Peru mit dem Motorrad, Abra Apachete, Honda CRF 300 L, Andenpass, Schnee, braune Wiesen

Lima - Zeit für eine Reisepause

Am Frühstückstisch treffe ich auf eine Australierin, die mit ihrem Jeep durch Südamerika reise. Das Auto habe ich gestern in der Garage gesehen, jedoch nicht weiter beachtet, weil es ein chilenisches Nummernschild hatte.

 

Wir plaudern über unsere Reise und Erlebnisse und schlemmen dabei unser Frühstück.

 

Sowohl sie als auch ich haben eine lange Strecke vor uns, weshalb wir uns nach einer weiteren Tasse Kaffee bereits wieder verabschieden.

 

Meine Route führt mich an die Küste nach Pisco und von dort weiter nach Lima.

 

Eigentlich wollte ich die peruanische Küste auslassen, weil diese landschaftlich nicht viel zu bieten hat.

 

Seit ich jedoch in Cusco angekommen bin, merke ich, wie anstrengend die letzten paar Wochen waren und ich reisemüde bin.

 

Deshalb entscheide ich mich bereits jetzt eine längere Reisepause einzulegen anstatt erst in Ecuador.

 

In Lima habe ich eine Adresse, wo ich die Honda für zwei Monate parkieren kann und mir die Person hilft, meine temporäre Import Bewilligung für die Honda während dieser Zeit offiziell zu sistieren.

 

Und da mir gestern diese Person via WhatsApp bestätigte, dass es Platz hat für meine Maschine und der Papierkram problemlos erledigt werden kann, lenke ich die Enduro heute in Richtung Küste.

 

Wie üblich in den Anden, liegen dazwischen ein paar hohe Berge. Einer davon ist der Abra Apacheta auf 4'746 Metern.

 

Vorsorglich habe ich meine Winterausrüstung angezogen und bin bereits nach einigen Kilometern froh darüber, weil der Fahrtwind am Morgen auch in den tieferen Lagen kühl ist.

 

Bis zur Apacheta Passhöhe sind es 100 km. Anfangs geht es auf und ab und durch besiedelte Täler hindurch, bis die eigentliche Passstrasse folgt.

 

Das Wetter zeigt sich von der sonnigen Seite, worüber ich froh bin, weil in diesen Höhen, wo meistens auch noch der Wind stark bläst, eine Schlechtwetterfahrt mit dem Motorrad keine gute Idee ist.

 

Oben am Pass angekommen, empfangen mich einige Lamas und Vicunas, die im leicht verschneiten Terrain grasen.

Die Besitzerinnen der Tiere sitzen am Strassenrand und winken mir mit Plastiktüte zu. Vermutlich wollen sie etwas verkaufen.

 

Als ich für ein Foto neben der Passtafel anhalte, steht alsbald ein kleiner Junge neben mir und bietet mir eine Art Käse an, der in einem dieser Plastiktüte steckt, mit dem die Frauen die Kunden versuchen anzulocken.

 

Ich lehne dankend ab und frage ihn, wie er heisst. Er gibt mir keine Antwort, erzählt aber irgendetwas, was ich nicht verstehen.

 

Für die Schule ist er noch zu klein, weshalb ich annehme, dass er Quechua spricht und noch kein Spanisch gelernt hat.

 

Die Talfahrt dauert nicht lange, weil die Strecke über ein grosses Plateau weiterführt, dass mehr oder weniger auf 4'000 Meter verläuft.

 

Der Wind wird heftiger und kühler und das Plateau scheint kein Ende zu nehmen.

 

Irgendwann bekomme ich Luftnot und muss konzentriert ein und ausatmen.

 

Normalerweise legt sich das Gefühl der Luftnot nach zwei drei tiefen Atemzügen, jetzt jedoch leider nicht.

 

Es wird mir leicht schwindlig und ich muss weiterhin konzentriert atmen. Hinzu schleicht das Gefühl hoch, dass ich an Höhe verlieren muss, damit es mir besser geht.

 

Das dauert aber noch eine weitere Stunde, bis die eigentliche Talfahrt losgeht. Bis dahin muss ich konzentriert atmen, was anstrengend ist.

 

Zeigt mir, wie heimtückisch die Höhe sein kann, trotz guter Akklimatisierung und bis anhin keinerlei Probleme.

 

Auf der effektiven Talfahrt geht es dann zügig hinunter und bei der malerisch gelegenen Ortschaft Huayta bin ich bereits unter 3'000 Meter.

 

Hier lege ich eine Pause ein und trinke und esse etwas, was meine Wohlbefinden guttut.

 

Zwei Stunden später verlasse ich die Berge und tauche ein in die braune Wüstenlandschaft der peruanischen Küste.

 

In Pisco fahre ich zu meiner Unterkunft, die ich einmal mehr auf Google Maps gefunden habe und schlürfe bald darauf einen feinen Teller Spaghetti mit Fleisch und Gemüse plus leckerer Tomatensauce.


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Zwischen Pisco und Lima liegen 240 km, die ich auf der Pan Americana zurücklege.

 

Fürs Auge nichts Schönes, aber eine andere Route gibt es an der Küsten nicht.

 

Die Dörfer und Siedlungen entlang der Strasse liegen mitten im Sand und Kies, was ein trostloses Bild abgibt.

 

Dazu gesellt sich der Abfall, der überall in Mengen herumliegt.

 

Dort wo Grundwasser vorhanden ist, wird in vollen Zügen landwirtschaftlich angebaut, was immer wieder zu grünen Gürteln in der kargen Wüstenlandschaft führt.

 

In Lima habe ich eine Unterkunft im bessergestellten Viertel Miraflores gewählt. Das liegt im Süden der Stadt und ist in der Nähe des Meeres.

 

Etliche Barrios in Lima werden von einer gewalttätigen Welle heimgesucht, was die Regierung dazu veranlasste, vor ein paar Tagen über zwei grosse Viertel den Ausnahmezustand zu verhängen, damit die Armee die Polizei unterstützt.

Ich zahle deshalb lieber etwas mehr für mein Zimmer, dafür kann ich problemlos auf die Strasse gehen und die Honda hat einen sicheren Parkplatz in der Tiefgarage.

 

Je näher ich Lima komme, je mehr spitzt sich der gefährliche peruanische Fahrstil zu. Alle drücken sich willkürlich durch den Verkehr ohne grosse Rücksicht auf den Nächsten.

 

Und die Motorradfahrenden sausen einem wie grosse Hornisse links und rechts hautnah um die Ohren.

 

In all dem Trubel ist es schwierig immer auf der richtigen Spur zu fahren, damit ich die nächste Abzweigung erwische.

 

Und so kommt es, dass ich plötzlich von der Transitstrasse abkomme, obwohl ich darauf hätte weiterfahren sollen.

 

Nun gut, ich finde dank Navi auch so meinen Weg zum Hotel. Dauert einfach etwas länger.

 

Eine Stunde später stelle ich den Honda Motor in der Tiefgarage ab und bin froh, dass ich heil angekommen bin.

 

Den Rest des Tages relaxe ich im Zimmer und geniesse die Vorzüge eines gut ausgestatteten drei Sterne Hotels.


In Miraflores habe ich ebenfalls vor 25 Jahren mehrere Tage gewohnt. Und so erinnere ich mich an die eine oder andere Sache, wenn ich im Viertel herumlaufe.

 

Die Hauptstadt, sowie die Küstenregion, unterscheidet sich stark von dem Peru in den Anden.

 

Hier sieht man keine Frauen oder Männer, die traditionell gekleidet sich, und Quechua höre ich fast nirgends mehr.

 

Zudem ist Miraflores und das angrenzende Barranco Viertel geputzt und geschniegelt, als ob es in Peru kein Abfallproblem gäbe.

 

Entspricht zwar nicht der peruanischen Realität, jedoch ist es zwischendurch auch nicht schlecht, mal wieder in einem angenehmen Viertel zu verweilen.

 

Die nächsten Tage treffe ich mich mit einer deutschen Motorradfahrerin, die soeben in Lima angekommen ist und in ein paar Tagen ihre Motorradreise startet.

 

Sie hat über einen Amerikaner, der seit mehreren Jahren in Peru lebt, ein kleines Motorrad gekauft und will damit während den nächsten sechs Monaten herumreisen.

 

Hinzu gesellt sich Anibal, bei dem ich mein Motorrad die nächsten zwei Monate parkieren kann.

 

Er ist ebenfalls Motorradfahrer und wohnt etwas ausserhalb von Lima.

 

Daneben organisiere ich meinen Flug nach Hause und den Papierkram für die Sistierung meines T.I.P für die Honda. Plus ergattere ich beim modern eingerichteten Motorradshop El Camino einen Heidenau K60 Scout Vorderradreifen. 

 

Meine Motorradklamotten benötigen des Weiteren dringend eine Wäsche, die sie in einem Waschsalon um die Ecke meiner Unterkunft bekommen.

Soweit läuft das alles wie geplant und am Montag fahre ich nach dem Frühstück aus Lima hinaus zum Haus von Anibal.

 

Dabei werde ich auf einer Transitstrasse von einem motorradfahrenden Polizisten gestoppt. Er weist mich darauf hin, dass auf dieser Verkehrsachse Motorräder verboten sind.

 

Ups, das habe ich nicht gewusst, wollte jedoch sowieso gleich die nächste Ausfahrt runter nehmen.

 

Zum Glück zeigt er Verständnis und verabschiedet sich sogar mit einem Händedruck von mir.

 

Danach kämpfe ich mich einmal mehr durch das Verkehrschaos von Lima und bin froh als ich durch die Aussenbezirke durch bin und zur Ortschaft rolle, wo Anibal wohnt.

 

Die Honda bekommt einen Platz in seinem Garten, in dem bereits drei weitere Motorräder von Reisenden stehen.

 

Ich hänge die Batterie ab, pumpe die Reifen auf, Öle die Kette und decke nachher die Maschine mit einer grossen Autoblache, die ich von Anibal bekomme, zu.

 

Danach erledigen wir den Papierkram und plaudern noch ein wenig. Anschliessend fahre ich mit einem Uber zurück nach Lima.

 

Und heute ist fliege ich um 18.00 Uhr mit Air France nach Paris und weiter nach Zürich.

 

Somit pausiert mein Reiseblog für die nächsten zwei Monate und startet wieder anfangs Dezember mit meiner Weiterreise.

 

Wie die genau aussieht, werde ich mir zu Hause überlegen.



Route und Downloads

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