen Salzsees unter Wasser zu setzen.

 

Klar möchten wir auf dieser riesigen Salzpfanne mit unseren Motorrädern herumfahren, jedoch sind wir beide der Meinung, dass uns unsere Motorräder zu schade sind für die Salzbrühe. Zu weil wir beide noch viele weitere Kilometern mit unseren Maschinen unterwegs sein wollen.

 

Deshalb entscheiden wir uns, an einer Jeep Tour auf den Salar teilzunehmen und buchen eine halbe Stunde später die Tour für den nächsten Tag.

 

Tags darauf stehen wir um 10.00 bei der Reise Agentur, bezahlen die Fr. 25.00 für die Tour inklusive Mittagessen.

Mit dabei sind zwei Australier und zwei Bolivianos aus Santa Cruz.

 

Unser Fahrer spricht null englisch, was lediglich für die beiden Australier ein Problem ist, und bringt uns als erstes zum Eisenbahnfriedhof, der etwas ausserhalb von Uyuni liegt.

 

Natürlich sind wir nicht die einzigen Besucher, weil täglich unzählige gleich organisierte Touren unterwegs sind.

 

Und so kommt es, dass fast auf jeder Lokomotive und Wagen irgendwelche Touristen für ihre Selfies herumkrabbeln.

 

Wir finden jedoch bald einige Loks und Wagon, die von den Selfie Massen verschont bleiben.

 

Wieder zurück in Uyuni lädt unser Guide das Mittagessen und Gummistiefel in den Jeep und fährt mit uns anschliessend zur kleinen Ortschaft Colchani, von wo die Zufahrt auf den Salar möglich ist.

 

Doch zuerst halten wir mitten im Dorf beim Touristenmarkt an und erhalten eine kurze Erklärung, wie die Salzgewinnung durch die Dorfbewohner funktioniert.

Danach steht uns Zeit zum Geldausgeben an den Verkaufsständen zur Verfügung.

 

Wieder im Jeep holpern wir über eine durchlöcherte Piste zum Salar, wo uns als erstes ein kleiner See erwartet.

 

Unsere Geländewagen pflügt sich ohne Probleme durch das Salzwasser und über kleine Inseln mit nassem Salz.

 

Schon hier zeigt sich, dass unsere Entscheidung ohne Motorräder den Salar zu besuchen richtig war. Die Fahrt durch diese Salzbrühe wäre alles andere als positiv für die Maschinen gewesen.

 

Nach einigen Stopps erreichen wir das bekannte Dakar Monument. Auch hier ist unsere Geduld etwas gefragt, bis wir in Ruhe einige Fotos machen können.

 

Das anschliessende Mittagessen in einem aus Salz erstellten Gebäude mitten auf dem Salar ist schmackhafter als ich gedacht habe.

 

Frisch gestärkt düsen wir mit 100 km/h hinaus in die riesige Salzmasse zur 80 Kilometer weit entfernten Insel Incahuasi.

 

Dazwischen legen wir einige Fotostopps ein, die von unseren australischen Teilnehmern genutzt werden, um mit einem Plastikdinosaurier lustige Fotos zu knipsen.

 

Eine halbe Stunde später parken wir bei der Insel und haben eine Stunden Zeit.

 

Das Betreten der Insel kostet zusätzlich BOL 30.00, weil die Insel ein geschütztes Gebiet ist. Komischerweise der Salar nicht.

 

Wir verzichten auf den Besuch der Insel und wandern ein wenig in der weissen Salzpracht herum.

 

Den Abschluss unserer Tour verbringen wir im nassen Teil der Salzpfanne, wo wir die mitgenommenen Gummistiefel erhalten, damit wir uns im seichten Wasser bewegen können.

 

Die Spiegelung der Wolken, der Berge und dem sich anbahnende Sonnenuntergang im ruhigen Salzwasser ist einmalig und bleibt bei mir im Hirnbereich für unvergessliches abgespeichert. 

 



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