La routa de los pueblos blancos

Tarifa ist nicht nur die am südlichsten gelegene Stadt von Kontinentaleuropa, nein, hier mischen sich zudem das Mittelmeer mit dem Atlantik und Afrika ist zum Greifen nahe. Ja so nah, dass mein Schweizer und Spanischer Mobilfunkanbieter mich mit einem SMS in Marokko begrüssen.

 

Mehr als meine sehnsüchtigen Blicke hinüber ins Land der Berber bekomme ich leider nicht. Die Grenzen zwischen Spanien und Marokko sind weiterhin geschlossen ohne konkrete Angaben bis wann.

Die überschaubare Altstadt von Tarifa ist lebendiger und weniger herausgeputzt als in anderen touristisch geprägten Städtchen. Vermutlich liegt es daran, dass das Städtchen selbst keine touristischen Höhenpunkte bietet und deshalb einiges von seinem Charme behalten hat.

 

Wobei bei der spanischen Bevölkerung zwei Konditoreien sehr beliebt sind und sich dadurch lange Schlangen vor der Ladentüren bilden. Natürlich wartet hier niemand ruhig vor sich hin, sondern alle palabern miteinander.


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Über der Apotheke leuchtet mir die Temperaturanzeige entgegen, die ich wegen der tief hängenden Sonne kaum lesen kann. Doch doch, es sind 18 Grad. Wäre da nicht dieser giftige Wind, würde ich mir meine Jacke vom Leibe reissen.

 

Der Wind ist auch der Grund, wieso es in Tarife vermutlich mehr Kite-Sufer*innen gibt als Einwohner. Farbenfroh hängen ihre Segel über dem Meer. Die Kitenden selber verschwinden dafür zwischen den unzähligen kleinen Wellen.

Während dessen kämpfe ich mich gegen den Wind über den kurzen Damm hinüber zur Isla de Tarifa.Links tümpelt das Mittelmeer vor sich hin und rechts tobt der Atlantik.

 

Dazwischen ein kurzer Fotostopp, gar nicht so einfach die Kamera ruhig zu halten, und weiter zum Castello auf der Insel. Leider wird daraus nichts. Ein grosses Gitter versperrt den Weg. Kein Zutritt.

 

Also wieder zurück. Und weil das so anstrengend war, gleich in das nächste Tapas Lokal.


Ein Blick aus dem Fenster. Schön, blauer Himmel. Das wird eine super Fahrt ins Landesinnere nach Ubrique, meinem Startpunkt für die ruta de los pueplos blancos.

 

"Doch was wollen jetzt diese dunklen Wolken über den Hügeln"? fegt es mir durch den Kopf als ich aus Tarifa hinausfahre.

 

Und schon bläst der heftige Wind die Dunstschleier vor die Sonne. Leider bleibt das auch so.

 

Trotzdem halte ich nach dem kurzen Ausflug auf die Schnellstrasse am Aussichtspunkt für einen letzten Blick hinüber nach Marokko. Dann biege ich auf eine Schotterstrasse ein und tauche ab im Dunst- und Wolkenmeer.

 

Ganz so schlimm, wie befürchtet, wird es nicht. Anfangs lacht die Sonne sogar ein paar Mal durch und verschafft mir einen Ausblick auf die grüne Umgebung. Danach verschwindet sie ganz, dafür hat der Regen keine Chance.

Ich behalte deshalb meinen Kurs bei und kurve über einsame Schotterpisten durch Wälder und riesige landwirtschaftlich genutzte Gebiete. Ausser Kühe und ein paar Ziegen begegnet mir lange Zeit niemand.

 

Die Fahrt tümpelt so dahin, bis ich die letzte unbefestigte Strasse erreiche. Hier hat es geregnet, weil es frische Pfützen hat, die Steine manchmal rutschig sind und es an Stellen, wo schon lange keine Sonner mehr hin kam, ein paar schlammige Abschnitte sind.

 

So verlangen die letzten 30km meine volle Konzentration und von der Aussicht bekomme ich nicht viel mit. Naja, die ist ja sowieso getrübt durch das Wolkenmeer.

 

Abends plane ich dir Route für den nächsten Tag. Das wird eine coole Sache, sofern das Wetter mitspielt.


Einmal mehr gewinnt die Sonne in Andalusien die Oberhand. Kein Wölkchen am Himmel erwartet mich beim Packen der Enduro.

 

Voller Vorfreude steuere ich ins Städtchen Ubrique hinein und zwänge mich durch die engen Gassen hindurch. Das dauert ein wenig, da Ubrique für eine Dorf eine stattliche Grösse hat.

 

Zudem ziehen sich die andalusischen Dörfer fast immer einen Berg hinauf, wodurch die Strassen nicht nur eng, sondern auch steil sind.

 

Dann noch ein kurzer Stopp für ein Foto von oben und weiter geht es auf einer Panoramastrasse nach Grazalema, dem nächsten pueblo blanco.

 

Halb auf einem Felsen hängend, klebt die Ortschaft am dahinterliegenden Berg. Ich halte unten bei einem Parkplatz am ersten Haus. Der ist belegt mit Wohnmobilien, die sich eng aneinander den Platz mit Aussicht teilen. Camperfeeling der Neuzeit.

Kaum verlasse ich den Parkplatz, werden die beiden Autos vor mir von einem auf der Strasse stehenden Polizisten gestoppt. Beide werden von ihm angewiesen, nach rechts abzubiegen. Ich rücke auf nach vorne und rechne schon damit, dass er mich ebenfalls zum Abbiegen oder Umdrehen auffordert.

 

Weit gefehlt. Mit einem Lächeln im Gesicht winkt er mich durch und stoppt dann gleich wieder das Auto hinter mir.

 

Irgendetwas läuft im Dorf, was den Verkehr einschränkt. Deshalb fahre ich langsam fahre und biege auf den Dorplatz ein, wo eine kleine Menschenmenge die Strasse blockiert. Eine Stimme ertönt über eine installierte Lautsprecheranlage mit der Aufforderung, dass alle Masken tragen müssen.

 

Ich schlängle mich durch die Leute, die zwar etwas missmutig dreinschauen, mir aber trotzdem Platz machen. Etwas weiter dreht die Strasse in einer 180 Grad Kurve und ich bekomme einen freien Blick auf den Dorfplatz und umliegende Häuser.


Bei meinem Aussichtspunkt ist leider niemand anders, den ich fragen kann, was für eine Veranstaltung das ist. Ich warte noch ein wenig und fahre dann weiter.

 

Die Strasse steigt an und bringt mich kurvenreich hinauf zum Puerto de los Palomas Pass. Was für eine Aussicht von hier oben.

 

Neben mir stoppt pustend ein Rennfahradfahrer und trinkt einen grossen Schluck aus seiner Trinkflasche. Ich lache ihm zu und sogleich fragt er mich, ob ich von ihm und natürlich seinem Fahrrad ein Foto machen kann. Na klar doch.

 

Ganz stolz erklärt er mir, dass dies seine erste Fahrradfahrt hier hoch gewesen sei. Ich gratuliere ihm und erwähne grinsend, dass es auch meine Erste sei, aber mit dem Motorrad.

 

Die Talfahrt nach Zahara de la Sierra ist einiges spektakulärer. Über mehrer Kehren windet sich die Strasse durch die Berglandschaft und präsentiert eine einmalige Kulisse auf den weit unten liegenden Stausee.

 

Obwohl heute Samstag ist, herrscht wenig Verkehr und ich kann bedenkenlos überall anhalten, wo ich möchte. Das gefällt mir.

Zahara de la Sierra haftet an einem steilen Berghang. Innerhalb des Dorfes gibt es deshalb zwei Aussichtspunkte, die ich anfahren möchte.

 

Das gestaltet sich etwas schwieriger als gedacht, weil die Zufahrtsstrasse mit einer Einbahntafel gesperrt ist. Umgekehren geht wegen Einbahn ebenfalls nicht. Also links runter. Runter ist milde ausgedrückt. Ich falle schon fast, so steil ist das Gefälle. Hinzu kommt noch der gepflasterte Belag. Die Vorder- und Rückradbremse kann hier zeigen, was sie drauf hat.

 

Unten angekomment, geht es zum Aussichtspunkt gleich rechts wieder hoch. Wie auf einer Berg und Talbahn.

 

Zwei enge Kurven später stehe ich plötzlich auf einem kleinen Platz inmitten von Restaurantstühlen. Ich zirkle mich durch und endlich am Aussichtspunkt.

 

Motor aus und schon höre ich jemand rufen, Solo cinco minutos. Ich drehe mich um und sehe einen Polizisten winken. Ok, ok. Ich bin ja gleich wieder weg, den die Aussicht ist nichts besonderes. Dafür die Wegfahrt, die mich nochmals durch engen steilen Gassen führt.


Einen Kaffeestopp später lenke ich meine Enduro die nächste Hügelkette. Wie üblich verläuft das ziemlich kurvenreich mit abwechselnder Aussicht auf die Umgebung.

 

Ich erreiche die Abbiegung auf die 10km lange Schotterstrasse zum Mirador de Levante.

 

Rumpel, rumpel, rumpel und oben stehe ich an der Absprungbasis für die Gleitschirmspringer. Was muss das für eine Gefühl sein, über die Rampe runterzurennen und loszufliegen.

 

Ich verkneife es mir und fahre nicht runter sondern parkiere meine Enduro und geniesse den Ausblick.

 

Der einzige anwesende Gleitschirmpilot macht das selbe, weil der Wind ihm das Fliegen verdirbt.

Ein guter Platz ein längere Pause einzulegen und etwas zu essen.

 

Nach und nach erscheinen aus den Büschen immer mehr Wanderer. Wo kommen den die alle her? Jedenfalls nicht über die Schotterstrasse, den da bin ich niemandem begegnet.

 

Eine Stunde später holpere ich wieder talwärts und überhole den Gleitschirmpilot. Nein, er fliegt nicht über die Schotterstrasse. Der arme Kerl muss laufen wegen dem starken Wind.

 

Wieder auf festem Belag gelange ich nach Olvera, dem nächsten pueblo blanco, wo ich zwei Nächte bleibe.

 

 



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