Südamerika mit dem Motorrad, Santiago de Chile

Santiago de Chile

Die angegebene Flugzeit von knapp 14 Stunden erinnert mich, wie weit Chile von Europa entfernt ist und dass die Anreise in den momentan meist vollgepackten Flugzeugen kein Vergnügen ist.

 

Ich leiste mir deshalb gegen einen kleinen Aufpreis den Luxus eines Sitzes mit mehr Beinfreiheit.

 

Und ich bin froh darum, bekomme ich doch einen Sitz am Fenster ohne Sessel vor mir, da die Reihe vor mir nur zwei Sitzplätze hat, weil die Notfalltüre zu viel Platz benötigt.

 

Mit ausgestreckten Beinen schlafe ich bequemer als erwartet und schwupps, ist die Hälfte des Fluges schon vorbei.

 

Der neue Kinofilm Top Gun lenkt mich für weitere zwei Stunden ab und die restliche Zeit plaudere ich mit meinem chilenischen Nachbarn, der Frankreich besuchte und trotz seines Alters von 82 Jahren alleine unterwegs ist.

 

Auf der letzten halben Stunde zieht mich die mit einem Wolkenmeer umrahmte Aussicht auf die verschneiten Anden magisch an. Dazwischen drückt die aufgehende Sonne ihre Strahlen durch die Wolken, was dem Anflug eine fotogene Dramaturgie verleiht.

 

Die etwas hart anfühlende Landung holt mich in die Realität zurück und der Sprecher des Flugpersonals heisst uns in Santiago de Chile willkommen.

Danach geht es speditiv vorwärts mit raus aus dem Flugzeug, Fussmarsch zur zügig verlaufenden Passkontrolle bis zur Gepäckausgabe, wo meine Tasche nach ein paar Minuten auf dem Laufband erscheint.

 

Willkommen im gut organisierten Chile.

 

Der Flughafen liegt nahe am Stadtzentrum und Taxis sind günstig, weshalb ich mir eines leiste.

 

Gute Wahl, entpuppt sich der Taxifahrer gleich noch als Touristenführer und erzählt mir während der Fahrt, was ich alles in der Stadt anschauen soll.

 

Meine Unterkunft, das Hostal Casa Matte, liegt in einer ruhigen Gegend nahe der Innenstadt und ist unter Motorradreisenden bekannt. Der Inhaber, er heisst wie ich Christian, ist selber begeisterter Enduro Fahrer und bietet einen grossen, abschliessbaren Innenhof für die Motorräder an plus eine Schrauberecke.

 

Während der Saison ist hier immer was los und auf der gemütlichen Dachterrasse werden Reisegeschichten und Infos rege ausgetauscht.

 

Die Saison startet aber erst mit den wärmeren Temperaturen ab Oktober, weshalb ich die nächsten Tage der einzige Gast bin.


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Das Erste, was mir in der Stadt auffällt, sind die allgegenwärtigen Graffitis.

 

Gefühlt jede besprühbare Fläche bis auf Körperhöhe ist voll mit irgendwelchen Elementen. Das betrifft auch die Rollläden der Geschäfte, die nach unten gezogen werden, wenn sie geschlossen sind.

 

Das verleiht der sonst trüben Betonwänden einen abwechslungsreichen und farbenfrohen Anstrich.

 

Das Zweite sind die teils spontanen Gedenkstätten für die getöteten oder verschwundenen Menschen während der Diktatur, was darauf hindeutet, dass trotz der heutigen Demokratie diese traurige Epoche noch nicht aufgearbeitet ist.

 

Und das Dritte ist, dass die Stadt erst ab ungefähr 11.00 Uhr richtig aus dem Schlaf erwacht. Davor ist die Mehrzahl der kleinen Geschäfte geschlossen und die Strassenhändler unsichtbar.

Ich nehme mir für die fünf Tage in der Stadt nicht allzu viel vor und besuche lediglich einige der angesagten Sehenswürdigkeiten.

 

Dazu zählt die Innenstadt mit dem in allen südamerikanischen Städten obligaten Plaza de Armas, dem Hügel Cerro de Santa Lucia, der von oben einen Aussichtspunkt auf die Innenstadt bietet, eine kleine Wanderung hinauf zum Mirador Jesus Cristus, wo mir die Grösse und Ausmasse der sechs Millionen Stadt bewusst wird, aber leider durch das diffuse Licht den uneingeschränkten Blick auf die Anden verwehrt wird, plus einen Ausflug mit der U-Bahn zum lebhaften Busbahnhof, wo ich mein Ticket nach Valparaiso ergattere.

 

Die restliche Zeit verbringe im Hostal, plaudere mit den Familienangehörigen, die trotz meinen bescheidenen Spanischkenntnissen immer für einen Schwatz offen sind oder geniesse die wärmenden Sonnenstrahlen an den wolkenlosen Tagen.



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