Mit dem Motorrad durch Spanien, Andalusien, Schotterstrasse, Suzuki DRZ400S

Höhlenwohnungen, Schotter und Weitblicke

Nebst dem hübschen weissen Dorfkern und dem Fernblick von der weit oben stehenden Kirche und Burg, ist Olvera der Start oder Endpunkt des Via Verde de la Sierra.

 

Das ist ein ehemaliger Schienenweg der über 38km durch die andalusische Landschaft zwischen Olvera und Puerto Serrano verläuft.

 

Von den Schienen ist nichts mehr zu sehen. Geblieben ist ein Touristenweg zum Wandern und Fahrradfahren. Dabei durchquert man unzählige Tunnels und einige Brücken.

 

Abwechselung macht das Leben süss, darum miete ich mir heute ein Mountain Bike und trete los.

 

Reizvoll verläuft die Strecke durch die Hügellandschaft. Viel trampen muss ich dabei nicht, weil es stetig etwas bergab geht.

 

Den ersten ungewollten Stopp ruft die Schafsherde hervor, die wie ich über die vor uns liegende Brücke will. Zuerst sehe ich nur den grossen Hunde und ein paar Schafe dahinter. Doch dann hüpft und rennt eine ganze Herde auf den Weg plus der Schäfer, der johlend und schreiend weitere Tiere auf die Piste lotst. Dass dauert länger. Zeit für eine Trinkpause.

 

Danach radle ich weitere zwei Stunden, trinke unterwegs bei einer alten Station, die jetzt ein Restaurant ist, einen Kaffee und drehe einige Kilometer vor dem Schinenwegende wieder um.

 

Ab jetzt geht es bergwärts und es dauert nicht lange und ich ziehe meine Jacke aus. Es wird warm.

 

Wieder bei der alten Station futtere ich einige Kalorien und fülle meine Wasserflasche. Weiter gehts.

Ja und dann - schwabelt mein Hinterrad plötzlich komisch rum. Oh nein, wirklich jetzt. Ein Plattfuss?

 

Tatsächlich, die Luft ist raus.

 

Flickzeug habe ich natürlich nicht dabei. Dafür eine Telefonnummer von der Mietstation. Ich hole mein Handy aus der Tasche und - kein Empfang. Bei beiden SIM Karten.

 

Super. Plattfuss, kein Empfang und noch knapp 16km bis nach Olvera.

 

Aufregen nützt nichts, lieber die Energie fürs Laufen einsetzen.

 

Einige Kilometer später erreiche ich ein weitere kleine Station, die am Morgen geschlossen war. Jetzt sitzt jemand vor dem Haus und grüsst mich freundlich.

 

Ich erkläre ihm mein Problem, worauf er mir anbietet, die Mietstation mit dem Festnetztelefon anzurufen. Keine zwei Minuten später kommt er wieder aus dem Haus, öffnet die Türe vom Schuppen nebenan und holt ein anderes Bike hervor, tauscht es gegen meines und wünscht mir gute Fahrt.

 

Glück im Unglück nenne ich das und radle weiter. Jetzt einfach auf einem Mountain Bike, dass mir drei Nummern zu klein ist.

 

Wieder bei der Mietstation wird keine grosse Sache daraus gemacht. Der Vermieter nimmt das Ersatzfahrrad in Empfang, händigt mir meinen Ausweis aus, fragt, wie weit ich gefahren bin und verabschiedet mich mit einem freundlichen hasta luego.


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Nach soviel Tretarbeit gönne ich mir einen Entspannungstag in Olvera.

 

Nebst faulenzen, streife ich durch die weissen Gassen der Altstadt und erklimme zum Schluss das Schloss.

 

Der 360 Blick vom Turm ist mega. Die Wendeltreppe hinauf ebenfalls.

 

Eng mit Treppen, die nicht mehr Platz als für meine Fussballen hergeben.

Es wundert mich deshalb nicht, dass ausser mir keine weiteren Besucher in der Burg herumschwirren. So fühle ich mich wie der Schlosskönig.

 

Und nein, dass mit dem Ritter war nicht ich.

 

Beim Rückweg pflücke ich noch einige der Orangen, die mich von den Bäuchen neben dem Gehsteig anlachen. City Gardening wird in Spanien aktiv betrieben.


Auf meiner heutigen Strecke liegen mit Ronda und Setenil de los Bodegas zwei aussergewöhnliche Pueblos blancos.

 

Das Letzter erreiche ich bereits nach wenigen Kilometern und stoppe beim ersten Haus, das in die Felsen reingebaut wurde. Aussergewöhnlich.

 

Die ganze Ortschaft schmiegt sich in und über die Felsen. Dazwischen schlängeln sich die Dorfsträsschen hindurch. Und da heute kein Wochenende ist, herrscht kein Fahrverbot und kaum Verkehr.

 

So kann ich mitten in der bekanntesten Dorfstrasse mit dem Felsendach anhalten, die Ambiance geniessen und ein Foto machen. Was für ein Luxus.

 

Ronda tront auf einem Berggipfel und ist durch seine besondere Lage eines der meistbesuchtesten Pueblo blancos. Entsprechend ist das Verkehrsaufkommen hoch und etliche Zugangsstrassen sind gesperrt. Zudem besuchte ich Ronda bereits mehreremale und kenne den historischen Dorfkern gut.

 

Deshalb möchte ich das Städtchen von einer andere Perspektive bestaunen und wähle eine Routen entlang der Felstwand, auf welcher Ronda liegt.

Ich biege von der Hauptstrasse ab und lande bereits nach mehreren Metern auf einer ausgefahrenen Schotterstrasse.

 

Schotter und zerlöcherter Teerbelag wechseln sich auf den nächsten Kilometern ab und das Strässchen wird schmaler und schmaler.

 

Eigentlich rechne ich hinter jeder Kurve mit einem Fahrverbot, weil durch die vielen Besucher das Verkehrsaufkommen hoch ist, wodurch etliche Strässchen in und um Ronda nur noch für die Anwohner befahrbar sind.

 

Nicht auf diesem Weg. Kein Verbot stoppt mich und ich kurve alleine entlang der Felswand bis zum Mirador la Hoya del Tajo.

 

Von hier ist der Blick hinauf zur bekannten Brücke über die Schlucht hervorragend. Super.

 

Weiter holpere ich über eine steile Kopfsteinsträsschen hinauf ins Dorf und setze mich im ersten Kaffee in die Sonne.

 

Nur wenige Leute und Autos sind unterwegs, weshalb ich mich entschliesse über die Brücke zu fahren und dann durch Ronda hindurch weiter.

 

Mein Eindruck bestätigt sich und es ist auch in Ronda wider erwartend ruhig mit wenig Verkehr.


Heute Abend wartet eine Zimmer in der Ortschaft El Chorro auf mich. Das kleine Dorf ist umgeben von steilen Felstwänden und dem Naturschutzgebiet Desfiladero de los Gaitanes.

 

Meine Route dahin führte mich durch die andalusische Berglandschaft. Teilweise auf gut ausgebauten Bergstrassen, dann wieder auf Schotterpisten durch Olivenplantagen oder verlotterten Nebenstrassen, die mich mit ihren Löchern auf Trab halten.

 

Dazwischen stoppen mich etliche Aussichtspunkte, die mich mit ihren Weitblicken anlocken.

 

Als Abwechslung trumpft der Stausee Conde de Guadalhorce mit seiner schönen Lage und blauem Wasser auf.

 

Der Anblick zieht mich so in den Bann, dass ich die Abzweigung nach El Chorro verpasse. Macht nichts, die paar Kilometer fahre ich gerne wieder zurück.

 

Kaum verlasse ich den See, führt die Strasse in eine Schlucht hinein, die Ausläufer des Desfiladero de lo Gaitanes Nationalparks.

Kurz vor El Chorre biege ich auf eine neu geteerte Zufahrtsstrasse hinauf zum Aussichtspunkt Mirador Tajo Encantad ab.

 

Kurven- und aussichtsreich verläuft der Weg in die Höhe und endet am Aussichtspunkt mit Blick hinunter auf El Chorro und die die bergige Umgebung. Ein super Platz für eine Pause.

 

Eine Stunde später lenke ich die Enduro wieder hinunter in die Schlucht und biege nach El Chorro ab. Einige Schleifen später stoppe ich am kleinen Stausee Tajo de la Encantada und schaue hinauf zum Wanderweg Camino el Rey, der in hundert Meter Höhe entlang der Felswand verläuft.

 

Leider ist der alles in allem sieben Kilometer lange Wanderweg durch zwei Schluchten wegen Unwetterschäden für einige Tage gesperrt. Trotzdem bleibe ich einen Tag im beschaulichen El Chorro und wandere etwas durch die Umgebung.


Durch das klappernde Geräusch des Fensterladens werde ich wach. Nicht das erste Mal, dass mich dieses Geräusch aus dem Schlaf holt.

 

Die Ursache war bis anhin starker Wind und heute ist das nicht anders. Kaum öffne ich das Fenster, saust er herein und lässt der Vorhang flattern.

 

Ich ziehe mich an, mache meine täglichen Fitnessübungen und verschiebe mich in den Frühstücksraum.

 

Eine Stunde später brummt der Motor meiner Enduro los und der starke Wind treibt mich gleich vor sich her. Das kann ja luftig werden heute.

 

Zuerst fahre ich zurück zum Stausee Conde de Guadalhorce

und biege auf meine heutige Route ab. Ein paar Kilometer später lädt mich der erste Aussichtspunkt zu einem Fotostopp ein. Daraus wird aber nichts, weil die Plattform den starken Windböen voll ausgesetzt ist. Also schnell wieder weg hier.

 

Auf dem Staudamm fordert mich der Wind dann zu einem Duell heraus. Dabei greift er mich mit abwechselnder Stärke von verschiedenen Seiten an und versucht mich von der Mauer zu pusten.

 

Ich wehre mich heftig und erreiche nach hartem Kampf die andere Seite. Der Wind meint es wirklich ernst heute.

Die nächste windige Herausforderung wartet auf mich bei der Anfahrt hinauf zum Nationalpark El Torco. Zum Glück verläuft die Strasse die letzten paar Kilometer zwischen den bizarren Felsformationen hindurch, die mir Schutz bieten.

 

Beim Besucherzentrum spendiere ich mir zuerst einen Kaffee bevor ich auf einem kurzem Wanderweg durch die Gesteinsbildungen streife.

 

Ein Bergkette später lässt der Wind endlich nach. Gerade richtig für die kommende Strecke über verschiedene Bergkämme. Endlich mal wieder anhalten und in Ruhe die Aussicht geniessen.

 

Bald darauf wird die Strasse einspurig und führt mich steil ins Tal hinunter. Der Belag wechselt zwischen Teer und Schotter und ein ausgetrockneten Fluss überquere ich auf einer Betonfurt. Bei der Flussbreite wäre das mit Wasser vermutlich eine Herausforderung.

 

Etwas später taucht weit unten der Stausee Vinuela in meinem Blickfeld auf. Fast gleichzeitig werden die Häuser pompöser und vermehren sich nach jeder Kurve. Fast alles sind Sommerferienhäuser und schlummern jetzt verlassen vor sich her.


Die Küste liegt knapp 20km entfernt von hier und ich könnte Nerja, mein Ziel für die nächsten Tage, in einer kurzen Fahrt erreichen. Ich wähle aber die kurvenreiche Strecke durch die Berglandschaft und vorbei an den weissen Pueblos blancos

Canillas de Aceituno, Archez und Competa.

 

Kaum nähere ich mich ein Stunde später der Küste, meldet sich der Wind mit einer heftigen seitlichen Böe zurück. Dankeschön lieber Wind. Es war mir schon fast langweilig ohne dich!

Für die nächsten drei Tage quartiere ich mich in ein Appartement mit Sonnenbalkon ein. Am 22.12.2021 hebt dann mein Flieger von Malaga nach Zürich ab. Dazwischen muss ich einiges erledigen. Motorrad und Kleider waschen, Corona-Test organisieren, Lagerplatz für die Enduro finalisieren und natürlich soviel Sonne und Wärme aufsaugen.

 

Durch die neue Virusvariante ist nämlich nicht klar, wie sich die Reiseeinschränkungen verändern werden. Deshalb nehme ich lieber genügend Sonne und Wärme mit in die Schweiz.



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