Trampolin del Diablo

Der 01. Januar ist in Ecuador ein offizieller Feiertag, an dem sogar die Supermärkte geschlossen sind. Kein guter Tag, um über die Grenze nach Kolumbien zu fahren. Deshalb bleibe ich einen weiteren Tag auf der Finca und unterhalte mich mit den anderen Reisenden. Darunter ist Richard aus Schweden, der an der Westküste der USA ein Motorrad gekauft hat und nun durch Mittel- und Südamerika reist. Wie ich, reist er gerne mit leichten, agilen Enduros und hat sich eine Kawasaki KLX 300 angeschafft. Er hätte lieber eine Honda gehabt, aber die war nicht verfügbar.

In der Zwischenzeit informiere ich mich über die iOverlander App, was ich für den Grenzübertritt nach Kolumbien benötige. Die Versicherung kann zwar direkt am Zoll erworben werden, aber leider gibt es viele Betrüger, daher ist es ratsam, sie erst in Ipiales, der ersten Ortschaft nach der Grenze, abzu-schließen. Dort gibt es jedoch seit Kurzem das Problem, dass einige Versicherungen keine unterjährigen Policen mehr für ausländische Fahrzeuge anbieten. Deshalb schreibe ich einer Versicherung via WhatsApp, deren Nummer ich von anderen Reisenden in einer WhatsApp-Gruppe erhalten habe. Bald darauf erhalte ich ein Angebot mit der Option, den Betrag bar in ihrem Büro in Ipiales zu begleichen. Das passt mir, also vereinbare ich, morgen im Laufe des Tages vorbeizukommen.
Außerdem lese ich in der iOverlander App, dass Reisende die Fahrzeugdaten für das T.I.P selbst in ein Computersystem am Zoll eingeben müssen. Es gibt anscheinend zwei Computer dafür, was bei gleichzeitiger Nachfrage zu längeren Wartezeiten führen kann. Deshalb stehe ich heute Morgen früh auf, um genug Zeit am Zoll zu haben. Richard ist auch schon wach, und wir verlassen die Finca Sommerwind gemeinsam. Er fährt Richtung Süden, um irgendwann bis ans Ende der Welt zu gelangen, ich fahre nach Norden, bis mich das karibische Meer stoppt.

Während der Ruhetage in Quito und auf der Finca Sommerwind hatte ich Zeit, über den weiteren Verlauf meiner Reise nachzudenken. Dabei wurde immer klarer, dass ich mit Kolumbien meine jetzige Reise beenden und Mittel- und Nordamerika zu einem späteren Zeitpunkt mit neuem Elan erkunden möchte. Und so fahre ich auf der gut ausgebauten Panamericana meinem letzten Grenzübertritt in Südamerika entgegen. Am Zoll ist viel los, und ich stelle mich zuerst in die Schlange für die ecuadorianische Immigration. Eine halbe Stunde später stempelt der Zöllner meinen Ausreisestempel in den Pass, und ich gehe zur langen Schlange vor dem Aduana, um mein T.I.P für Ecuador austragen zu lassen. Ich erwarte eine lange Wartezeit, die jedoch kürzer ist als gedacht. Plötzlich erscheint eine Frau aus dem Büro und ruft diejenigen auf, die ausreisen möchten, zu ihrem Fenster zu kommen. Ich bin der Einzige, der zu ihrem Schalter geht und erhalte in weniger als einer Minute die Bestätigung für Austragung für meine Honda. Glück gehabt.

 

Der kolumbianische Zoll ist auf der anderen Seite der Brücke. Ich stelle mich erneut in die Warteschlange für die Immigration, die zügig vorangeht. Die Beamten sind hier schneller.

Danach gehe ich zum Aduana, finde aber verschlossene Türen vor. An der Tür steht auf Englisch, dass man dort am PC die Angaben für das T.I.P machen kann, jedoch ist niemand im Raum oder im angrenzenden Büro. Ich gehe um das Gebäude herum und finde einen Schalter, wo ein Beamter sitzt. Ich sage ihm, dass ich ein T.I.P. benötige, woraufhin er mich nach meiner Herkunft fragt. Dann bittet er um meinen Pass, Fahrzeugausweis und Führerschein und erwähnt, dass er die Angaben für mich eingeben wird, während ich das Motorrad heranführe. Gesagt, getan, und fünf Minuten später bin ich wieder da. Natürlich bin ich froh, dass er die Angaben eingibt und ich mich nicht damit herumschlagen muss. Nachdem ich ihm meine E-Mail-Adresse gegeben habe, sagt er mir, dass ich nachsehen soll, ob ich eine E-Mail mit einem Code erhalten habe. Glücklicherweise funktioniert die Claro SIM aus Ecuador noch am Zoll, und ich kann ihm den Code geben. Danach macht er Fotos von der Rahmennummer und von der Honda, druckt kurz darauf ein Formular mit den T.I.P. Angaben aus, das ich unterzeichnen kann. Er gibt mir meine Ausweise zurück und bittet mich erneut nachzusehen, ob ich eine weitere E-Mail erhalten habe. Das ist der Fall, und darin ist mein T.I.P. angehängt. Es verlief unkomplizierter als gedacht, wahrscheinlich auch, weil keine anderen Reisenden eine temporäre Einfuhr beantragt haben.

Bevor ich nach Ipiales zum Versicherungsbüro fahre, tausche ich Pesos gegen Dollar bei einer der Wechselstuben. In Ipiales angekommen, sind alle Straßen im Zentrum gesperrt. Ich frage einen Polizisten, was los ist, und er erklärt mir, dass heute Karneval ist und ein Umzug stattfindet. Nicht gut für mich, da sich das Versicherungsbüro mitten im Geschehen befindet. Ich entscheide mich daher, ohne Versicherung nach Pasto zu fahren und mich erst morgen darum zu kümmern. Ich hoffe einfach, dass ich nicht von der Straßenpolizei kontrolliert werde, da diese die Versicherung prüfen würde. Militär oder nationale Polizei haben andere Prioritäten.

In der Nähe von Ipiales liegt die katholische Kirche Santuario de Nuestra Señora del Rosario de las Lajas, eine bekannte Pilgerstätte für die kolumbianische Bevölkerung. Die Kirche wurde oberhalb der Schlucht des Flusses El Morro im gotischen Stil erbaut, was ihr ein imposantes Aussehen verleiht. In einer kleinen Schlaufe gelange ich in die Schlucht. Ich bin jedoch nicht der einzige Besucher, weshalb alle Straßen hinunter zur Kirche für die Marktstände und Menschenmassen gesperrt sind. So bleibt mir lediglich der Blick von einem der Aussichtspunkte auf die Kirche.

 

In Pasto habe ich mich mit Nicole und Reto verabredet. Sie kommen ebenfalls aus der Schweiz und hatten mich vor langer Zeit um Informationen zum Motorradreisen gebeten. Letzten Sommer sind sie in Alaska gestartet und reisen nun ein Jahr lang so weit wie möglich in Richtung Süden.

 

Der Zufall will es, dass wir fast zeitgleich in der Tiefgarage unserer Unterkunft ankommen. Zwei Stunden später genießen wir zusammen ein gutes Abendessen und tauschen Reisegeschichten aus.


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Gestern nach der Ankunft in Pasto habe ich dem Versicherungsbüro geschrieben, dass ich wegen des Carnevalumzugs in Zentrum nicht zu ihrem Büro kommen konnte und fragte nach, ob es eine andere Zahlungsmöglichkeit gibt. Sie antwortete mir daraufhin, dass ich in jedem Exito-Supermarkt an der Kasse die Einzahlung gemäß ihren Angaben in der WhatsApp-Nachricht erledigen könne. In der Hoffnung, die Versicherung am Morgen zu erhalten, um weiterfahren zu können, frühstücke ich früh. Nicole und Reto sind ebenfalls schon auf und wollen einen Ausflug zur Lagune de la Cocha unternehmen und danach einen Teil der Trampolin del Diablo fahren, die von Pasto nach Mocoa über die Anden führt. Wenn es mit meiner Versicherung klappt, werde ich mich ebenfalls etwas später auf die gleiche Strecke begeben, um nach Mocoa zu gelangen. Um 08.00 Uhr stehe ich im Supermarkt, wo mich die Kassiererin komisch anschaut, als ich die Einzahlung bei ihr machen möchte. Sie meint, dass das nicht möglich sei. Ich müsse dafür in einen Multiservicio-Laden gehen. Nun gut. Den einen Versuch mache ich noch und laufe die 800 Meter bis zu diesem Shop, den mir die Kassiererin genannt hat. Auch dort schütteln sie den Kopf und verweisen mich an eine Bank. Mir wird es jetzt zu bunt und breche ich die Übung ab. Wieder zurück im Hotel schreibe ich der Versicherung, dass ich keine Einzahlung tätigen konnte und ich jetzt die Versicherung an einem anderen Ort kaufen werde.

 

Unweit von meinem Hotel soll es gemäß der iOverlander App eine Markler geben, die mir eine verkaufen kann. Ich nehme alle nötigen Unterlagen mit und stehe 30 Minuten später in deren Büro. Die Empfangsfrau begrüßt mich und bestätigt, dass ich bei ihnen eine Versicherung abschließen kann. Jedoch müsse ich mindestens drei Stunden warten, weil die 20 anderen Kunden im Raum vor mir an der Reihe sind oder ich solle vor 14.00 Uhr zurückkommen. Dann seien die Wartezeiten eventuell kürzer. Gemäß den Öffnungszeiten an der Tür schließen sie um 15.30 Uhr. Falls also um 14.00 Uhr immer noch viele Leute da sind, bekomme ich heute keine Versicherung mehr und müsste meine bereits auf morgen verschobene Weiterfahrt nochmals um einen Tag verschieben. Das ist mir zu unsicher, weshalb ich mich entschliess, die Versicherung über einen anderen WhatsApp-Kontakt zu kaufen, wo der Preis leider doppelt so hoch ist, ich dafür aber via PayPal zahlen kann und das Versicherungsdokument innerhalb weniger Stunden bekomme. Um 17.00 Uhr ist es dann so weit und ich erhalte per E-Mail die Police als PDF zugeschickt. Nicole und Reto sind inzwischen von ihrem Tagesausflug zurück und schwärmen davon, wie schön die Fahrt zur Lagune und auf dem Teilstück der Trampolin del Diablo war. Das freut mich, denn so kann ich mich auf meine morgige Fahrt freuen. Ein feines Abendessen rundet den Tag der Versicherungsbeschaffung gut ab.

 

Wir drei frühstücken erneut früh und verabschieden uns danach. Nicole und Reto fahren nach Süden so weit, wie ihre restliche Reisezeit reicht. Mich zieht es nach Mocoa im am Rande des kolum-bianischen Amazonasgebietes. Vollgetankt verlasse ich Pasto und kurve in die grünen Hügel hinein zur Lagune de la Cocha. Bei einem der Aussichtspunkte halte ich an und bestaune die Aussicht.

In Ruhe geht das allerdings nicht, weil es etliche einheimische Ausflügler hat. Alle wollen ein Selfie nur mit sich und der Aussicht haben, weshalb alle brav hintenanstehen, bis sie an der Reihe sind. Zum Glück kann ich ein paar Meter weiter rechts die fast gleiche Aussicht anschauen, aber ohne Selfie-Liebhaber.

 

In dieser Region gibt es nach wie vor Guerilla-Aktivitäten, was die Präsenz der Sicherheitskräfte stark erhöht. Ich passiere zwei grosse Check-Points des Militärs, die mich durchwinken und fahre anschliessend durch eine Ortschaft, wo Soldaten wie in einem Kriegsfilm links und rechts der Strasse in jeweils einer Reihe mit grossen Abständen durch das Dorf patrollieren.

 

Danach ist bald fertig mit der Teerstraße und ich holpere mit der Honda über eine harte Schotterpiste hinauf zur Passhöhe auf 3.200 Meter. Oben angekommen windet sich die Piste durch die Andenwelt tief in ein Tal hinunter und dann wieder krass anzusteigen, bis es schlussendlich auf das 600 Meter über dem Meeresspiegel liegende Mocoa geht. Doch bevor es soweit ist, fahre ich einige Stunden auf dieser steinig, harten Verkehrsachse mit dem Namen Trampolin del Diablo, die oft einspurig an Abhängen entlang verläuft. Für Spannung sorgt der viele Verkehr, zu dem sich viele große Lastwagen gesellen. Diese füllen die gesamte Straße aus, sodass sogar ich mit meiner schlanken Enduro unmöglich an ihnen vorbeikomme. Ich bin deshalb einige Male gezwungen zu wenden und bis zu einerm breiteren Abschnitt zurückzufahren. Mit der wenigen, leichten Enduro kein Problem. Bei einem solchen Manöver fährt anschließend der LKW an mir vorbei um eine scharfe Kurve zu nehmen. Diese Kurve ist so knapp, dass beim hinteren Rad auf der Abgrundseite bereits die Erde unten wegbröckelt. Da fehlte nicht viel und das Hinterrad wäre eingebrochen.

 

Als Bonus kommt auf dem letzten Teil der Trampolin del Diablo dichter Nebel auf, was die ganze Sache noch spannender macht. Plus zwei, drei Flussdurchfahrten, wovon einer über rutschige große Steine verläuft. Als Belohnung empfängt mich Mocoa mit schwülen, heißen 30 Grad und einer Armada von Motorradfahrenden, die mich an der ersten Kreuzung in Beschlag nehmen. Im Pulk verschieben wir uns alle entlang der Hauptstraße, wo ich einige Kreuzungen später versuche nach rechts auszubrechen. Zweiräder sind in diesem warmen Klima besonders beliebt als Verkehrsmittel, und für einmal sind die Autofahrer markant in der Unterzahl.

 

Abends schlendere ich ein wenig durch die Ortschaft und esse eine Kleinigkeit. Überall sitzen die Menschen auf der Straße oder in den offenen Restaurants, aus denen hundertfach Salsa- und Merengue-Musik ertönt. Pura vida en Colombia. Vor dem Einschlafen erhalte ich von Nicole und Reto die Nachricht, dass sie heute über sieben Stunden am ecuadorianischen Zoll auf ihre T.I.P für die Motorräder warten mussten. Der Andrang der kolumbianischen Reisenden nach Ecuador war so groß, dass der Parkplatz voller Motorräder war. Januar ist wegen der vielen Feiertage ein beliebter Ferienmonat in Kolumbien.


Meine Unterkunft bietet diesmal kein Frühstück an. Wenn ich also etwas essen will, muss ich mich auf die Suche nach einem offenen Restaurant machen. Ich beginne bei der Cafeteria, in der ich gestern einen leckeren Cappuccino bekommen habe. Das Lokal ist geöffnet, bietet aber nur Kuchen und Gebäck an. Gleich auf der anderen Straßenseite zeigt mir Google Maps ein vegetarisches Restaurant an, das Frühstück anbietet und offen sein sollte. Ich probiere mein Glück und werde mit einem reichhaltigen Amazonasfrühstück belohnt. Danach kehre ich ins Café zurück und genieße einen Cappuccino. Auf dem Rückweg kaufe ich zwei Liter Wasser und setze mich einige Zeit später auf die Enduro, um in Richtung Norden nach San Augustin zu fahren.

 

Obwohl es nur 150 km bis dorthin sind, benötige ich über drei Stunden. Die Teerstraße wird gefühlt alle paar Kilometer von einer Baustelle oder Schotterpassage unterbrochen, was die Fahrtzeit verlängert.

 

In der Nachmittagshitze erreiche ich San Augustin, das etwas über tausend Meter zwischen grünen Hügeln liegt. In der Umgebung wurden zahlreiche Überreste von Völkern gefunden, über die bis heute kaum etwas bekannt ist. Sie hinterließen Steinskulpturen und Grabstätten und waren schon lange verschwunden, als andere Völker sich hier niederließen, über die mehr bekannt ist.

 

Abends treffe ich Thomas aus Österreich. Auch er hat mich vor längerer Zeit über Facebook angeschrieben und erwähnt, dass er im Dezember 2023 seine Maschine in Panama City abgeholt hat und über das Darien Gap nach Kolumbien gekommen ist. Wir blieben deshalb lose in Kontakt und haben dadurch vor zwei Tagen festgestellt, dass wir gleichzeitig in San Augustin sind. Wir treffen uns auf dem Dorfplatz, wo heute viel los ist und später eine Salsa-Band spielt.


Nach dem Frühstück in der gegenüberliegenden Bäckerei hole ich meine Kamera, Sonnen-Cap und Sonnenbrille und laufe zur Ecke, wo der Bus zum Archäologischen Park San Augustin hinauffährt. Kaum stehe ich dort, spricht mich ein Moto-Taxi-Fahrer an und fragt, ob ich zum Park will. Er bietet mir die Fahrt für 4.000 Pesos an, was umgerechnet knapp € 1,00 ist. Ich stimme zu und setze mich für einmal hinten aufs Motorrad. Hier fahren alle ohne Helm und Schutzausrüstung, was völlig okay ist, weil niemand schnell fährt. Und so tuckern wir in langsamem Tempo die drei Kilometer bis zum Park hinauf und unterhalten uns dabei. Entspannter geht es kaum.

 

Beim Eingang hat es viele Leute und der Parkplatz, auch wenn nicht sehr groß, ist voll. Beim Ticketkauf schauen mich beide Verkäufer an und fragen: "Extranjero?" Ich nicke und sage, ich komme aus der Schweiz. Das scheint beide sichtlich zu freuen, und sie heißen mich willkommen und erklären mir, wie ich den Park besuchen kann. Anschließend bekomme ich das Ticket, das für mich als ausländischer Tourist teurer ist als für die Einheimischen, was aus meiner Sicht okay ist. Ich zahle schließlich auch keine Steuern in Kolumbien. Die Kolumbianer lieben es anscheinend, in geführten Gruppen herumzulaufen, was anfangs etwas mühsam ist, weil es bei einigen Statuen zu Staus kommt. Danach verteilen sich alle besser, und ich habe viel Platz, um mir die Statuen und Grabstätten anzuschauen.

Dabei lege ich einige Kilometer zurück, weil die verschiedenen Plätze weit auseinanderliegen. Der letzte Platz ist mit einem Aufstieg über 200 Höhenmeter ganz schön schweißtreibend. Dafür bläst oben ein angenehmer Wind über die Lichtung mit Weitblick. Für einmal macht eine Führung kaum einen Sinn, weil schlussendlich alles Interpretation ist, was die Steinfiguren darstellen sollen und wieso die Grabstätten so angelegt wurden. Auf jeder zweiten Tafel steht deshalb eine Frage wie zum Beispiel: "Warum hat die Figur so große Ohren und so ein rundes Kinn?" anstatt einer Erklärung, warum das so ist. Ich finde es einerseits spannend und andererseits amüsant, dass es solche Orte gibt, wo wir jetzigen Menschen keine Ahnung haben und auch nie haben werden, was die vor mehreren tausend Jahren hier lebenden Menschen mit ihren Steinskulpturen darstellen wollten.

 

Zurück nach San Augustin fahre ich erneut mit einem Moto Taxi, mit dem ich mich ebenfalls gut unterhalte. Er bleibt sogar noch eine Weile stehen und plaudert mit mir weiter als wir in San Agustin angekommen sind. Den Rest des Tages verbringe ich mit Relaxen und einem Spaziergang durch das teils recht farbige Dorf.


Meine Route führt einmal mehr über die Anden nach Popayán, die wegen ihrer vielen weißen Häuser Ciudad blanca genannt wird. Mit 150 km hält sich die Distanz erneut in Grenzen, wodurch ich Zeit habe, mich nochmals mit Thomas zum Frühstück zu treffen. Er reist grundsätzlich ohne Plan und kann sich vorstellen, nochmals umzukehren und an die kolumbianische Karibikküste zu fahren. Vielleicht ergibt sich dabei ein erneutes Treffen, da ich ebenfalls in diese Richtung weiterreise. Wir verabschieden uns deshalb im Wissen, dass wir uns eventuell erneute irgendwo in Kolumbien wiedersehen.


Heute ist es nicht mehr so heiß wie die letzten zwei Tage, was das Anziehen der Motorradkleidung erträglicher macht. Bevor es losgeht, fülle ich meine Wasserblase auf und kaufe ein paar Biskuits für unterwegs. Anfangs ist die Straße geteert und mal mehr, mal weniger mit Löchern durchsiebt. Durch den Nationalpark Puracé wechselt der Belag auf harten Schotter. Der viele Verkehr hinterlässt in Form von großen Löchern ihre Spuren, was zusammen mit dem teils steinigen Untergrund eine holprige Fahrt wird. Gut durchgeschüttelt gelange ich 50 km später bei der kleinen Ortschaft Paletará wieder auf Teer. Davor stoppt mich ein großes Feld von Espeletia Riesen-rosettenpflanzen. Dahinter erscheint mehr und mehr der Vulkan Puracé, der Kolumbiens aktivster Vulkan ist.

Ich bin natürlich froh, dass er im Moment eher im Schlafmodus weilt. Vor der gleichnamigen Ortschaft Puracé stoppt mich abrupt hinter einer Kurve ein Karnevalswagen, der voll mit verkleideten Teufeln ist. Laut hupend fährt er langsam los, begleitet von unzähligen Kleinmotorrädern. Irgendwann gelingt es mir, sie zu überholen, nur um kurz darauf erneut von einem Karnevalswagen gestoppt zu werden. Auch diesen kann ich überholen, komme damit aber lediglich mitten ins wilde Karnevalstreiben der Ortschaft hinein. Fast alle Menschen tragen eine große Spraydose mit Rasierschaum bei sich und Säcke voll weißem Mehl. Beides wird mit Freude gegenseitig angesprüht und geworfen. Und ich stecke mitten drin. Ich bereite mich darauf vor, als weißbäckiger Fahrer aus der Ortschaft herauszukommen. Wie durch ein Wunder habe ich jedoch nur ein wenig Schaum auf dem Visier erwischt. Vom Mehl bleibe ich verschont. In Popayán wäre ich in Weißmehlverkleidung nicht aufgefallen, weil die Häuser bereits in den Aussenbezirken schneeweiß sind. Hier werde ich die nächsten zwei Tage bleiben und nach dem morgigen nationalen Feiertag versuchen, in der örtlichen Honda-Werkstatt einige Servicearbeiten an der Enduro durchführen zu lassen.



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