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Mitad del Mundo - über den Äquator

Einmal mehr ist die Regenzeit der Reiseverderber. Geplant hatte ich eine Schleife in den Nebelwald bei Mindo, den ich jedoch wegen der miserablen Wettervorhersagen sausen lasse. Ich steuere deshalb direkt Otavalo an, wo der größte Indio-Markt in Lateinamerika beheimatet ist.

 

Aus Quito heraus führen verschiedene Haupt- und Schnellstraßen Richtung Norden. Ich wähle die Äußerste, die am Rande der Berge entlangführt. Meine Wahl ist die Richtige und ich komme ohne größere Verkehrs-behinderungen aus der Stadt hinaus. Unweit der Hauptstadt verläuft der Äquator, der durch ein großes Monument, dem Mitad del Mundo, für uns Besucher sichtbar gemacht wird. Einen bewachter Parkplatz, der für Motorradfahrende gratis ist, finde ich beim Häuschen des Sicherheitspersonals. Neben mir parkt ein kolumbianisches Paar auf ihrem großen Motorrad auf dem Parkplatz. Ich plaudere ein wenig mit ihnen, bevor ich zum Schalter gehe und mir für $4.00 eine Eintrittskarte für das Monument kaufe. Und dann stehe ich vor dem Denkmal mit einem Fuß auf der südlichen Erdhalbkugel und mit dem anderen Fuß auf der nördlichen Kugel. Oder mit einem Fuß im Sommer und mit dem anderen im Winter. Anschliessend schlendere ich etwas durch die Verkaufsstände, die links und rechts des Weges zum Monument stehen, und gehe dann zurück zu meiner Enduro.

 Anstatt auf der Hauptverkehrsachse nach Otavalo weiterzufahren, biege ich auf eine kleine Nebenstraße ab, die in einer großen Schleife in die Bergwelt hineinführt, um später wieder auf die Panamericana zu treffen. Die ersten Regenwolken ziehen zwar am Himmel auf, jedoch ergießen sie sich noch nicht.

 

Kurvenreich führt mich die Straße entlang der Schlucht des Río Guayllabamba bis kurz vor Perucho, um dann auf der anderen Seite des Canyons in die Gegenrichtung zu verlaufen. Dabei passiere ich die eine oder andere Dreck- und Schlammstelle. Die starken Regenfälle der letzten Tage hinterlassen ihre Spuren auf den Straßen. Auf einer etwas baufälligen Brücke überquere ich den Río Guayallabamba und fahre weiter, bis ich etliche Kilometer später wieder auf die Panamericana stoße. Es dauert eine ganze Weile, bis ich über die Kreuzung rolle, weil das Verkehrsaufkommen hoch ist. Und so verwandelt sich die kurvenreiche, mit Aussicht bestückte schöne Fahrt in eine Stopp-and-Go-Reise der mühsamen Art. Etwa zwei Stunden später halte ich vor dem Hostel an und bekomme ein angenehmes Zimmer mit kleinem Vorgarten im oberen Stock. Leider setzt zeitgleich der Regen ein, weshalb ich mich für den Rest des Tages ins Zimmer verkrieche


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Ich erwache wie üblich mit dem Tag und lese als erstes ein wenig Zeitung. Als mein Magen anfängt zu knurren, ziehe ich mich an und begebe mich in den naheliegenden Supermarkt, um für das Frühstück der nächsten zwei Tage einzukaufen.

 

Die zweite Tasse Kaffee gönne ich mir dann in Form eines leckeren Cappuccinos in einem der Cafés im Zentrum. Danach ist es Zeit für einen Marktbesuch auf dem anscheinend größten Indio-Markt in Lateinamerika. Außer mir hat jedoch kaum jemand anderes die gleiche Idee, weshalb ich alleine durch die Marktstände schlendere und bei jedem zweiten angesprochen werde, ob ich etwas kaufen will. Das wird mir schnell zu mühsam.

Also verlasse ich das Marktgelände und erkunde etwas das Städtchen, das mit unzähligen Shops, Restaurants und Cafés auftrumpft. Als erneut Regenwolken auftauchen, gehe ich zurück in meine Unterkunft und relaxe. Irgendwann surrt mein Handy, und Stefan und Risu, mit denen ich in Quito in derselben Unterkunft war, haben mir eine Nachricht geschickt, dass sie in Otavalo angekommen sind. Wir verabreden uns für später, da sich im Moment die dunklen Wolken voll ausschütten. Den Rest des Tages verbringen wir zusammen mit einem erneuten Marktbesuch und einem frühen Abendessen. Anschließend verabschieden wir uns bis morgen, wo wir beide zur Finca Sommerwind fahren werden, wo wir über Silvester bleiben.


Seit Jahren ist die Finca eine Anlaufstelle für Reisende aus aller Welt, mit Schwerpunkt Deutschland, da Hans Jörg, der Inhaber, aus Deutschland stammt. Hier bekommen viele ihr seit langem ersehntes deutsches Bier oder Leberkäse (Fleischkäse) mit Spiegelei.

 

Auf dem Weg dorthin liegt die Laguna Cuicocha, die ich bereits nach einer halben Stunde Fahrt erreiche. Die Lagune liegt wie etliche andere Gewässer in einer bewaldeten Caldera im Nationalpark Cotacachi. Am Eintrittstor muss ich mich in die Liste eintragen, jedoch nichts bezahlen. Ich parke die Honda am Ende der Straße beim kleinen Parkrestaurant und gehe zu Fuß weiter dem Seeufer entlang.

Außer wandern kann ich hier nicht viel unternehmen, weshalb ich bald wieder auf der Honda sitze und in Richtung Finca Sommerwind davondüse. Dort ange-kommen, beziehe ich eines der Tiny Häuschen und knüpfe erste Kontakte mit anderen Reisenden. Darunter ist Tony aus Winterthur, der seit Jahren über die Wintermonate mit seinem Motorrad in der Welt unterwegs ist und soeben aus der Schweiz angekommen ist, um weitere zwei Monate Kolumbien und Ecuador zu bereisen. Vor etwa sechs Monaten hat er bei der Finca sein Motorrad abgestellt und fährt nun weiter. Am späteren Nachmittag kommen auch Stefan und Risu hierher, ebenso wie Elke und Martin, die ich in Lima und auch Quito kurz getroffen habe.


Die Küche der Finca Sommerwind ist an Silvesterabend geschlossen, damit die Angestellten ebenfalls Neujahr feiern können. Hans Jörg, der Inhaber, schlägt deshalb vor, dass alle, die Lust haben, etwas kochen können und wir dann am Abend ein Buffet mit den Gerichten einrichten. Zusätzlich möchte er ein Wichteln veranstalten, wozu alle ein Geschenk im Wert von höchstens US$ 5.00 mitbringen sollen. Stefan und ich fahren deshalb am Nachmittag zum Supermarkt in Ibarra, um eine Kleinigkeit einzukaufen. Auf dem Weg dorthin werden wir von verkleideten Männern als Frauen gestoppt und nach Geld gefragt. Ein alter Brauch in Ecuador ist es, dass am Silvestertag die Witwen ihr karges Einkommen aufbessern können, indem sie Straßensperren errichten und von allen einen Wegzoll verlangen. Die Zeiten haben sich mittlerweile stark verändert, weshalb auch der Brauch etwas angepasst wurde. Heute sind es vor allem als Frauen verkleidete Männer, die Straßensperren errichten und mit lustigen Sprüchen Geld verlangen. Unser Taxifahrer spielt natürlich mit und bezahlt mit 10 Cent seinen Wegzoll.

 

Auf Kochen habe ich keine Lust, deshalb werde ich einen Fruchtsalat für den Abend vorbereiten. Das Früchteangebot im Supermarkt ist gut, und so habe ich schnell alles zusammen, was ich möchte. Als Wichtelgeschenk entscheide ich mich für eine Zahnseide. Die kann jede Person gebrauchen.

Um 19:00 Uhr treffen dann langsam alle ein, die am Buffet teilnehmen wollen, und das Essensangebot wird größer und größer. Somit werden wir alle satt und sind bereit für das Wichtelspiel. Jeder darf einmal würfeln und je nach Zahl werden die Geschenke nach rechts, links oder nach Wahl getauscht. Somit erfährt man erst beim letzten Würfeln, welches Geschenk man bekommt, was unter Umständen sogar sein Eigenes sein kann. Ich gewinne drei riesige, stark duftende Seifen. Kurz vor Mitternacht kommt der nächste Brauch zum Zuge. Um das alte Jahr abzuschließen, wird eine mit Stroh gefüllte Puppe verbrannt. Sie soll das Schlechte vom abschließenden Jahr vernichten. Entsprechend müssen alle definieren, was die Puppe darstellt. Die Mehrheit entscheidet sich für Donald Trump, weil das anwesende Ehepaar aus Ecuador erzählt, dass die Leute fast immer Politiker wählen, die irgendwie negativ aufgefallen sind. Und so fliegt die Puppe kurz vor zwölf in die Flammen des Kamins und brennt binnen Kürze lichterloh. Nach dem Anstoßen war eigentlich geplant, dass wir alle den Berg hinauflaufen, um auf das Dach des obersten Bungalows zu gelangen für das Feuerwerk, welches die Stadt Ibarra abfeuert. Jedoch regnet es seit einer Stunde heftig, was uns davon abhält. Und so klingt der Silvesterabend langsam aus.



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