Mit dem Motorrad nach Marokko, Tizi N'Test Pass, Atlas Gebirge, Berberdorf, Suzuki DRZ400s

Über den Atlas nach Marrakesch

Die Ait Mansour Schlucht ist der südlichste Punkt meiner Marokkoreise, weshalb ich heute meine Enduro in Richtung Norden steuere mit Ziel Marrakesch.

 

Dazwischen liegt das Atlas Gebirge mit dem auf 2'100 Meter liegende der Tizi n’Test Pass. Doch zuerst verlasse ich auf einer Panoramastrasse den Antiatlas und erlebe dabei nochmals die Schönheit dieser roten Berglandschaft.

 

Hauptverkehrsachsen sind nicht meine Favoriten. Deshalb biege ich bald auf eine Nebenstrasse ab. Es folgen 100 km praktisch ohne Verkehr, obwohl etliche Dörfer entlang der Strasse liegen. Manchmal sitzen Leute im Schatten der Häuser, aber Geschäfte oder Markstände existieren kaum und wenn doch, sitzt lediglich der Shop Eigentümer vor seinem Geschäft und döst vor sich hin.

 

Nacht etwa zwei Stunden einsamer Fahrt kündigt das Ende des Antiatlas Gebirges mit einer großartigen Weitsicht in die vor mir liegende Ebene an. Zeit für eine weitere Pause mit Aussicht.

 

1'000 Meter weiter unten erwartet mich 30 Grad warmes Wüstenklima und kurz darauf kullern die ersten Schweisstropfen meinen Rücken hinunter. Der meist kühlende Fahrtwind bleibt leider auch aus, weil der schlechte Strassenbelag regelmässig harte Schläge an meine Lenker abgibt und dadurch meine Gas Hand zügelt. Gut verläuft meine Route bald nochmals in die kühleren Berge hinauf.

 

Doch zu früh gefreut. Meine digitale Karte zeigt zwar die Strasse deutlich an, sie hat sogar eine offizielle Strassennummer, in der Realität ist dies aber ein Schotterweg, der in einem Ziegengehege endet.

 

Also drehe ich um und verschaffe mir im Schatten des nächsten Hauses auf meinen Navigationsgerät einen Überblick. Leider gibt es keine andere Möglichkeit, als so weit in die Ebene hinauszufahren, bis ich die Hügelkette umfahren kann, hinter der meine heutige Pension in einer Oase liegt.

Der rinnende Schweiss treibt mich zur Abfahrt.

 

Der Belag wird zum Glück wieder besser und zusammen mit der schnurgeraden Strassenführung erhöhe ich das Fahrtempo, was etwas Abkühlung in meine Motorradkluft bläst.

 

In einer der nächsten Siedlungen lotst mich das GPS nach rechts auf eine Schotterstrasse, der ich über 25km folge. Dank der Agilität der leichten Enduro schaffe ich eine angenehme Fahrgeschwindigkeit, die lediglich einige Male durch etwas schwierigere Passagen gebremst wird.

 

Ich erreiche die nächste geteerte Strasse und bin noch etwas mehr als zehn Kilometer von der Oase entfernt. Das schaffe ich in ein paar Minuten, denke ich mir und verpasse dabei die angezeigte Abzweigung auf dem Navigationsgeräte. Ich halte kurz an und prüfe, ob das stimmen kann und ja, meine jetzige Strasse verläuft nicht an meiner Pension vorbei.

 

Also drehe ich, um einige Minuten später auf einem Sand- und Grobsteinweg zu landen, der kaum breiter als ein Meter ist. Ich steige ab und schaue mir den Untergrund in Ruhe an. Das ist schwieriges Fahrterrain. Wäre es nur für 2 – 3 Kilometer, würde ich es probieren. Mein Navi zeigt aber noch 11 km bis zum Ziel an. Das ist mir zu weit für eine Strecke mit heiklem Bodenbelag.

 

Und so werden aus den angezeigten 11km direktem Weg doppelt so viele wegen dem erneuten Umweg.

 

Dafür sitze ich eine Stunde später bei einem feinen arabischen Tee im schattigen Innenhof meiner Pension und unterhalte mich mit dem Inhaber, der sogar Deutsch spricht.

 

Nach der süssen Stärkung durchstreife ich die Oase, in der gemäss meinem Gastgeber über 10'000 Palmen gedeihen.


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Heute ist es endlich soweit und ich überquere das erste Mal in meinem Leben das Atlas Gebirge.

 

Freudig stehe ich auf, mache meine täglichen Fitnessübungen, Esse viel zu viel zum Frühstück und packe bald darauf die Enduro.

 

Für die lange Berg- und Talfahrt braucht das Motorrad ebenfalls Futter, was ich an der nächsten Tankstelle erhalte.

 

Ein paar Kurven später bremst mich ein umgestürzter Lastwagen, den ein Bagger versucht von der Strasse zu räumen. Ob der das schafft? Kann ich mir nicht vorstellen. Hier rumstehen und warten, ob ja oder nein, will ich aber nicht. Ich folge deshalb einem Mofafahrer, der links an den wartenden Fahrzeugen vorbeifährt.

 

Er biegt ins anliegende Feld ab und braust über den Acker am Unfall vorbei. Ich überlege nicht lange und mache es ihm nach. Zwar etwas sandiger Untergrund, aber mit genügend Gas bringt mich die Enduro locker durch und schon bin ich wieder auf der Teerstrasse. Ander Länder, andere Sitten.

Während den nächsten vier Stunden wechselt eine Kurve die andere ab. Zuerst hinauf auf 2'100 Meter mit abwechselnder Aussicht in die zurückliegende Wüstenebene. Gewaltig.

 

Dann weiter wie eine Schlange durch eine hügelige Hochebene, die von hohen Bergen umgeben ist und gefolgt von einer langen Fahrt entlang des Qued N’Fis Flusses. Unzählige Berberbergdörfer säumen den Weg und bringen Abwechslung in meine lange Fahrt.

 

Müde von den vielen Eindrücken parkiere ich am späten Nachmittag meine Maschine beim Hotel in Marrakesch. Jetzt brauche ich eine Dusche und einen Kaffee.

 

Gedacht getan und zwei Stunden später stürze ich mich frisch gestärkt ins Gewühle auf dem berüchtigten Jamaa El Fna Square, Tummelplatz der Gauckler, Musiker, Schlangenbeschwörer, Affenhalter und Hennakünstlerinnen.


Das Thermometer steigt in Marrakesch bereits auf über 30 Grad. Ich frühstücke deshalb heute früher als gewohnt und starte meinen Stadtrundgang bei angenehmem Klima.

 

Die Souks (Märkte) von Marrakesch sind die grössten in Afrika. Verstreut und teils aufgeteilt nach Warenangebot liegen sie innerhalb der riesigen Medina.

 

Ein kunterbunter Waren Mix, der zwar in abgelegenen Ecken noch wie ursprünglich für die Versorgung der lokalen Bevölkerung dient, ansonsten aber ausschliesslich auf die Heerscharen von Touristen ausgerichtet ist, die langsam Marrakesch wieder prägen.

 

Im Gassengewirr der Medina ist die Orientierung schwierig. Trotzdem finde ich nach einigen Umwegen die Medersa Ben Youssef, eine der grössten Koranschulen im Maghreb der früheren Zeit.

Ich erwische gerade noch ein Zeitfenster mit überschaubaren Besuchern, bevor dann zwei riesige Gruppen die Medersa belagern.

 

Draussen saugt mich erneut das unübersichtlich Gassensystem der Medina auf. Ich lasse mich treiben, was zu meiner Überraschung entspannt möglich ist. Als einzelner Mann bin ich für die cleveren Verkäufer uninteressant. Sie stürzen sich lieber auf Paare und Familien.

 

Ein paar Stunden und Sehenswürdigkeiten später, lege ich mich von der Hitze ausgedörrt aufs Bett und verbringe den Rest des Tages mit Faulenzen.



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