Vorbei an Vulkanen und Lagunen bis nach Quito

Lauter Donner und das Geplätscher von heftigem Regen sind meine Wecker heute Morgen. Da drehe ich mich doch gleich noch einmal um und döse weiter. Der Donner verzieht sich, der Regen jedoch nicht, und so lese und entspanne ich den Tag hindurch. Gegen Abend bewege ich mich doch noch ein wenig und gebe meinem knurrenden Magen neues Futter in einem Restaurant mit Dschungel Einrichtung. 

Der neue Tag bringt besseres Wetter, und so mache ich mich nach dem Frühstück auf eine kleine Erkundungstour durch Banos. Dabei mache ich die eine oder andere Entdeckung, wie das Restaurant Fondue Garden oder eine fesche Hardcore-Enduro, von denen es zu meiner Überraschung in Ecuador einige gibt. Den Nachmittag verbringe ich mit dem Schreiben meines Reiseberichts und einem Gespräch mit einem deutschen Paar, das einige Monate durch Südamerika reist und zuvor für längere Zeit in China gearbeitet hat.


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Für meine Fahrt nach Riobamba zeigt die Wetter-App einigermaßen gutes Wetter an. Das hat leider nichts zu sagen, weil wie bei uns in den Bergen auch in den Anden die Verhältnisse schnell ändern. So bleibt mir nur zu hoffen, dass es ohne Nebel und Starkregen klappt. Jedenfalls erwartet mich die Sonne beim Frühstück und Beladen der Honda, was mich dazu verleitet, auf einen der umliegenden Hügel hinaufzufahren in der Hoffnung, den Vulkan Tungurahua zu Gesicht zu bekommen, der immer wieder mal ausbricht und unter den Einwohnern von Baños Angst und Schrecken verbreitet.

 

Auf einem steilen Sträßchen kämpft sich die Honda die 700 Höhenmeter hinauf zu einem der Aussichtspunkte. Während der Fahrt werden die Weitblicke in die Umgebung immer besser und lassen mich auf eine Sicht auf den fast 5.000 Meter hohen Feuerspeier hoffen. Oben angekommen, hüllen mich jedoch zuerst einmal wieder dichte Nebelschwaden ein. Ich bin positive gestimmt und setze mich deshalb auf einen Stein und warte, was alsbald belohnt wird. Der Vulkan zeigt sich, die Spitze bleibt jedoch hinter einem Wolkenfeld verborgen. Trotzdem ein imposanter Anblick, und ich möchte nicht wissen, wie es sich in Baños unten anfühlt, wenn der Riese oben Feuer, Rauch und Lava spuckt.

 

Von Baños aus folge ich eine Weile den Flüssen Pastazi und Cutuchi, vorbei an großen Blumengärtnereien. 

Dazwischen zeigt sich mir nochmals der Tungurahua, und dieses Mal ohne Wolkenkopfbedeckung.

Etwas später biege ich in Richtung Süden ab und folge erneut dem Fluss Pastazi. Die Sonne scheint mir weiterhin ins Gesicht, weshalb ich mich für eine Schotterstraße auf der anderen Seite des Flusses entscheide. Diese zieht den Hügel hinauf und ermöglicht mir schöne Blicke auf das Flusstal. Etwa 15 Kilometer später trifft die Piste erneut auf die Teerstraße, was mir aber nicht vergönnt ist. Wegen einer Baustelle zwei Kilometer vor der Kreuzung ist die Schotterstraße gesperrt, und die Bauarbeiter lassen sich nicht überzeugen, mich durchzulassen. Schöner Mist, jetzt muss ich die ganze Strecke wieder zurückfahren. Auch das schaffe ich und erreiche bald darauf die zurückliegende Kreuzung mit der Teerstraße, worauf ich eine Stunde später nach Riobamba gelange. Bei einem Bed & Breakfast finde ich ein angenehmes Zimmer und spaziere anschließend durch die Kleinstadt und verspeise in einem gediegen eingerichteten Restaurant ein frühes Abendessen. Auf dem Rückweg sind jetzt einige der Straßen für einen Umzug gesperrt. In meiner Unterkunft erfahre ich, dass um die Weihnachtszeit etliche Umzüge mit offiziellen Vertretern der Stadt stattfinden, die mit Tanzgruppen aufgelockert werden.

 

Bevor es dunkel wird, erhasche ich noch einen Blick von der Dachterrasse auf den Vulkan Chimborazo, der vor den Toren der Stadt thront.


Um 07:30 sitze ich am Frühstückstisch mit drei anderen Gästen, die ich gestern zu keiner Zeit in dem kleinen Gasthaus bemerkt habe. Eine Engländerin, die Fieber hat und kaum etwas essen will, eine Deutsche, die beruflich hier ist und für eine NGO-Firma arbeitet, die in der Stadt ein Projekt unterstützt, und ein Ecuadorianer von der Küste. Die bunte Mischung generiert interessante Gespräche. Trotzdem verlasse ich die Runde kurz darauf, da ich das gute Wetter am Morgen ausnutzen will, um zum Nationalpark Chimborazo mit dem gleichnamigen Vulkan zu fahren.

 

Beim Verlassen der Stadt ist der 6.250 Meter hohe Vulkan omnipräsent. Jedoch sind auch die Wolken, die an beiden Flanken des Berges hochziehen, deutlich zu sehen. Und so kommt es, dass er bereits hinter dicken Wolken verhüllt ist, als ich zum Eingang des Nationalparks auf 4.300 Meter hinauffahre. Vom Parkeingang führt eine Schotterpiste zum Refuge auf 4.850 Meter Höhe. Motorräder sind allerdings im Park nicht erlaubt. Ich halte beim Parkeingang und richte mich auf eine längere Wartezeit ein, in der Hoffnung, dass sich wie gestern beim Vulkan Tungurahua die Wolken lichten und mir einen Blick auf den Vulkan freigeben. Leider ist die Wolkendecke zu dicht, und nach einer Stunde beginne ich zu frieren, weshalb ich meine Fahrt fortsetze.

Einige hundert Höhenmeter tiefer biege ich auf die alte Verkehrsstraße nach Ambato ab und tauche in eine grüne, von Landwirtschaft genutzte Hügellandschaft ein. Ein Stück weiter führt die Straße durch eine lange, schmale Schlucht entlang des Flusses Ambato bis zur gleichnamigen Stadt.

Diese überrascht mich mit sauberen Straßen, eleganten Häusern, modernen Geschäften und vielen Restaurants und Cafés. In einer dieser Koffeinstuben lege ich eine Pause ein und ziehe als Erstes meine Unterjacke aus, da die Temperaturen wieder einiges gestiegen sind.

 

Die Weiterfahrt bis zu meiner Unterkunft in Latacunga ist nicht mehr so beeindruckend, weil die Verkehrsachse aufgrund der Nähe von Quito auf zwei, teilweise sogar auf vier Spuren ausgebaut ist. Lediglich beim Aussichtspunkt auf die Laguna de Yambo halte ich an. Sogleich werde ich von einer Parkwächterin angesprochen, die einen Dollar kassieren will. Ich sage ihr, dass ich nur ein Foto machen möchte und dann weiterfahren werde, was sie mit einem finsteren Gesicht quittiert. Im Gegensatz zur schicken Stadt Ambato ist Latacunga wieder eine typische Andenstadt, die vor Straßenhändlern am Strassenrand und Gehsteigen überquillt, während sich Menschenmassen irgendwie dazwischen durchquetschen. Die Straßen sind ebenfalls verstopft und für einige hundert Meter benötige ich fast eine halbe Stunde. Dann stehe ich endlich vor der Garage des kleinen Hotels und erhalte Einlass. Die lange, kalte Wartezeit beim Chimborazo auf 4.300 Meter fordert ihren Tribut und ich lege mich müde aufs Bett und schlafe bald darauf ein. Kurz vor Küchenschluss erwache ich glücklicherweise und bekomme noch etwas zu Essen im Hotelrestaurant.


Da der Chimborazo gestern bereits um 08.00 Uhr morgens in den Wolken verschwand, starte ich heute bereits um 07.00 Uhr. So könnte ich möglicherweise den Vulkan Cotopaxi sehen. Zu dieser Zeit gibt es kaum Straßenhändler und wenig Verkehr, wodurch ich reibungslos aus Latacunga herauskomme. Die Straße windet sich den Berg hinauf, und einige Kurven später zeigt sich mir der knapp 5.800 Meter hohe Cotopaxi auf der gegenüberliegenden Seite der Ebene. Meine frühe Abfahrt hat sich gelohnt. Und es wird noch besser, weiter oben sehe ich in der Ferne erneut den Vulkan Tungurahua bei Baños. Es fehlt nur noch der Chimborazo, der sich jedoch einmal mehr bereits in Wolken verhüllt.

 

Ein weiterer Grund für meinen frühen Start ist mein nächstes Ziel, die Laguna Quilotoa. Sie liegt auf 4.000 Metern Höhe in einer Caldera, die vermutlich durch eine Vulkanexplosion entstanden ist. Von dort führt eine Nebenstraße durch die Anden bis in die Nähe von Quito, die ich ebenfalls gerne befahren möchte. Bei Regen und Donner, die oft am Nachmittag einsetzen, wäre das jedoch kein Vergnügen.

Doch zuerst kurve ich hinauf bis auf 4.000 Meter und tauche dann in ein grünes, fruchtbares Tal ein, in dem einige Dörfer liegen. Hier zeigt sich mir mit dem Iliniza Sur ein weiterer Vulkan. Etwas später biege ich auf die Straße zur Laguna ab, die am Canyon Rio Toachi vorbeiführt. Beim einzigen Aussichtspunkt halte ich an und muss wie schon fast üblich in Ecuador einen Dollar bezahlen, damit ich die Aussicht genießen darf. Dieses Mal bezahle ich und lege gleich eine Pause ein.

 

Das Wetter meint es heute ebenfalls gut mit mir, und bei Sonnenschein erreiche ich etwas später das Eintrittsportal zur Laguna Quilotoa. Ohne Eintritt gibt es auch hier keine Aussicht. Ich bezahle und erhalte ein Ticket, das 100 Meter weiter von einer Parkwächterin kontrolliert wird.

Erst dann erreiche ich den Parkplatz, von dem aus ich zu Fuss durch die kleine Siedlung, die nur aus Läden, Hotels und Restaurants besteht, zum Aussichtspunkt gelange. Grün schimmernd liegt der Kratersee in der Caldera, die einen Durchmesser von 3 km aufweist. Wer möchte, kann auf dem Kraterrand einmal um die Laguna wandern. Ich begnüge mich mit der tollen Aussicht.

Eine Stunde später setze ich meine Fahrt fort und kurve auf einer kaum befahrenen Straße durch die grünen Andenhügel. Das Leben in den einzelnen Dörfern und Siedlungen ist noch viel ursprünglicher. Die Felder werden von Hand bearbeitet, Vieh- und Schafherden nutzen die Straße und viele der Bewohner tragen traditionelle Kleidung. Obwohl die ersten dunklen Wolken am Horizont auftauchen, nehme ich mir Zeit und erreiche erst drei Stunden später erneut die Panamericana, die mich nach Quito führt. Wo zuvor der Cotopaxi die Umgebung beherrschte, sind es nun die Regenwolken, die das Zepter übernehmen. Und es dauert nicht lange, bis ich in den ersten Regenschauer gerate.

 

Der Verkehr wird bei Quito immer dichter, obwohl es kein Vergleich zum Chaos von Lima ist. So erreiche ich meine Unterkunft in der Nähe der Altstadt fast spielend und parke die Honda in der sicheren Garage. Ich werde über die Weihnachtstage in Quito bleiben und habe mir deshalb ein Doppelzimmer anstatt eines Einzelzimmers geleistet. Preislich ist das mit US$ 25.00 inklusive Frühstück und Garage immer noch günstig.

 

Ich ziehe mich um und treffe mich anschliessend mit zwei Reisepaaren, die ich bereits im Lima getroffen habe. Stefan und Risu nächtigen im gleichen Hotel wie ich und bleiben über die Festtage ebenfalls in Quito. Elke und Martin fliegen morgen für acht Tage auf die Galapagos Inseln.


Die Weihnachtstage bleibe ich in Quito. Meine Unterkunft liegt lediglich 10 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Stefan und Risu verbringen die Festtage ebenfalls im gleichen Hotel. So gehen wir gemeinsam Abendessen oder machen einen Ausflug in den Botanischen Garten, der in einem noblen Bezirk in Quito liegt. Die Fahrt dahin in der modernen und blitzblank sauberen Metro ist im Gegensatz zu den Klapprigen Bussen ein Vergnügen.   

 

Da nebst erkunde ich die Altstadt mit der riesigen Basilica de Voto Nacional. Als ich aus der Kirche komme, spricht mich ein Rucksacktourist aus Irland an. Er fragt mich, was ich von der Kirche halte und legt ohne auf meine Antwort zu warten mit einer Geschichte los, wo im Gott erschienen sein. Ich höre ihm mit ernster Mine zu und muss innerlich Lachen. Vermutlich geht es nicht um die Gotteserscheinung sondern um Geld, welches er früher oder später von mir bekommen möchte.

Als er keine Anstalten macht, seine Geschichte bald zu beenden, unterbreche ich ihn und sage, dass ich jetzt weitergehen möchte. Er stoppt seinen Redefluss und meint jetzt, ob ich ihm nicht etwas Geld geben könnte, da er heute Morgen ausgeraubt worden sei. Ich schüttle den Kopf und erwidere, dass er nicht so auftrete als ob er vor ein paar Stunden überfallen worden sei. Er murmelt dann etwas vor sich hin, was ich nicht mehr verstehen kann, weil ich ausser seiner Reichweite bin. 

 

Tagsdarauf kämpfe ich mich durch den Weihnachtsmarkt im alten Stadtviertel, der mit Menschen überfüllt ist. Nebst all den vielen Verkaufsständen und mobilen Händlern, ist es spannend zu beobachten, wie äusserst heterogen die ethnische Zusammensetzung der Landesbevölkerung ist. Ungefähr 40 % sind Mestizen, rund 36 % sind indigener, 10 % afro-ecuadorianischer und 10 % weißer Abstammung.



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