Mit dem Motorrad durch Portugal, Douro Tal, SuzukiDRZ400

Entlang imposanter Schluchten

Heute wartet Portugal auf mich und wie es bei einer solchen Fahrt sein sollte, scheint die Sonne. Nur die kalten Temperaturen passen nicht dazu. Ich hoffe jetzt mal, dass es so wie gestern ab 12.00 Uhr wärmer wird und ziehe deshalb nicht meine ganze Winterausrüstung an.

 

Daraus wird nichts, den keine 20km nach Santiago tauche ich in eine dicke Nebeldecke ein, die mich mit ihrer Kälte auf auf dem Motorrad fast erstarren lässt.

 

Schnell durch, denke ich mir, woraus dann aber 50km werden. Dann endlich schlängelt sich die Strasse in die Höhe und die Sonne erhellt mein Gemüt. Da kommt die Tankstalle mit angegliedertem Kaffee gerade richtig. Anhalten, Kaffee bestellen und in die Sonne sitzen. Was für eine Wohltat.

 

So geht es dann bis in die Sil Schlucht weiter. In den Nebel eintauchen und wieder auftauchen.

Glücklicherweise haben sich die Nebelgeister bei der Schlucht verzogen und ich kann einen ersten Blick in diesen riesigen Canyon werfen. Gewaltig.

 

Kurvenreich verläuft meine Route weit oberhalb der Schlucht und alle paar Kurven eröffnen sich mir tolle Ausblicke auf den Fluss. Dazwischen liegt ein altes Benediktinerkloster, welches die Mönche an einem exklusiven Aussichtspunkt erbauen liessen.

 

In meiner Unterkunft am Abend fällt mir auf, dass die Inhaber und Mitarbeitenden untereinander kein Spanisch sprechen. Hört sich für mich eher nach Portugisisch an. Beim Dessert erklärt mir der Küchenchef auf meine Frage nach der Sprache, dass hier in der Gegend alle Galegisch Sprechen, was die Sprache in der Region Galicien ist und näher am portugisischen als am spanischen liegt.


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Am nächsten Morgen bewahrheitet sich meine Befürchtung und es liegt erneut eine dicke Nebelschicht über die Landschaft. Darum ziehe ich nach dem Frühstück eine Schicht mehr an, als gestern.

 

Das war eine gute Entscheidung, dauert es doch erneut fast zwei Stunden, bis sich die Sonne zeigt. Dafür bleibt sie mir dann den ganzen Tag erhalten. So passiere ich die Grenze nach Portugal mit blauem Himmel.

 

Bereits im ersten Dorf rüttelt der Kopfsteinpflasterbelag meine Enduro und mich durch. Zudem wird die Strasse eng und schlängelt sich zwischen den Häusern zum gegenüberliegenden Ortsausgang hin. Das erwartet mich nun in jeder Ortschaft. Bis zum Ortseingang ist die Strasse geteert und breit genug für zwei Autos. Innerhalb des Dorfes dominiert Kopfsteinpflaster und enge Strässchen.

 

In einem dieser Siedlungen quetscht sich ein Lastwagen durch die Gasse. Mir bleibt da kein Zentimeter Platz. Also drehen und beim nächsten Strässchen auf die Seite fahren.

 

Meine erste Anlaufstelle in Portugal ist die Grenzortschaft Miranda do Douro, die am Douro Fluss liegt, der hier für längere Zeit die Grenze zwischen Spanien und Portugal absteckt und über tausende von Jahren eine Schlucht gebildet hat.

Im Hotel treffe ich Alan aus Irland, der mit dem gleichen Motorrad wie ich in die Algarve unterwegs ist. Beim gemeinsamen Nachtessen entscheidet er sich spontan einen Tag länger zu bleiben und begleitet mich tagsdarauf auf meiner Wanderung zu einem Aussichtspunkt über die Schlucht.

 

Unser Wanderausflug trübt der Ganztagesnebel leider beträchtlich ein, wobei wir dann doch noch einen Blick in die Schlucht erhaschen.

 

Als wir am späten Nachmittag um die Ecke zu unserem Hotel einbiegen, sehen wir einen Mann mit seinem Hund bei unseren Motorrädern stehen. Weil er sie begutachtet, gehen wir hin und stellen uns vor. Seine Augen strahlen sofort und voller Freude erzählt er uns, dass er ebenfalls Motorrad fährt und mit seiner Frau schon oft in Afrika war. Und so reden und reden wir bis er merkt, dass er schon lange im Restaurant bei seiner Familie sein sollte. Beim davonrennen ruft er uns noch zu, dass er morgen auch mit dem Motorrad einen Ausflug macht.


Tagsdarauf verabschiede ich mich von Alan und fahre, wie könnte es anders sein, in den dichten Nebel hinein. Hartnäckig wie er ist, hüllt er meine zwei ersten beiden Aussichtspunkte in sein graues Köstum ein. Es dauert wieder mehr als zwei Stunden, bis ich die Sonner erblicke.

 

Kurz darauf tanke ich bei einer kleinen Pause am Strassenrand etwas Wärme und sehe, wie sich drei Motorräder weiter unten aus dem Nebel befreien. Was für eine Zufall, es ist Juan, mit dem wir gestern gefachsimpelt haben. Natürlich hält er gleich an und so wird meine Aufwärmpause länger als gedacht. 

 

Bis mittags folge ich dem Douo Fluss und bestaune von verschiedenen Aussichtspunkten die tiefe Schlucht. Bei einem der zahlreichen Schotterverbindungssträsschen hört nach einem steilen Anstieg der Weg plötzlich auf. Pech, wären es doch nur noch 600 Meter bis zur Teerstrasse. Also umdrehen und wieder den steilen Hügel hinunter.

Einiges später dreht der Douro Fluss und verläuft durch Portugal hindurch bis nach Porto an die Küste. Mein Weg verläuft nach Süden, weshalb ich nicht weiter dem Strom folge.

 

Etliche Kurven später passiere ich ein impossantes Burgtor und gelange ins Dorf Almeida. Der gesamte Burgring dieser Siedlung ist intakt, weshalb das Dorf nur über vier Tore erreichbar ist.

 

Als ich darüber gelesen habe, dachte ich mir natürlich, dass dieses Dorf ziemlich touristisch sein wird. Ich werde eines besseren belehrt. Ausser ein paar Kinder, die auf dem Spielplatz gleich hinter der Burgmauer spielen, zeigt sich kein Mensch in den Strässchen. Schon fast gespenstisch ruhig ist es auch auf dem Dorfplatz, wo ich mein Motorrad mitten drin abstelle und ein Foto mache.


Eine Nacht später - ich glaube es nicht. Schon wieder liegt dicker Nebel über meiner Unterkünft. Widerwillen ziehe ich wieder alle warmen Kleider an und ab in die düstere, kalte Suppe.

 

Eine gefühlte Ewigkeit später strahlt mir die Sonne auf dem Berggipfel entgegen, von wo ich einen Aussblick auf ein anderes mittelalterliches Dorf bekomme, weil es knapp über der Nebelgrenze liegt. 

 

Auf der anderen Seite des Aussichtspunkt liegt knapp unter mir das gigantisches Nebelmeer. Weit hinten ragt der Torre hinaus, der höchste Berg Portugals. Sieht natürlich super aus, nur zeigt es mir auch, dass mein Weg dorthin, der Torre ist mein heutiges Ziel, alles andere als sonnig ist.

 

Wegen des dichten Nebels lasse ich einige der Schotterstrassenabschnitte aus. Einfach zu gefährlich bei dieser schlechten Sicht.

 

Ab Mittag drückt dann endlich die Sonne durch, wodurch ich die letzten 80km über Schotterpisten und schmale Teersträsschen zum Torre gelange.

 

Die Passstrasse hinauf auf 2'000 Meter ist gut ausgebaut. Oben liegt ein grosser Parkplatz und daneben ein Sessellift. Der einzige Ort, wo in Portugal im Winter die Ski angeschnallt werden.

Mein Zimmer beziehe ich untweit der Passhöhe in einem Skiresort, wenn man das so nennen kann. Jedenfalls hängen im Gang Holzskis und im Eingangsbereich lodert hinter einer Glasscheibe Flammen und Glut. Wohl eine Art Cheminee.

 

Oh Überrraschung - heute Morgen hat es keinen Nebel. Der starke Wind, der mir um die Ohren bläst, hat in wohl vertrieben. Endlich mal wieder die Sonnenbrille schon beim Losfahren anziehen und dazu die Aussicht bei der Talfahrt geniessen.

 

Meine heutige Strecke folgt dem ACT, eine Organisation von Endurofahrern, die für Portugal und andere Länder spezielle Routen mit einem hohen Anteil von Schotterstrassen und Wege zusammenstellen.

 

Kreuz und quer führt der Track über teils ausgewaschene Waldwege die Hügel hinauf und hinunter. Dabei bildet der schönste Abschnitt die 10km lange Fahrt entlang der auf den Hügelkämmen stehenden Windräderanlagen.

 

Irgendwann habe ich genug von den wilden Schotterwegen und gönne mir und der Enduro einen längeren Abschnitt Teerstrasse. Und schwupp bin ich schon bei meiner Unterkunft in einem ruhigen Dorf inmitten der grünen portugisichen Hügellandschaft. Meinen Tag lasse ich auf der Sonnenterrasse ausklingen.



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