Mit dem Motorrad durch Spanien, Nordspanien, Picos de Europa, Riano, Suzuki DRZ400S

Noch vor dem Winter zum Picos de Europa

Jetzt weiss ich, wieso hier überall in den Bardenas Reales Windmühlen stehen. Der Wind peitscht nämlich heute Morgen über die Hügelkämme und bringt bei meiner exponierten Unterkunft alles zum Lottern, was nicht nagelfest befestigt ist. Der einsetzende Regen bestärkt dann meine Entscheidung meine Gas- und Kupplungshand für einen Tag zu schonen.

 

Ungebrochen pfeift der Wind die ganze Nacht hindurch weiter und rüttelt am Morgen meine Frühstückskaffeetasse durch. Naja, wenigstens ist die Sonne zurück.

 

Ich steige auf mein Motorrad und denke an den Film Vom Winde verweht und hoffe, dass mir das nicht sinnbildlich passiert. Vom Hügel runter werde ich effektive verblasen - unten angekommen beruhigt sich das Ganze dann aber.

So kurve ich nordwestfährst auf Nebenstrassen durch halbwüstenähnliche Landschaften, fahre auf einer Schotterstrasse über Bergkämme entlang riesiger Windmühlen und einer verlassenen Ortschaft und erreiche ab am Abend eine Miniortschaft im Gebiet des Parque Natural Sierra de Cebollera, die lediglich aus einer Herberge, Tankstelle und zwei zusätzlichen Häusern besteht.

 

Mein erster Gedanke, dass ich hier sicher der einzige Gast bin, wird gleich durch eine 10-köpfige Fahrradgruppe, die mit mir vor dem Gasthof ankommt, zunichte gemacht. Am Abend wandern weitere Gäste hierher, weshalb der Speisesaal angenehm belebt ist.

 

Dafür behält die Herberge die spanischen Esstraditionen hoch und es gibt erst um 21.30 Uhr Abendessen und um 09.00 Uhr Frühstück.


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Mit dem vollen Magen vom späten Nachtessen begnüge ich mich mit ein wenig Tost und Kaffee und bepacke kurz darauf mein Motorrad. Die Fahrradgruppe ist ebenfalls am bepacken ihres Begleitfahrzeuges, was gleich neben meiner Enduro steht, wodurch wir schnell ins Gespräch kommen. Dazu mischt sich dann noch eine Wandergruppe, weshalb ich eine halbe Stunde später noch immer packe.

 

Ich liebe solche spontanen Begegnungen.

 

Rauf aufs Motorrad und los gehts. Nur nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Nebel trübt nämlich keine 10km später die Fahrbahn ein und nieselt mich voll. So bleibt es mehrheitlich den ganzen Tag hindurch, weshalb es ich ohne grosse Pausen und Fotostopps zu meiner nächsten Unterkunft durchfahre.

 

Abends zeigt sich dann doch noch die Sonne und ich drehe eine Aufwärmrunde zu Fuss durch die Ortschaft. Schon auf der Fahrt ist mir aufgefallen, dass die Bauweise der Häuser sich ändert. Viele besitzen hier ein Art Veranda, die entweder offen geschlossen ist, wie bei einem Wintergarten. Hat vermutlich mit den kälteren Temperaturen im Winter zu tun.

 

Und dass es hier kalt wird, erlebe ich gleich heute Morgen. Zwar scheint bereits die Sonne in vollen Zügen, aber es ist höchstens fünf Grad warm. Also gleich wieder zurück ins Zimmer und die Wintergarnitur anziehen.

Die drei Kleiderschichten behalte ich bis mittags an. Erst dann spendet die Sonne genug Wärme, damit ich den ersten Teil meines Kleiderbalastes ablegen kann.

 

Bevor ich den Nationalpark Picos de Europa erreiche, durchquere ich auf einer halb zerfallenen Teerstrasse einen Bereich des Riano Stausees. Die Strasse zeigt sich nur bei tiefem Wasserstand des Sees. Ansonsten liegt sie verborgen unter Wasser inklusive der Brücke. Brücke unter Wasser? Sollte die nicht darüber führen? Vermutlich stammt die noch aus den Zeiten, wo der Stausee lediglich ein Bach war.

 

Die nächsten Tage streife ich mit der Enduro und Wanderschuhen durch die einmalige Landschaft des Nationalparks. Dabei finde ich in einem abgelegenen Dorf die gleiche Art von Getreidespeicher, wie in der Schweiz im Wallis. Besuche einen Tag darauf die Santa Cueva in Covadonga, ein katholisches Heiligtum mitten im Nationalpark, das täglich von Besuchern geflutet wird. Die Weiterfahrt zu den Lagos de Covadonga bleibt mir leider versperrt. Hier will man Geld verdienen, wodurch der Besuch lediglich mit den am Gate stehenden Touristen Buse möglich ist, Natürlich gegen ein Entgeld. Nichts für mich.


Die Tageswanderung durch den Cares Canyon auf dem bekannten Senda del Cares gestaltet sich dagegen als absolutes Highlight. Bei schönstem Wetter starte ich am Freitagmorgen auf die insgesamt 22km lange Wanderung (hin und zurück) entlang des Canyons.

Einmalig, wie der Wanderweg an vielen Stellen hoch oben aus dem Felsen geschlagen wurde und dadurch tiefe Blicke in die Schlucht freigibt.


Und tags darauf schottere ich auf einer etwas schwierigeren Schotterstrasse nochmals durch die unvergessliche Berglandschaft des Pico de Europa.

Ab jetzt geht es Richtuung Bilbao, wo ich für eine Woche ein Wanderpause einlege. Zeit, die vielen Eindrücke der letzten vier Wochen etwas setzen zu lassen, bevor meine Reise weitergeht.



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