Mit dem Motorrad nach Marokko, Khénifra National Park, Suzuki DRZ400S

Durch das grüne Marokko bis nach Fés

Ich verlasse Midelt bei angenehmen Temperaturen und steure die Enduro in Richtung des bewaldeten Khénifra National Park.

 

Mit dem Altai Gebirge im Rücken durchfahre ich zuerst eine karge Wüstenlandschaft, die im krassen Gegensatz dazu steht, was mich 30km später erwartet.

 

Die Landschaft wechselt nämlich im Eiltempo von einer unfruchtbaren Sandebene zu einer grünen, mit Feldern durch setzten Hügellandschaft.

 

In einer der kleinen Siedlungen ist heute Markttag und der Strassenrand dient beidseitig als Verkaufsfläche. Ich wechsle auf Schritttempo damit ich mich umsehen kann. Nicht allzu viel los, erscheint es mir, bis ich um eine unübersichtliche Kurve zirkle und mitten im Tiermarkt lande.

 

Kühe, Schafe, Ziegen, Esel, Maultiere und Hühner wechseln die Besitzer und werden auf die Picups verladen. Der Umgang mit den Tieren ist aus unserer europäischen Sichtweise milde gesagt unzimperlich. Hat damit zu tun, dass die Tiere hier anders genutzt werden und deshalb einen anderen Stellenwert haben.

 

Ich schlängle mich mit der Maschine durch die Menschenmenge und auf gut Deutsch gesagt verschissenen Strasse und beschleunige einige hundert Meter später in die grünen Hügel hinein.

 

Etliche Kurven später meldet sich der Nationalpark Khénifra mit seinen bewaldeten Hügeln und Schotterpiste an und etwas später fühle ich mich bei meinem ersten Pausenstopp mitten im Wald wie bei uns zu Hause.

 

Unglaublich, wie verschieden die einzelnen Regionen in Marokko sind.

 

Die nächsten zwei Stunden rumple ich auf der Piste durch dieses wunderschöne Waldgebiet, vorbei an regelmässig auftauchenden Nomadensiedlungen und Affen.

 

Ja Affen, die Mal am Strassenrand sitzen oder vor meinem Motorrad durchrennen oder friedlich auf einer Wiese nach Futter suchen.

 

Ich verlasse den Nationalpark und düse auf einer gut ausgebauten Teerstrasse in die Ortschaft Ifrane. In Marokko wird die Kleinstadt als die kleine Schweiz bezeichnet, was nachvollziehbar ist.

Sämtliche Häuser sind im europäischen Stil gebaut, die Strassen neu geteert und mit breiten Gehsteigen versehen, überall sind Menschen mit Umgebungsarbeiten beschäftigt und Abfall liegt nirgends herum.

 

Es gibt auch keinen Markt, sondern lediglich Geschäfte wie bei uns.

 

Der Ort ist auf die marokkanische Mittel- und Oberschicht ausgerichtet, die im Sommer die Frische auf 1'650 Metern suchen und im Winter zum Skifahren herkommen.

 

Ich fühle ich mir hier eher wie in einem falschen Film als auf meiner Marokkoreise, weshalb ich ohne Stopp weiterfahre.

 

Leider bringt mich die Strasse einige Kilometer später auf grossen Schleifen runter auf 800 Meter, was einen Temperaturanstieg mit sich bringt.

 

Es wird so heiss, dass ich das Helmvisier schliessen muss, weil der Fahrtwind wie ein heisser Föhn meine Gesichtshaut bearbeitet.

 

Fés erreiche ich eine Stunde später und wie ich bei der Ankunft in meiner Unterkunft erfahre bei 43 Grad. Kein Wunder fühlt sich mein T-Shirt nass an.

 

Mein Hotel ist ein Riad am Rande der Altstadt mit einem schönen, kühlen Innenhof und grossen Zimmern darum herum.

 

Da wenige Gäste anwesend sind, kann ich mein Zimmer aussuchen. Ich entscheide mich für dasjenige im 2. Stock gleich unterhalb der Dachterrasse.

 

Die Enduro bekommt ebenfalls ein kühles Plätzchen in der gegenüberliegenden bewachten Garage.

 

Nicht weit von meiner Bleibe entfernt, befindet sich eine Pizzeria, die durch meinen digitalen Reiseführer empfohlen wird. Also nichts wie hin.

 

Den Rest des Abends verbringe ich leider wieder einmal auf der Toilette, weil mich die nächste Magenverstimmung eingeholt hat.


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Nach einer durchzogenen Nacht esse ich trotz der Magenprobleme mein Frühstück auf der Dachterrasse. Danach relaxe ich den ganzen Morgen und warte, was meine Verdauung zum Frühstück meint.

Nachmittags begebe ich mich auf einen kleinen Rundgang durch die Altstadt. Viel los ist nicht, weil das Freitagsgebet im Islam das wichtigste Gebet der Woche darstellt und währenddessen laut dem Koran der Handel ruhen soll.


Glücklicherweise habe ich genügend Zeit bis zu meiner Abreise aus Marokko, weshalb ich einen weiteren Tag in Fés bleibe.

 

Weil die Temperaturen weiterhin hoch sind, entschliesse ich mich lediglich die Gerber in der Altstadt aufzusuchen. Angezogen durch etliche gesehene Reisebilder interessiert mich das am meisten.

 

Dank der App Maps.me finde ich den Weg durch die verwinkelten Gassen ohne mich zu verlaufen. Die Kunst danach ist, den Eingang zu den Gerbern zu finden. Gar nicht so einfach, weil ich nicht über die Mauern schauen kann und auch nicht einfach durch jeden Eingang hindurch darf.

 

Jetzt ist es zum Vorteil, dass ich als Tourist laufend von irgendwelchen selbsternannten Altstadtführern angesprochen werde.

 

Als ich nämlich am richtigen Eingang vorbeilaufe, winken mir zwei Männer zu, die daneben auf Plastikstühlen sitzen. Einer steht auf und stellt sich mir als Gerber vor. Er zeigt mir sogar einen Ausweis. Dabei sehe ich seine gelben Hände, die durch die Farbe beim Gerbern entstehen.

 

Wir handeln einen Preis von umgerechnet Franken 10.00 aus, wofür er mich angeblich durch die Gerberwerkstätten führt. Ich denke mir zwar noch, dass dies kaum möglich ist und er mich lediglich auf eine der Terrassen bringt, wo ich einen Ausblick auf die Bottiche bekomme und danach noch durch ein Geschäft mit Lederwaren geschleust werde, um Ware zu kaufen.

 

Irren ist menschlich und öfters auch positiv, so wie in diesem Fall. Er entpuppt sich nämlich als wirklicher Gerber und bringt mich direkt in den Hof mit den Bottichen und umliegenden Werkbereichen. Davor sagt er mir noch, dass ich überall Fotos machen darf, da er alle kennt.

Und so streife ich mit ihm durch die verschiedenen Bereiche und hüpfe dazwischen von einem Bottich zum nächsten. Der Gestank hält sich trotz anderslautenden Berichten in Grenzen.

 

Dafür muss ich meine Sonnenbrille, Cap und Telefon gut festhalten und mich konzentrieren, dass ich auf den nassen Rändern der Bottiche nicht ausrutsche in einer dieser chemiesäurehaltigen Flüssigkeit lande. Das wäre ein unvergessliches Bad.

 

Am Schluss seiner Tour lande ich trotzdem auf der Terrasse einer der umliegenden Lederverkaufsstätten. Ich schiesse mein letztes Foto von oben, bezahle ihm die gut investierten 100 Dirham und verdrücke ich mich im nu aus dem Laden.

 

Den Rest des Tages schlendere ich in der Altstadt herum, esse einen kleinen Happen und relaxe im Zimmer. Morgen geht es wieder weiter.

 

PS: Der Inhaber des Riad hat mir einen guten Tipp gegeben, wie ich mit den aufsässigen Verkäufern und selbsternannten Altstadtführern umgehen soll, die hinter uns Touristen her sind.

 

Seine Devise heisst - ignorieren, und zwar so, dass ich auf keine ihre Ansprechversionen reagiere und ihnen keinen Blick gönne. Im arabischen Raum sei jegliche Art von Kontakterwiderung eine Aufforderung für den Gegenüber weiterzumachen.

 

Und er hat recht. Seit ich sie rigoros ignoriere, läuft mir keiner mehr nach und alle Ansprechversuche enden nach ein paar Sekunden.

 

Dafür habe ich das Gefühl, sehr unfreundlich zu sein. Die Verkäufer sind nämlich sehr clever und begrüssen einem immer zuerst mit einem Hallo, wie geht es Ihnen oder mit irgendeiner Frage. Dies im Wissen, dass die Mehrheit der Touristen darauf antwortet. Und schon wird man sie nicht mehr los.



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