Sonntag 23.06.2019
Cache Creek - Whistler
Es ist 07.00 Uhr und unsere Mägen warten auf das Frühstück. Vom Restaurant-Personal fehlt aber jede Spur und die Rezeptionistin weiss nicht, wo sie sind oder ob sie noch kommen. Sie kann uns kein Frühstück zubereiten, da das Restaurant durch dritte geführt wird. Nach weiteren 15 Minuten Wartezeit entschliessen wir uns, bei der gegenüberliegenden Husky Tankstelle zu frühstücken.
Der Wind hat es noch immer nicht geschafft, alle Regenwolken zu vertreiben. Wir ziehen deshalb gleich von Beginn weg unsere Regenkombis über. Mit der Übung der letzten Tage geht das ratzfatz.
Heute folgen wir dem Hwy 99 durch eine abwechslungsreiche, fantastische Landschaft. Die Strasse windet sich entlang von grossen und kleinen Flüssen, Seen und über einen Pass. Dazwischen locken uns Aussichtspunkte mit ihren einmaligen Panoramen zum Halten an und - es regnet kaum.
Alphornklänge über dem Seton Lake
Montag 24.06.2019
Whistler - Ucluelet
Unsere gebuchte Fähre nach Vancouver Island läuft um 11.00 Uhr in Horseshoe Bay aus und das Check-In muss mindestens 30 Minuten vorher erledigt sein. Wir beschränken uns deshalb auf zwei Stopps, damit wir frühzeitig da sind. Unterwegs fahren wir an einer Geschwindigkeitskontrolle vorbei. Der Polizist steht mit einer grell leuchtenden gelben Jack zwischen den beiden Autobahnspuren. Dadurch ist er von weitem erkennbar und alle Schnellfahrer können ihr Tempo frühzeitig reduzieren. Eine andere, freundlichere Vorgehensweise als bei uns.
Beim Hafen angekommen, erhalten wir umgehend die Tickets für unsere Motorräder. Für das Begleitfahrzeug dauert es länger, da sie nur Vouchers in Papierform akzeptieren, wir diesen aber nur digital haben. Unser kurzfristiger Wechsel auf ein anderes Begleitfahrzeug am Anfang der Reise, rächt sich nun. Nach einigen Diskussionen druckt uns netterweise der Supervisor den Voucher auf seinem Drucker im Büro aus und wir bekommen das Ticket. Die anschliessende 90-minütige Überfahrt verläuft relaxed.
Bumm und die Federung meiner Harley schlägt durch. Dabei hebt es mich einige Zentimeter aus dem Sattel hoch, Die Bodenwelle war zu gross für das Fahrwerk, was für mich aber leider nicht erkennbar war. Hinter der nächsten Kurve wartet schon die Nächste auf uns. So geht es auf den letzten 50 km Strecke bis nach Ucluelet weiter. Viele enge Kurven, Löcher und Bodenwellen. Dazwischen eine Baustelle, wo wir 20 Minuten warten müssen.
Nach einem langen Tag erreichen wir unser Resort in Ucluelet, das auf einer kleinen Halbinsel liegt. Die Managerin steht bereits an der Einfahrt und begrüsst uns herzlich. Sie erklärt uns alles und führt uns zu unseren Unterkünften. Wau, das sind kleine Wohnungen mit Aussicht aufs Wasser und einem Balkon mit Jacuzzi. Hier bleiben wir gerne zwei Tage.
Dienstag 25.06.2019
Ucluelet - Tofino - Ucluelet
Die Harley Motoren werfen wir heute nur kurz an. Dafür stechen wir in See und gehen auf Walsuche. Auf dem Weg zum Bootshafen biegen wir links ab zu berühmten Long Beach. Der Strand liegt im Pacific Rim National Park und ist mit seiner Länge von 25km enorm gross. Ausser einigen hartgesottenen Surfern, das Wasser ist eisig kalt, gibt es kaum Besucher. Vermutlich ist das mehrheitlich so, da der Strand wild und naturbelassen wirkt. Angeschwemmte Muscheln glitzern in der Sonne, kleine Krebse krabbeln umher, Häufchen von Meergras bilden die Form von Untieren und überall liegt Schwemmholz herum.
Kurz nach Mittag stehen wir auf dem Bootssteg und lauschen einer ausführlichen Sicherheitsinstruktion. Dann heisst es Schwimmweste überziehen und rauf auf das Schiff.
Wir tuckern gemütlich aus dem Hafen. Dabei fliegen die ersten Weisskopfadler über uns hinweg. Wunderschöne Tiere. Unser Kapitän Chris gibt uns die Info, dass etwas weiter draussen ein Buckelwal gesichtet wurde und er uns dahin führen wird. Je weiter raus wir fahren, je mehr Wellen gibt es. Da verursacht bei einigen blasse Gesichter und leicht umgedrehte Mägen. So sind einige froh darüber, dass der Buckelwal keine Lust darauf hat, mit uns verstecken zu spielen, sondern lieber gemütlich Luft holt, um danach für einige Minuten abzutauchen. Wir begleiten den Wal ein Stück und drehen dann ab Richtung Küste.
Nächstes Ziel ist eine Bucht, in der sich einige Grauwale das ganze Jahr hindurch aufhalten. Auch hier meinen es die riesigen Meerestiere gut mit uns und tauchen schon bald vor, neben und hinter uns auf. Gewaltig.
Nach 3 Stunden Fahrt schifft uns der Kapitän zurück zum Hafen, in dem gerade einige Wasserflugzeuge hinter einander starten. Eindrücklich, wie die Flugzeuge übers Wasser gleiten und langsam hochziehen.
Mittwoch 26.06.2019
Ucluelet - Victoria
Durch die ruhige, grüne Lage direkt am Wasser, fühlt sich nebst uns auch die örtliche Tierwelt in unserem Hotel Resort in Ucluelet wohl. Zudem sind sie sich an die Menschen gewöhnt und lassen sich von uns nicht stören. So verspeist abends ein Weisskopfadler seinen Fisch direkt vor einem Balkon oder morgens streift ein Waschbär durch die Büsche und lässt sich wie ein Fotomodell fotografieren.
Unser heutiges Ziel auf Vancouver Island ist Victoria, die Hauptstadt British Columbias. Wegen fehlenden Alternativen von strassentauglichen Routen für die Harleys, verläuft die Strecke mehrheitlich auf dem Highway. Nebst unseren Pausenstopps werden wir einmal mehr durch eine fahnenschwingende Mitarbeiterin einer Grossbaustelle für 20 Minuten angehalten und ein Unfall zwingt uns dazu, unsere Motorräder auf dem Highway zu parkieren und uns in den Schatten zu setzen, weil heute die Sonne ungewohnt stark vom Himmel scheint.
Kurz vor Victoria steuern wir den örtlichen Harley Dealer an und stürmen den Laden. Hoch im Kurs sind T-Shirts und dichte Regenskombis. Unser Begleitfahrzeugfahrer zeigt dabei seine Verkaufsqualitäten und unterstützt einige mit Rat und Tat beim ausgeben ihres Feriengeldes.
Abends schlendern wir nach einem feinen Nachtessen durch das Hafengebiet und bestaunen das grosse Regierungsgebäude, welches mit hunderten Lämpchen, ähnlich einer Weihnachtsbeleuchtung, erhellt wird.
Donnerstag 27.06.2019
Victoria - Vancouver
Unser letzter Fahrtag beginnt mit einem Frühstück im 18. Stock unseres Hotels mit schöner Aussicht auf Victoria. Direkt am Fenster mit Blick auf den Hafen erhalten wir unsere Sitzplätze. So schmeck das Essen doppelt so gut.
Die Anfahrt zur Fähre nach Vancouver verläuft durch dichten Stadtverkehr. Routiniert bleibt die Gruppe zusammen und trotz den vielen auf Rot wechselnden Ampeln geht niemand verloren. Gebucht sind wir auf die 11.00 Uhr Fähre, treffen aber bereits um 9.45 Uhr beim Ticketing ein. Kurzerhand bucht uns die Mitarbeiterin auf die 10 Uhr Fähre um, weil diese nicht ausgebucht ist. Uns ist das recht, müssen wir dadurch nicht über eine Stunde auf dem Parkplatz für das Einschiffen warten.
Die Überfahrt verläuft etwas interessanter als die Letzte. Gekonnt manövriert der Kapitän das grosse Schiff zwischen zwei eng bei einander liegenden Inseln durch, wo uns zudem eine Fähre entgegenkommt. Dabei lässt der Kapitän das Schiffshorn einige Male ertönen. Freundlicherweise werden wir über die Beschallungsanlage vorgewarnt. Trotzdem überrascht uns der Riesenlärm, der unsere Ohren durchbohrt und die verschiedensten Reaktion bei den Reisenden auf dem Oberdeck auslöst.
Kurz nach Mittag fahren wir auf den Parkplatz unseres Hotels beim Flughafen von Vancouver. Hier endet unsere eindrückliche Rundreise durch die kanadischen Rocky Mountains und Vancouver Island und somit auch dieser Reiseblog. Toll war der Zusammenhalt in der Gruppe, die Rücksichtnahme beim Fahren auf die Kolleginnen und Kollegen und der humorvolle Umgang mit den kanadischen Wetterkapriolen.