Mit dem Motorrad durch Spanien, Nordspanien, Parroquia de Nuestra Señora de los Dolores, Suzuki DRZ400S

Motorradpilgern auf dem Camino de Santiago

Ich verlasse den Flughafenterminal von Bilbao und warte in der Sonne bei angenehmen 20 Grad auf den Bus in die Stadt. Tja, leider wird es gemäss der Wettervorhersagen nicht so bleiben, weil eine Regenkaltfront auf die Hafenstadt zusteuert.

 

Und so kommt es auch. Als ich abends das Hotel verlasse, regnet es bereits und die Brise hat nichts mehr gemeinsam mit derjenigen am Flughafen.

 

Nun gut, Ich verschiebe meine Abreise und einen Tag und organisiere dafür einen Ölwechsel für den nächsten Tag. Dann ist das schon mal erledigt.

 

Am übernachsten Morgen ist der Kaltregen noch immer präsent. Ein Blick auf die Vorhersagen zeigt ebenfalls nur Regen, Regen und nochmals Regen. Dann schaue ich mal, was ich alles an warmen Kleider dabei habe, die ich mir unter die Motorradbekleidung anziehen kann.

Eine Stunde später sitze ich als ausgestopftes Volvomännchen auf der Enduro und warte an der ersten Ampel zur Stadt hinaus bis es grün wird.

 

Die Fahrt mit der Puente de Vizcaya, die Schwebefähre, die wir bereits auf unserer Camino del Norte Wanderung benutzt haben, lass ich mir aber nicht nehmen. Und so schwebe ich im Vollregen über den Estuary of Bilbao.

 

Fotostopps gibt es am heutigen Tag fast keine, dafür eine ausgiebige warme Dusche in meiner Unterkunft.


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Nach einer kalten Nacht, geheizt wird in Spanien meistens nur während ein paar Stunden, empfängt mich nach dem Frühstück die Sonne. Ohne Winterausrüstung geht es aber trotzdem nicht. Erst gegen Mittag spüre ich die wohltuende Wärme der Himmelsheizsonde auf dem Mirador del Fitu. Aber was sehen da meine Augen vom Adlershorst? Schnee auf den höheren Gipfel des Picos de Europa. Zum Glück war ich da schon.

 

Bei Oviedo erfahre ich einen weiteren Aussichtspunkt mit einem 360 Grad Blick. Auf der einen Seite das Meer und auf der anderen Seite die Berggipfel mit Zuckerguss. Was für ein Kontrast.

Abends quartiere ich mich in einer abgelegenen Pension in den grünen Hügeln hinter der Küste ein. Hier wimmelt es nur so von walliser Getreidespeichern, die hier Horreo heissen. Abends beim Nachtessen komme ich mit der Inhaberfamilie ins Gespräch und zeige ihnen ein Bild der walliser Horreo. So wie ich, wussten sie auch nicht, dass es andere Regionen mit dieser Art von Getreidespeicher gibt. Entweder hatten die beiden Regionen schon zu früheren Zeiten in irgend einer Weise Kontakt zueinander oder aber die Menschen hatten einfach die gleiche clevere Idee.


Kurz nach der Abfahrt parke ich die Enduro bereits wieder und zwar mitten im bilderbuchmässigen Küstendorf Cudillero. In den Sommermonaten wäre das unmöglich wegen den vielen Besuchern. Heute Morgen sind lediglich eine handvoll Einheimische unterwegs plus sind alle Restaurants geschlossen. Kein Mensch kümmert es deshalb, dass ich auf dem Dorfplatz stehe und gemütlich ein paar Fotos mache und die idyllische Dorfkulisse geniesse.

 

Auf meiner heutigen Route rolle ich durch weitere Küstensiedlungen, die geruhsam daliegen und lediglich durch die örtliche Bevölkerung frequentiert sind. Was für eine Luxus.

 

Ein weiteres Highlight sollte die Playa de las Catedrales sein, die gemäss Beschreibung mit Fels- und Steinformationen auftrumpft. Sieht schön aus, erwartet habe ich aber mehr. Bei den Spaniern steht dieser Strand jedoch hoch im Kurs, steht doch auf einer grossen Tafel, dass während der Monate Juli und August ein Ticket online gekauft werden muss, um den Strand zu betreten. Kontrollen seien garantiert.

Ab hier wird die Küste wilder, weshalb die Strassen vemehrt landeinwärts verlaufen. So auch meine Strecke, die über Ministrässchen am Monte Major Nationalpark vorbeiführt. Verkehr existiert hier kaum, dafür sind viele Jäger mit ihren Hunden unterwegs. Mit ihren hellleuchtende roten Westen bilden sie unübersehbare Farbtupfer in der sonst grünen Landschaft.

 

Bei meiner heutigen Unterkunft bekommt meine Enduro einen besonderen Parkplatz. Der Besitzer ist nämlich Motorradfan und schraubt gerade an einer alten Yamaha herum, als ich ankomme. Er beäugt gleich meine Suzuki und ist begeistert, dass die DRZ schon 20 Jahre alt ist und mich durch halb Europa trägt. Die Diskussion ist somit lanciert und meine Spaniskenntnisse sind gefordert.


Ich öffne den Fensterladen und habe das Gefühl in der Schweiz zu sein. Dicker Nebel hängt über der 200 Seelen Siedlung. Keine verlockende Aussichten, führt doch meine Route über einen Pass zurück zur Küste.

 

Eine Stunde später verlasse ich mich zu 100 % auf mein Navi, um die Strässchen über den Pass zu finden. Ich sehe nämlich nichts weiter als grau, grau und nochmals grau. Weil meine Brille angelaufen ist, halte ich kurz. Dabei rauscht ein mir unbekanntes Geräusch durch die Nebelsuppe. Ein Blick auf meine OSM Karte im Navi bringt die Erläuchtung. Es sind Windräder.

 

Alle klar nur - es windet ja gar nicht. Wie werden die jetzt angetrieben? Eine super Frage, um beim Fahren darüber nachzugrübeln. Kaum losgefahren vergesse ich die Sache schon wieder. Die schlechte Sicht erfordert meine Konzentration.

 

Ein Stunde später kurve ich unterhalb des Nebels auf den nördlichsten Punkt Spaniens zu, dem Estaca de Bares. Der aufkommende Wind verblässt die graue Eminenz und macht die Sicht auf das Meer und Umgebung frei.

Sowohl hier als auch auf dem darauffolgenden Cabo Ortegal bin ich der einzige Besucher. Passt irgendwie zu den vor sich hin rottenden Ruinen einer ehemaligen Station der US Küstenwache, die in den siebzigerjahren aufgegeben wurde.

 

Dagegen präsentiert die Kleinsiedlung Santo André de Teixido ein Wallfahrtskirche an unvergesslicher Lage, die anscheinend jeder Galicierin und jeder Galicier einmal im Leben besucht haben muss.

 

Im Zipfel der Branas Verdes wird es noch eine Spur Wilder. Eine Schotterstrasse verläuft ober- und entlang der Küste rund um das Gebiet und bietet mir Aussichten auf menschenleere Strände. Als krönender Abschluss bietet mit der Leuchtum Cabo Vilan ein super Fotosujet.


Der letzte Punkt meiner Nordküstenreise ist das Cap Fisterre. Einst hielten die Menschen diesen Fleck für den westlichsten Punkt Europas. Ist natürlich nicht so, der liegt in Portugal bei Lissabon. Nun ist es eben in Anführungszeichen nur noch der westlichste Punkt Spaniens. Macht nichts. Die Aussicht und Landschaft ist genial und mein Picknick schmeckt dadurch gleich noch besser.

 

Zwei Stunden später weichen mir etliche Pilger*innen auf den schmalen Strässchen auf meinem Weg nach Santiago de Compostela aus. Für viele ist ja nicht Schluss in Santiago sondern erst am Cap Fisterre.

Pilgern ist auf meiner gesamten Nordroute ein Thema. Strassentafeln weisen auf die Pilger hin, ihr Weg führ oft der Strasse entlang, speziell auf Pilger ausgerichtete Hotels und Restaurant säumen den Weg oder Gruppen von Pilger*innen versperrt die Fahrbahn, weil sie gerne nebeneinander wandern.

 

In Santiago de Compostela ist die Strasse der Pilger zur Katedrale mit Jakobsmuscheln versetzt und Pilgersprüche sind im Belag eingraviert. Vermutlich ein Ansporn für die letzten Meter bis zum riesigen Vorplatz der imposanten Katedrale, wo immer was los ist.



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