Peru

Cusco, die Hauptstadt der Incas

Von knapp 500 Höhenmeter auf 3'600 Meter zu wechseln, ist eigentlich keine gute Idee. Das Problem ist nur, dass zwischen Puerto Maldonado und Cusco keine Ortschaft im Zwischenbereich liegt, wo ich mich besser an die Höhe akklimatisieren kann.

 

Deshalb vertraue ich darauf, dass ich auch dieses Mal die Höhe gut vertrage.

 

Eine weitere Hürde auf der Strecke ist ein grosser Erdrutsch, wodurch die Strasse wegen Räumungsarbeiten offiziell zwischen 07.00 – 16.00 Uhr gesperrt ist.

 

Ich plane deshalb eine provisorische Übernachtung in der davor liegenden Ortschaft ein, damit ich tags darauf vor sieben Uhr durch diese Zone fahren kann.

 

Jedoch werde ich versuchen noch heute durchzukommen. Man weiss bei diesen Strassensperrungen grundsätzlich nie, wie sie den Verkehr fliessen lassen, egal was offiziell kommuniziert ist.

 

Nach dem Frühstück belade ich die Honda und plaudere währenddessen mit meinem Gastgeber, der vieles über Europa und die Schweiz wissen möchte.

 

Anschliessend suche ich die nächste Tankstelle auf und brause einmal mehr bei heissen, feuchten Temperaturen in den Dschungel hinaus.

 

Mein Gastgeber erzählte mir, dass die Ortschaft, wo ich eventuell übernachten werde, eine Goldminenstadt sei. Mal schauen, ob ich davon was merke.

 

Es hat wenig Verkehr und der Vorhandene fährt in einem angenehmen Tempo, was mir etwas Raum lässt, nach links und rechts zu schauen.

 

Auch in Peru wird viel gerodet und dies vorzugsweise ebenfalls mit Feuer. So raucht es wie in Brasilien regelmässig am Strassenrand.

 

Dann fahre ich in ein Gebiet hinein, wo ich anfänglich denke, dass es hier grosse Dünen gibt, bis ich merke, dass es sich um umgeschichteten Sand handelt, weil nach Gold geschürft wird.

 

Umwelttechnisch sind das Übel aus.

 

Im Ort Mazuco deutet jedoch nichts darauf hin, dass es eine Goldminenstadt ist. Es hat keine goldverzierten Häuser oder Autos und der Teer auf der Hauptstrasse ist durch den Lastwagenverkehr so ausgefahren, wie anderswo.

 

Ich fülle meine Benzinreserven so auf, dass ich bis nach Cusco komme und brause weiter bis zur 40 km entfernten Baustelle.

 

Dort werde ich in etwa um 14.00 Uhr ankommen. Muss ich bis 16.00 Uhr warten, habe ich immer noch genügend Zeit, die nächste Ortschaft mit Übernachtungsmöglichkeiten zu erreichen.

 

Bei der Baustelle werde ich von einem mit grüner Fahne winkenden Arbeiter empfangen und kann ohne anzuhalten durch den Erdrutschbereich hindurchfahren, worüber ich mich natürlich freue.

 

Cusco kann ich trotz dem schnellen Durchkommen bei der Baustelle heute nicht mehr erreichen, weshalb ich in Quince Mil, der letzten Ortschaft auf meiner Strecke im Amazonasbecken eine Übernachtung einlege.

 

Die Ortschaft liegt auf 800 Meter und gemäss meiner Karte stehe ich 100 Km später auf 4'800 Meter. Ich starte deshalb heute etwas später, damit ich dort oben nicht gleich erfriere.

 

Je höher ich steige, je mehr verändert sich die Landschaft. Der Dschungel verabschiedet sich langsam und die schroffe Bergwelt macht sich breit.

 

Die Temperaturen wechseln alle paar Kurven von heiss auf frisch, dann auf kühl, bis es so kalt wird, dass ich ein paar Schichten anziehen muss.

 

Für einmal stört mich die Kälte nicht, Nein, ich erfreue mich über das erfrischende Gefühl.

 

Oben auf dem Pass ist der Schnee nicht weit und ich bin froh, dass ich gutes Wetter habe.

 

Ab hier verläuft die Strecke bis Cusco zwischen 3'000 – 4'000 Höhenmeter, was bei mir ein leichtes Kopfweh hervorruft und dem Honda Motor einige PS stiehlt. Dafür reduziert sich der Benzinverbrauch erneut spürbar.

 

Je weniger Luft vorhanden ist, je weniger Benzin benötigt es, damit das richtige Brenngemisch in den Zylinder gelangt. Dank der Einspritzung muss ich mich dabei um nichts kümmern.

 

In Cusco angekommen, finde ich meine im alten Stadtkern liegende Unterkunft auf Anhieb. Danach brauche ich zuerst einmal eine Pause, um Luft zu holen und anschliessend einen feinen Cappuccino in einem der vielen Touristen Cafés.


Klicke auf das jeweilige Bild für eine Bildvergrösserung und Beschreibung

Die dünne Luft raubt mir den Schlaf und ich schleppe mich ziemlich gerädert zum Frühstück.

 

Meine Kopfschmerzen sind dafür verschwunden und andere Beschwerden habe ich bis jetzt nicht.

 

Ich esse in Ruhe und lege mich danach nochmals für zwei Stunden hin.

 

Vor 20 Jahren war ich als Rucksack Tourist schon einmal für einen Monat in Peru unterwegs und habe Cusco, Machu Picchu, Titicacasee See, Arequipa und den Colca Canyon besucht.

 

Ich kenne deshalb die Sehenswürdigkeiten der Stadt und kann meine Tage relaxed angehen.

 

In der heutigen Zeit den Machu Picchu zu besuchen, ist kein Spass mehr. Die Tickets sind meistens über Monate hinweg ausgebucht und der effektive Besuch der Stätte ist mit unzähligen Regeln belegt, damit die Touristenströme alle durchgeschleust werden können. Nein danke.

 

Mittags schlendere ich zum Plaza de Armas, dem Hauptplatz von Cusco und setze mich bei angenehmen Frühlingstemperaturen auf eine Bank in der Sonne.

Nach wie vor ist der historische Stadtteil einer der schönsten in Südamerika. Die Touristenmassen sind zwar einiges grösser geworden, doch kann dies dem Flair der Hauptstadt der Incas nichts anhaben.

 

Ich fühle mich gut und mache mich auf zu einem Stadtspaziergang. Durch die Gasse mit den Hausmauern, welche die Incas aus riesigen Steinblöcken gebaut haben, hinauf ins San Blas Viertel mit seinen schmalen ruhigen Gässchen.

 

Und weil meine Lunge weiterhin genug Luft reinbringt, erklimme ich den Hügel zum schönsten Aussichtspunk über die Stadt, dem Cristo Blanco.

 

Die auf gleichere Höhe liegende Inca Stätte Sacsayhuaman hätte ich mir auch nochmal angeschaut, jedoch benötige ich dazu ein Touristen-Ticket, welches 13 verschiedene Sehenswürdigkeiten in und um Cusco beinhaltet, was ich nicht habe. Und Einzeleintritte verkaufen sie nicht.

 

Für den Weg runter wähle ich andere Gassen, bis ich eine Stunde später wieder im Hotel bin und relaxe. Mein Tag beendet ein feines Essen in einem der umliegenden Restaurants.


Nach dem Frühstück ziehe ich meine Motorradklamotten an und starte auf eine Rundfahrt zu zwei mir nicht bekannten Sehenswürdigkeiten.

 

Aus Cusco heraus führt mich eine steile Strasse, die durch die Aussenquartiere führt. Dabei werde ich zweimal von mehreren Hunden angebellt und verfolgt.

 

Unzählige dieser halbwilden Strassenhunden lungern herum oder belagern in Gruppen die herumliegenden Müllberge. Ein echtes Problem, zumal die Tollwut in Peru präsent ist.

 

Bald wird es ruhiger auf der vor mir gewählten Strecke, bis ich in die Nähe der ersten Sehenswürdigkeit komme, der Inca Stätte Moray.

 

Die Anlage besteht aus mehreren Terrassen in verschiedenen Höhen, die in drei natürlichen Dolinen (Trichterförmige Vertiefungen) mit verschiedenen Tiefen angelegt wurden.

 

Diese Anlage diente den Incas zum Anbau von landwirtschaftlichen Produkten und Versuchsstätte und ist nicht ein Amphitheater, wie das auf den ersten Anblick den Anschein macht.

 

Ich biege also auf die Zubringerstrasse ein und werde alsbald von unzähligen Touristenbusse umringt.

 

Bei der Anlage herrscht entsprechend viel Trubel. Bei der Ticketkasse bin ich jedoch der Einzige, weil ausser mir niemand individuell angereist ist. Alle anderen Besuchern bezahlen ihren Eintritt über den Tour Preis.

 

Durch die Weitläufigkeit der Anlage verteilen sich die Gruppen schnell und ich habe genug Zeit mir alles in Ruhe anzuschauen.

 

Mein nächstes Ziel sind die Maras Salzfelder, die entlang einer Bergschlucht verlaufen. Angeblich sind es mehr als 4000 Salzfelder.

 

Bereits zu Zeiten der Incas wurde hier Salz gewonnen, was bis heute anhält.

 

Für die Anfahrt wähle ich eine Schotterpiste, fernab der Touristenbusse, auf die ich erst wieder bei der einzigen Anfahrtsstrasse in die Bergschlucht zu den Salzfeldern treffe.

 

Die Piste ist nur einspurig, weshalb die Busse auf den kleinen Aussichtplattformen nicht anhalten können, sondern in einem Zug hinunter zum Eingang fahren müssen.

Mir gefällt das, da ich mit der Honda gut halten und die Aussicht ohne Rummel geniessen kann.

 

Die anschliessende Talfahrt bringt mich hinunter ins Urubamba Tal, dass auch das Heilige Tal der Incas genannt wird, weil sich zahlreiche Überreste der Inca Kultur in dieser Region befinden.

 

Mich interessiert jedoch etwas anderes in der gleichnamigen Kleinstadt Urubamba.

 

Mein Lebenspartnerin hat vor über dreissig Jahren in der Ortschaft für ein Jahr in einem Kinderheim gearbeitet.

 

Gemäss Google Maps gibt es den Ort immer noch, jedoch ist es heute ein Hostal. Ich fahre trotzdem dahin, um zu schauen, ob noch irgendjemand von früher dort arbeitet und wie die Anlage heute ausschaut. Dank moderner Technik kann ich dabei meine Lebenspartnerin über WhatsApp mitnehmen.

 

Nach einigem Suchen finde ich die Anlage und halte auf dem Parkplatz an. Im grossen Garten steht ein Mann und giesst die Pflanzen.

 

Ich stelle mich ihm vor und erzähle ihm, weshalb ich hier bin. Es stellt sich dann schnell heraus, dass er während der Zeit, als meine Partnerin hier arbeitete als Koch tätig war und er sich an sie erinnert.

 

Das freut mich und ich rufe zu Hause an und verlinke die Beiden, die sich sofort freudig wiedererkennen.

 

Schön, dass die Technik von heute ein solches Wiedersehen ermöglicht, auch wenn selbstverständlich eine persönliche Begegnung viel mehr Bedeutung hat als über das Telefon.

 

Einiges später verabschiede ich mich dankend vom heutigen Gärtner und früheren Koch, der sich sichtlich über den Ausstauch mit meiner Lebenspartnerin gefreut hat.

 

Mittlerweile sind dunkelgraue Wolken aufgezogen und meine Rückfahrt nach Cusco wird einiges kühler und etwas wässerig.

 

Meinen morgigen letzten Tag in Cusco nutze ich für meine Routenplanung durch die Bergwelt von Peru nach Norden und für einen kleinen Motorradcheck.



Route und Downloads

Download
Track Cusco, die Hauptstadt der Incas.gp
XML Dokument 2.5 MB
Download
POI Cusco, die Hauptstadt der Incas.gpx
XML Dokument 29.5 KB