Wachspalmen und Kaffeeplantagen

Wir sitzen auf der Dachterrasse beim Frühstück und verstehen kaum unsere eigenen Worte, weil der Regen dermassen heftig auf das Wellblechdach prasselt.

 

Ein kleiner Vorgeschmack darauf, wie es in Kolumbien während der Regenzeit ist.

 

Wir packen unsere Sachen im Trockenen zusammen und bestellen uns ein Uber-Taxi, dass uns zur zwei Kilometer entfernten Busstation fährt.

 

Den Schalter der Busgesellschaft, welche eine Direktverbindung nach Salento, dem Hauptort in der kolumbianischen Kaffeeregion anbietet, finden wir schnell.

 

Wir zeigen unsere Onlineticketbestätigung und erhalten sogleich unsere Papiertickets.

 

In der Wartezone für die abgehenden Busse ist es ruhig und wir setzen uns in die Nähe des Ausganges zu den Abfahrtsgates.

 

Nach und nach treffen mehr Überseetouristen ein, die vermutlich ebenfalls nach Salento oder nach Jardín, ein Städtchen mit einer farbigen, gut erhaltenen historischen Altstadt, reisen.

 

Eine halbe Stunde später öffnet sich die Türe unseres Busses und wir bekommen diese Mal zwei aussichtsreiche Plätze gleich neben dem Fahrer.

 

Offiziell dauert die Fahrt nach Salento sechs Stunden inklusive einer längeren Mittagspause. Schon bald zeigt sich jedoch, dass wir einiges länger benötigen werden, weil die Hauptstrasse auf mehreren Abschnitten durch Baustellen nur einspurig befahrbar ist und wir bei jeder Ampel lange auf Grün warten müssen.

So erreichen wir die Raststätte für die Mittagspause zum Zeitpunkt, wo wir in Salento eintreffen sollten.

 

Bevor der Busfahrer die Türe öffnet, ruft er allen zu, dass wir 25 Minuten Zeit haben.

 

Gesagt, gemerkt und nach 25 Minuten stehen alle Touristen ausser dem Fahrer wieder beim Bus. Dieser sitzt nur wenige Meter entfernt an einem Tisch mit anderen Busfahrern und bekommt erst jetzt sein Mittagessen serviert.

 

Und so kommt es, dass alle Businsassen dem Fahrer beim Essen zusehen und vermutlich das Gleiche denken wie wir, wieso hat er nicht gesagt, dass wir eine Stunde Pausen haben.

 

Drei Stunden stoppt unser Bus am kleinen Terminal in Salento und wir sind froh, endlich hier zu sein.

 

Unsere Unterkunft liegt erhöht, etwas ausserhalb der Ortschaft. Der 1,5 Kilometer lange Fussmarsch dahin sind nach der langen Busfahrt eine Wohltat. Und da wir durch die Ortschaft hindurchmüssen, erhalten wir gleich einen kleinen Überblick des Dorfkernes.

 

Die letzten paar Meter hinauf zu unserer Finca entpuppen sich als steil. Dafür endet dieser auf der Aussichtsveranda des Gasthauses mit tollem Blick über Salento und die umliegende Landschaft.

 

Nachdem wir dem freundlichen Gastgeber unsere Personalien angegeben und die Pässe gezeigt haben, deponieren wir unsere Sachen im Zimmer und lassen den Abend auf der Terrasse über Salento ausklingen.


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Der Wetterbericht hat heute für die Kaffeeregion regenloses Wetter gemeldet. Das nutzen wir und besuchen als erstes das in 10 Km Entfernung liegende Valle de Cocora mit seinen über 60 Meter hohen Wachspalmen.

 

Anstatt Kleinbusse fahren Willy Jeeps ins Valle de Cocora. Das sind für Personentransporte umgebaute Jeeps.

 

Der Fahrplan richtet sich nach der Anzahl Personen, die loswollen. Sind zwölf Leute vor Ort, startet einer der wartenden Jeeps bei der Haltestelle am Hauptplatz im Dorfzentrum.

 

Wir haben Glück und können gleich mit einer Gruppe los düsen. Im Jeep hat es jedoch keinen Platz mehr für uns, weshalb wir hinten auf das Trittbrett stehen und uns am Gepäckträger festhalten können.

 

Die Fahrt ins Tal entwickelt sich dadurch für uns zu einer spassigen und luftigen Angelegenheit.

 

Wir sind früh dran, weshalb es beim Parkplatz am Ende der Strasse in Cocora noch wenig Leute hat. Wir können uns deshalb ohne Stress umschauen und unseren Weg suchen.

 

Es gibt verschiedene Wanderungen durch das Tal. Eine davon ist ein 12 km langer Rundweg. Weil jedoch die Hälfte dieses Weges nicht durch den Bereich der Wachspalmen führt, entschliessen wir diesen Teil auszulassen und dafür die andere Hälfte durch die Palmen hin und zurückzuwandern.

 

Unser Entscheid entwickelt sich als richtig und wir können die Wachspalmen auf unterschiedlicher Höhe und Wetterbedingen bestaunen.

Am Ende unseres Aufstiegs über 500 Höhenmeter legen wir eine Pause auf einer kleinen Finca ein. Dabei beobachten wir Kolibris, die wie wild um die Blumen herumsausen und mit ihren langen Schnäbeln den Nektar heraussaugen. Erstaunliche Vögel.

 

Danach kehren wir um und spazieren den gleichen Weg zurück und geniessen die umgekehrte Aussicht auf das Tal und die Palmen.

 

Die kolumbianische Bevölkerung liebt es Fotos mit lustigen Sujets zu machen. Deshalb existieren sogenannte Fotoparks an touristischen Orten. Für ein Eintrittsgeld bekommt man verschieden Sujets geliefert im Stile der Instagram Influencer.

 

Auf unserer Wanderroute stehen einige dieser Fotohintergründe kostenlos zur Verfügung. Wir nutzen diese Möglichkeit und machen endlich einmal Instagram taugliche Fotos. 

 

Wieder beim Parkplatz angekommen, müssen wir erneut lediglich ein paar Minuten warten, bis genügend Leute für eine Fahrt zurück nach Salento bereit sind. Dieses Mal bekommen wir einen Sitzplatz und erst noch zwischen einer Schweizer Gruppe.

 

Nach der langen Wanderung knurren unsere Mägen und wir machen uns auf die Suche nach einem Restaurant mit leckerem Essen, was wir bald finden.

 

Zum Abschluss des Tages bestellen wir uns in einem der vielen Kaffees im Dorfzentrum einen Cappuccino mit Zimt und erklimmen anschliessend den steilen Anstieg zu unserer Finca.


Da wir beide gerne Kaffee trinken, liegt es nahe, dass wir eine der Kaffee-Fincas in der Umgebung besuchen.

 

Wir wählen eine kleine, familiengeführte aus, bei welcher wir für eine Tour keine Reservation benötigen, sondern einfach vorbei gehen können

 

Die vier Kilometer dahin gehen wir zu Fuss. Überraschenderweise herrscht auf der Schotterstrasse mehr Verkehr als wir gedacht haben.

 

Einheimische sind mit Motorrädern oder wie wir zu Fuss unterwegs, andere Joggen oder führen ihre Hunde aus.

 

Dazwischen tauchen Willy Jeeps auf, die Touristen zu einer der umliegenden Kaffee Farm bringen.

 

Eine Stunde später stehen wir vor unserer ausgesuchten Farm und werden von einem der Guides empfangen.

 

Er bietet uns einen Kaffee an und teilt uns mit, dass innert 20 Minuten weitere Touristen ankommen und dann eine Tour startet.

 

Die angekündigten Teilnehmenden erscheinen tatsächlich nach einer Weile und unsere Kaffee-Tour beginnt.

 

Wir lernen einiges über die verschiedenen Arten und Sorten von Kaffeebäumen kennen und dass die Pflanzen heikel auf Wetterveränderungen reagieren.

 

Gerader dieser Umstand bereitet den Kaffee-Farmen Probleme, weil sich das Wetter seit Jahren verändert und es auch während der Trockenzeit häufig regnet, was den Kaffeebäumen nicht guttut.

 

Des Weiteren erzählt uns der Guide, dass der Anbau von Kaffee im Gegensatz zum Tourismusgeschäft weniger und unregelmässiger Profit abwirft. .

 

Deshalb richten sich mehr und mehr Kaffee-Fincas auf geführte Kaffee-Touren für Touristen aus und unterhalten die Kaffeeplantage nur noch deshalb. Das trifft auch auf diese Farm zu

 

Ist die Kaffeebeere reif, wird sie rot und ist dadurch für die Pflückenden gut erkennbar. Maschinell lässt sich die Beere nicht vom Baum holen, weshalb weiterhin von Hand geerntet wird.

 

Danach ist die Weiterverarbeitung der Beere relativ einfach. Die Kaffeebohne wird mit einer Maschine aus der Schale geholt und anschliessend während ungefähr sechs Tagen an der Sonne getrocknet.

 

Was uns beim Prozess überrascht, ist der Umstand, dass nach der Trocknung die Kaffeebohnen bereits exportiert werden. Die effektive Röstung des Kaffees wird in den jeweiligen Importländern nach deren Geschmack vorgenommen.

 

Nach der Führung bekommen wir einen weiteren Kaffee offeriert. Dabei plaudern wir mit einem jungen Paar aus Israel und einem Reisenden aus Spanien.

 

Danach versuchen wir einen der nach Salento zurückfahrenden Willy Jeeps anzuhalten.

 

Das klappt jedoch nicht, weil diese entweder bereits bis auf den letzten Platz voll sind oder für eine Privattour fahren.

 

Nach einer Weile haben wir genug vom Herumstehen und machen uns zu Fuss auf den Rückweg.

 

Mittlerweile heizt die Sonne stark ein und wir sind froh, dass die Piste immer wieder zwischen schattenspendenden Bäumen oder dichtem Dschungelgebüsch hindurchführt.

 

 

Wieder in Salento kaufen wir Proviant für ein Picknick auf unserer Aussichtsterrasse in der Unterkunft ein, was wir dann ausgiebig bis in die Abendstunden hinein geniessen.


An unserem letzten Tag in Salento wollen wir eine Nachbarsortschaft besuchen, in welcher das Dorfleben noch authentischer ist als im touristisch gut erschlossenen Salento.

 

Hierzu laufen wir erneut zur Haltestelle der Whilly Jeeps auf dem Dorfplatz von Salento und stellen uns beim Ticket-Schalter, der lediglich ein Holzverschlag ist, an.

 

Wir sind jedoch nicht die Einzigen mit dieser Idee und hätten erst in zwei Stunden in einem der Jeeps dahin zwei freie Plätze.

Da die Hin- und Zurückfahrt alleine über zwei Stunden dauert und wir erst um 11.00 Uhr losfahren könnten, verzichten wir darauf.

 

Stattdessen erkunden wir auf einer kleinen Wanderung die umliegende Landschaft und durchstreifen die Ortschaft kreuz und quer.

 

Dabei sichten wir einige schöne Pflanzen, farbige Strassenzüge und bunte Hausfassaden.

 

Den Rest des Tages relaxen wir in unserer Unterkunft.



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