Chile mit dem Motorrad, Atacama Wüste, Honda CRF 300L

Atacama Wüste

Rund um die Ortschaft San Pietro de Atacama bietet die Natur einige spezielle Landschaften, was über die letzten Jahrzehnte viele Besucher anlockte. Davon will der chilenische Staat profitieren und erhebt mittlerweile für alle Sehenswürdigkeiten Eintrittspreise, die seit der Pandemie teilweise stark angestiegen sind. 

 

Das betrifft sämtliche Lagunen, Schluchten, Thermal Pools, Geysir etc. Zudem wurden an den meisten Orten Zeitfenster eingeführt, an die man sich halten muss.

 

Die Tickets sind seit geraumer Zeit nur noch via Internet buchbar und müssen mittels Kreditkarte bezahlt werden.

 

Dafür wird nochmals eine Spesenpauschale verlangt. Es wird zwar kommuniziert, dass die spesenfreien Debitkarten ebenfalls funktionieren. Beim Bezahlvorgegen werden diese jedoch systematisch abgelehnt.

 

Leider betrifft das auch die beiden Lagunen Miscanti und Miniques, die 150 km weit entfernt liegen. Die einige Kilometer davor liegende Gemeinde erhebt ebenfalls Gebühren für die Besichtigung, die nur über das Internet verkauft werden.

 

Deshalb verzichte ich heute auf diesen Ausflug und streife etwas durch die Ortschaft, die trotz ihrem Status als Touristenhochburg erstaunlich ruhig und beschaulich ist.

 

Es gibt sogar Lokale, die Menüs zu normalen chilenischen Preisen anbieten, obwohl daneben Restaurants mit dem gleichen Angebot fast das doppelte verlangen.

 

Tags darauf starte ich die Enduro für einen Ausflug auf der Schotterpiste zu den Geysers El Tatio.

 

Diese sprudeln lediglich in den frühen Morgenstunden und für eine Besichtigung müsste ich morgens um 05.00 Uhr starten. Wegen den nächtlichen Minustemperaturen dort oben verzichte jedoch darauf.

Jedoch führt die 80 km lange Anfahrt auf Empfehlung von Fränzi und Beni durch ein schönes Gebiet, welches ich mir gerne anschauen möchte.

 

Und so ist es den auch. Auf der gesamten Strecke begleiten mich die verschiedenen schneebedeckten Vulkane und Berggipfel der Anden, die eine natürliche Grenze zwischen Chile und Bolivien bilden.

 

Die Piste steigt dabei fast von mir unbemerkt auf über 4'000 Meter hoch und bringt mich zur Lagune Flamingo, wo es wie der Name schon sagt, tatsächlich auch Flamingos hat. Und ich staune, es ist kostenlos.

 

Dafür ist die anschliessende kleine Ortschaft Machuca mit ihrer alten, festungsähnlichen Kirche, durch eine Abschrankung abgeriegelt und nur für zahlende Besucher zugänglich.

 

Von der Schotterpiste aus ist die Kirche jedoch ebenfalls gut sichtbar und ich halte ein paar Minuten an.

 

Beim etwas später erscheinenden Rio Puntan durchbricht das Grün der Pflanzen und das blaue Wasser das Wüstenbraun und erzeugt einen fast kitschigen Farbenkontrast.

 

Die grasenden Vikunas und der im Hintergrund stehende Vulkan Tatio vervollständigen das Touristenprospektbild einer Andenlandschaft.

 

Auf der anderen Seite des Flusses stehen einige verlassene Hütten und daneben erheben sich kleinere Schwefelhügel, die aus dem Schlot des aktiven Vulkan Putana gewonnen wurde. Sieht jedoch so aus, als ob hier nicht mehr gearbeitet wird.

 

Kurz drauf drehe ich um und rolle einige Zeit später wieder durchs Garagentor meiner Unterkunft.


Klicke auf das jeweilige Bild für eine Bildvergrösserung und Beschreibung

Von San Pedro de Atacama führt die Lagunen Route durch ein landschaftlich besonders reizvolles Andengebiet bis nach Uyuni, wo der grösste Salzsee der Welt liegt.

 

Die Strecke ist jedoch bekannt für seine schwierige Piste, die während 300 km zwischen 4'000 und 5'000 Meter über Meer verläuft. Dazwischen gibt es einige Unterkünfte. Diese sind jedoch mehrheitlich durch die Kunden der Reiseorganisationen belegt, die sowohl von Chile als auch Bolivien aus mehrtägige 4x4 Touren in dieses Gebiet anbieten.

 

Die Strecke möchte ich gerne fahren, jedoch wegen den harschen Bedingungen nicht allein. Ich habe mich deshalb per Ende März mit Christian in Uyuni verabredet, der ebenfalls auf die Lagunen Route möchte. Bis dahin sollte zudem die Regenzeit etwas abgeklungen sein, was einfachere Pistenverhältnisse mit sich bringen sollte.

 

Für die Zwischenzeit plane ich eine grosse Schlaufe über Nordchile, La Paz und danach Uyuni zu fahren.

 

Die Planung dazu schaue ich mir heute bei einem fahrfreien Tag in San Pedro de Atacama näher an.

 

Tags darauf breche ich nach Antofagasta an der Pazifikküste von Chile auf.

 

Die Honda benötigt, bevor es weitergeht, einen Ölwechsel und wenn möglich eine neue schotterpistengerechte Bereifung. Durch die Grösse von Antofagasta erhoffe ich mir dort fündig zu werden.

 

Kaum lasse ich die letzten Häuser von San Pedro de Atacama hinter mir, übernimmt die kahle, braune Wüstenlandschaft das Zepter.

 

Nach einer riesigen Senke steigt die Strasse stetig bis auf 3'500 Meter an und verläuft dann in einer mehr oder weniger geraden Linie bis zur Minenstadt Calama, die bereits wieder 1'000 Meter tiefer liegt.

 

In unmittelbarer Nähe der Stadt liegt Chuquicamata, die grösste Kupfermine der Welt. Leider ist seit der Pandemie keine Besichtigung mehr möglich.

 

Bereits von weitem kann ich eine grosse schwarze Rauchwolke über Calama erkennen und ich rätsle, vorher diese stammen kann.

 

Bei der Ortseinfahrt lichtet sich das Geheimnis und es ist eine Reifendeponie, die ihre Pneus zur Entsorgung verbrennt. Nicht gerade das perfekte Umweltverhalten.

 

Die Stadt lädt zu keiner Pause ein, weshalb ich weiterdüse.

 

Der Lastwagenverkehr wird merklich dichter und die einspurige Verkehrsachse nach Antofagasta wird zu einer Autobahn ausgebaut. 

Beides fordert meine Konzentration und macht das Fahren in der Wüstenhitze anstrengend.

 

Hinzu kommt, dass links und rechts der Strasse riesige Minen auftauchen in denen gefühlt einmal die ganze Wüste umgegraben wird. Dadurch wird zusätzlich die Landschaft unattraktiv. 

 

Auf etwa halber Strecke liegt die Geisterstadt Pampa Union. Sie war einst die wichtigste Stadt in diesem einsamen Wüstenabschnitt und beherbergt 5'000 Einwohner, die mehrheitlich in den Salpeter Minen arbeiteten.

 

Bedingt durch den Autobahnausbau ist die Zufahrt zur Geisterstadt verbarrikadiert. Schade, das hätte mich interessiert.

 

Mit Chacabuco folgt jedoch kurz darauf eine weitere verlassene Minen Stadt, in der Salpeter gewonnen wurde.

 

Sie ist heute ein Museum und ist für Besucher geöffnet.

Als ich am Tor ankomme, parkiere ich die Honda auf dem verlassenen Parkplatz und schlage mit dem Hammer auf die Eisenstange, die als Klingel angeschrieben ist.

 

Es dauert nicht lange, bis der Museumswärter mit seinem Hund auftaucht. Er lässt mich durch das Tor und ich bezahle die € 2.00 Eintritt. Danach ist es mir überlassen, wo ich überall in dem weitläufigen Grundstück herumlaufen möchte.

 

Bevor ich loslaufe, offeriert mir der Museumsangestellte, dass ich die Enduro in einer kleinen Halle im Schatten parkieren kann, was ich gerne annehme.

 

Danach streife ich durch die Anlage, der einst bis zu 3'000 Menschen lebten. Eindrücklich, was mitten in der Wüste für den Abbau von Salpeter errichtet wurde.

 

Ich kann fast überall rein gehen. Lediglich eine Halle ist wegen Einsturzgefahr mit grossen Gittern abgesperrt. Bei uns in Europa wäre wohl das ganze Areal gesperrt.

 

Eine Stunde später verabschiede ich mich beim Wärter und genehmige mir in der einige Kilometer entfernten Tankstelle einen Kaffee.

 

Auf der Weiterfahrt taucht neben mir plötzlich ein Minen Zug auf, der für seine schwere Last zwei grosse Lokomotiven benötigt, um diese über die Geleise zu ziehen.

 

Gegen den späten Nachmittag gelange ich zu meiner Unterkunft in Antofagasta und schlendere abends ans Meer.

 

Eine schöne Abwechslung gegenüber den imposanten Gebirgslandschaften der letzten Monate.


Über Google Maps habe ich eine Motorradgarage gefunden, die einige aktuelle, positive Beurteilungen von Motorradreisende aufweist. Ich versuche mein Glück und schreibe die Garage über die angegebene WhatsApp Nummer an.

 

Es dauert keine halbe Stunde und mein Telefon schaltet sich mich der Antwort ein, dass ich jederzeit für den Ölwechsel vorbeikommen kann.

 

Zehn Minuten brummt der Honda Motor auf und ich kurve durch die Innenstadt zur Garage.

 

Der Besitzer heisst Luis und er arbeitet allein in seiner gut ausgestatteten Motorradgarage. Die fünf herumstehenden BMW deuten darauf hin, dass er sich mit modernen Motorrädern auskennt.

 

Wir smalltalken ein wenig und ich erfahre, dass seine Mutter seit über 25 Jahren in der Schweiz in Basel lebt. Er selbst fühlt sich aber in Chile mehr zu Hause als in Europa.

 

Anschliessend schieben wir die Honda auf die Motorradhebebühne uns lassen das schwarze Gold ablaufen.

 

Dabei frage ich ihn, ob er Reifen in der für die Honda richtigen Grösse hat. Er findet einen Michelin Sirac, der mir jedoch zu strassenlastig ist.

 

Bereits vor dem letzten Reifenwechsel in La Serena habe ich im Internet recherchiert, welche Reifenmarken und Modelle in der für die Honda richtigen Grösse in Chile erhältlich sind. Dabei bin ich auf Mitas 07 und Michelin Anakee Wild gestossen, die beide über einen Webshop bestellbar wären.

 

Ich frage deshalb Luis, ob ich seine Werkstattadresse angeben könne, wenn ich Reifen über das Internet bestellen würde.

 

Er nickt und bietet mir gleichzeitig an, dass er die Reifen für mich bestelle, wenn ich einige Tage in der Stadt bleiben könne.

 

Wir vereinbaren, dass er die Bestellung aufgibt, sofern die voraussichtliche Lieferung innerhalb von sieben Tagen erfolgt.

 

Danach flitze ich mit neuem Öl zurück zu meiner Unterkunft, wo ich bereits zehn Minuten später von Luis eine Nachricht erhalte, dass die Reifen in fünf Tagen hier sind.

 

Das klingt super und ich mache mich über Airbnb auf die Suche nach einem bezahlbaren kleinen Appartement mit sicherem Parkplatz für die kommenden Tage. Es dauert nicht lange und ich werde fündig.

 

Das Check-In für das Appartement ist Morgen ab 15.00 Uhr. Anstatt in der Stadt mit meiner gesamten Ausrüstung rumzuhängen, fahre ich zwischenzeitlich zur Wüstenskulptur Mano del Desierto.

 

Die 11 Meter hohe Hand wurde vom Künstler Mario Irarrázabal in den neunziger Jahren als Mahnung aufgestellt, dass die Umweltsünden aufhören, damit nicht die ganze Erde überall zu einer Wüste wird.

 

Ich durchquere Antofagaste entlang der Küstenstrasse, was eine Weile dauert, weil die Stadt eingeklemmt zwischen Pazifik und den Wüstenhügeln längsgezogen an der Küste verläuft.

Nach den letzten Aussenbezirken biege ich nach links ins Landesinnere ab, wo die Wüste auf mich wartet.

 

Einige Kilometer später taucht auf der linken Seite eine Art Friedhof auf, der ohne Abschrankungen neben der Strasse liegt und sich wildwuchernd in die Sandhügel hineinzieht.

 

Ich halte an und frage mich, ob das wirklich ein Friedhof ist, bis ich bei einem Kreuz eine kleine Hundehütte entdecke, die mit Snoopy angeschrieben ist.

 

Jetzt wird mir klar, dass ist der Tierfriedhof der antofagastischen Bevölkerung.

 

Ich kurve weiter und gelange auf die chilenische Hauptverkehrsachse Nr. 5. Diese verläuft über mehrere tausend Kilometer in der Nord-Süd Achse durch das langgezogene Chile hindurch und ist teilweise die einzige Strassenverbindung.

 

Empfangen werde ich von einer riesigen Zementfabrik, welche die umliegenden Tankstellen und kleineren Werkstätten mit einer weissen Staubschicht zudeckt.

 

Ich halte lediglich für eine Tankfüllung an und rolle gleich weiter, vorbei an der nächsten grossen Fabrik, einer Metallgewinnungsanlage der Firma Glencore.

 

Diese Firma hat ihren Hauptsitz in der Schweiz und ist die grösste Unternehmensgruppe, die im Rohstoffhandel und Bergwerkbetrieb tätig ist.

 

Nach den beiden tristen Industrieanlagen bin ich froh, endlich nur noch Sand weit und breit zu sehen.

 

Eine Stunde später biege ich auf die kurze Schotterpiste zur Mano del Desierto ab und bestaune die eindrückliche Skulptur, die einsam und verlassen in der Wüste steht.

 

Ich nutze die Minuten des allein seins und mache gleich ein paar Fotos, was sich als gute Idee herausstellt, biegt doch bereits ein Auto von der Hauptstrasse in meine Richtung ab.

 

Fünf Minuten später steht das Auto vor der Handskulptur und entlässt fünf Insassen, die sogleich einen Campingtisch mit Sonnenschirm aufbauen und ihren Lunch vorbereiten.

 

Ich knabbere derweilen ein paar Crackers und mache mich danach auf den Rückweg.

 

Dieses Mal nehme ich von der Hauptverkehrsachse Nr. 5 eine andere Zufahrtsstrasse nach Antofagaste, welche an den Ruinen Huanchaca, einem alten Silberschmelzwerk vorbeiführt. Während der Betriebszeit von 1892 – 1902 war dies der grösste Industriekomplex in ganz Südamerika.

 

Heute werden die Ruinen langsam aber sicher von der wachsende Stadt vereinnahmt, was zu einem spassigen Bild führt. Ruinen, die langsam von Wohnblocks eingekreist werden.

 

Mittlerweile ist es gegen 16.00 Uhr und ich kann mein gemietetes Appartement in der Innenstadt beziehen.

 

Die Honda bekommt einen sicheren Parkplatz auf dem Parkdeck und ich eine 1-Zimmerwohnung im 7. Stock mit Aussicht auf die Stadt. Genau das Richtige für ein paar Tage relaxen, bis es weitergeht.

 

Die Stadt bietet keine besonderen Sehenswürdigkeiten, weshalb ich die Tage mit Waschen, spazieren und rumhängen verbringe. 



Route und Downloads

Download
Track Atacama Wüste.gpx
XML Dokument 1.1 MB
Download
POI Atacama Wüste.gpx
XML Dokument 34.0 KB